Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

39. TCM Kongress Rothenburg vom 30. April bis 4. Mai 2008

Gibt es das wirklich? Trotz der 1072 TeilnehmerInnen der hauptsächlich europäischen TCM-Gemeinschaft, immerhin 3% mehr als letztes Jahr, verlief der Rothenburger TCM Kongress in einer großen Ruhe, die zu einer besonderen Atmosphäre des Lernens, der Inspiration, der Begegnung und des Austausches geführt hat. Es waren 299 Teilnehmer, die aus 31 Ländern teilweise um die halbe Welt angereist sind, auch um der Chinesischen Medizin das in ihr enthaltene nationenübergreifende Wesen zum Ausdruck zu bringen. 94 internationale Dozenten und die 12 versierten Dolmetscher aus dem In- und Ausland sorgten für die Vermittlung von Essenz, Wesen und Witz der CM.

Eine besondere Entdeckung im beidseitigen Sinne war Sabine Wilms, die schon so lang in den Staaten lebt, dass sie ihrem Deutsch unberechtigterweise nicht viel zutraute. Sie ist ein gutes Beispiel wie Geschichte (Sun Simiao) und Sprachwissenschaft lebendig und hochinteressant dargestellt werden kann. Sie war sehr erstaunt und erfreut über die Tiefe, Kenntnis und Aufnahmebereitschaft der Teilnehmer.

Craig Mitchell aus der Schule um Dan Bensky beeindruckte nicht nur durch seine praxisrelevanten Einsichten in das Shanghanlun, sondern auch durch sein freundliches Auftreten.

Alex Tiberi hat mit spannenden Themen (Sun Simiao und Kinderheilkunde) und seiner lebendigen Vortragweise viele Kollegen inspiriert und bereichert.

Das Hauptthema Ohrakupunktur wurde von vielen zu einer umfassenden Unterrichtung wahrgenommen.

Die verbindende Wirkung des Kongresses wirkt über die Grenzen hinaus und zieht Neugierige, sogar Andersdenkende an. So war es uns zur Ehre, dass der Präsident der ICMART, der Weltgesellschaft für ärztliche Akupunkturgesellschaften, Francois Beyens aus Brüssel, insbesondere zur Kommunikation über die Geschichte der europäischen Akupunktur beitrug. Trotz deutlich unterschiedlicher Standpunkte war der Austausch erfreulich. Die Chefs der Firmen Sunten (großer TCM-Arzneimittelhersteller aus Taiwan), Helio Medical und von Seirin (größter japanischer Nadelproduzent) konnten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Auch Gustav Dobos von der Universität Duisburg-Essen brachte zunächst das Plenum mit einem beeindruckenden Vortrag in Erstaunen, in dem er Forschungen innerhalb des System für den Praktiker vorstellt, wie z.B. hier vereinfacht dargestellt, dass Guasha bei Migräne effektiver sei als Akupunktur. Mehr in die Tiefe konnte er am TCM-Wissenschaftstag nicht gehen.

Die Zahl der Events mit historisch-chinesischen Hintergrund steigt rapide und dient damit der Erweiterung kultureller Kenntnisse. So hat die Firma Herbasin open air bei heißer Kraftsuppe und einem tollen chinesischen Traditions-Trio für ihre Produkte geworben. Die Firma Lian Chinaherb veranstaltete eine Qin-Musik-Session unterstützt durch Ginseng-Sekt und allerlei essbarem Chinesischen. Eine schöne phantasievolle Verbindung.

Die Zahl der helfenden und unterstützenden Kollegen ist groß, und immer wieder werden neue Ideen beigetragen: so hat Peter Firebrace, der sich mit seinen beiden Lesungen von moderner, eigener CM-Lyrik hervortat, einen Rothenburg Rock verfasst, der unter www.youtube.com/watch?v= VRfGB-1SfVg zu erleben ist.

Unser israelischer Kollege Yair Maimon, der sich nicht nur durch immer vollere Kurse auszeichnet, bat letztes Jahr seinen Freund Eitan Dotan, einen dort sehr bekannten Dokumentarregisseur, vorbeizukommen und seine Kameras mitzubringen. So ist ohne allzu viel Aufwand ein Kurzfilm entstanden, der mehr vom Geist des Rothenburgkongresses überbringt, als mit Worten darstellbar ist: http://de.youtube.com/watch?v=BmP5UUOhmKY

Gerd Ohmstede, Kongressleitung

(Und noch was zum Lachen http://www.youtube.com/watch?v=aTvJFEkIstU)

Transmission – Veränderungen im Lauf der Zeit…

Zu Seminaren in Rothenburg:

Helmut Magel über Daverick Leggett:

Christiane Seifert: Qi- und Blut-Aufbau – die Grundlage der Ernährungsberatung

François Jullien: „Das Leben nähren: Abseits vom Glück“

TCM-Wissenschaftstag

Bob Fisher über Sybill Huessen und Scott Tower: Pulsdiagnostik – Puls und die Zukunft – Wie der Puls die Pathologie voraussagt

Craig Mitchell: Die Behandlung von psychischen und emotionalen Störungen nach dem Shang Han Lun

Dr. Arnaud Versluys: Der Kanonische Arzt Das Leben und Lebenswerk von Zhang Zhongjing

Marlies Bollow über Sabine Wilms in Rothenburg

Bernd Michel über Craig Mitchell: Die Behandlung von psychischen und emotionalen Störungen nach dem Shang Han Lun

Ines M. Brüntrup über Philippe Nicolas: Ein dem Ling Shu Kapitel 9 entnommener Vergleich zwischen dem Karotiden- und Radialispuls

Roswitha Hauke über Alex Tiberi: Youth, sexuality and health: the techniques of Sun Simiao for nourishing life und Phlegm and the Mind – autism, ADD/ADHD and learning disorders

Doris Schultze-Naumburg über Radha Thamirajah: Kosmetische Akupunktur und die Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen mit Akupunktur und Bachblüten

Sabine Goldmann über Morgen- und Abend-Qigong

Der diesjährige Kongress bot für alle Qigong-Interessierte ein breites Angebot.

Morgens und abends konnte man verschiedene Qigong-Stile auf der großen Wiese an der Tauber kennenlernen und gemeinsam üben.

Daverick Legett, Qigong-Lehrer und TCM Therapeut aus England brachte die „Hua Gong Healing Form“ näher, die hauptsächlich auf der Qi-Aufnahme, Steigerung des Qi-Durchflusses und auch Abgabe von trübem Qi beruht. Sehr einfache aber effiziente Bewegungen kennzeichnen diese Form, sie machen munter und vital, es entsteht ein angenehmes Qi-Gefühl.

Dr. med. Michael Plötz, Facharzt für Allgemeinmedizin und Qigong-Lehrer mit Leitung des Ausbildungszentrums in Hamburg für Qigong und Taijiquan unterrichtete die Form des Shu Jin Zhang Gu Gong (Qigong für Muskeln, Sehnen und Knochen). Diese Form ist eine Basisübungsform, in der über gezielte Dehnungen und Verwringungen der Muskeln eine verstärkte Durchlässigkeit der Muskeln, Sehnen und Gelenke angesprochen wird. Man spürt beim Üben eine starke Durchblutung der Muskulatur, eine hohe Effektivität, was die Bewegung anbetrifft und man fühlt sich wesentlich vitaler und gestärkt.

Dr. med. Ingrid Reuther, Dozentin der Medizinischen Gesellschaft für Qigong für Qigong Yangsheng brachte uns die Methode des Rückwärtsgehen nahe, das nach chinesischer Vorstellung den Funktionskreis Niere stützt, u.a. da man sich in Richtung Nieren, Mingmen bewegt. Es werden neue Bewegungsmuster erschlossen, andere Muskeln aktiviert, die Achtsamkeit wird erhöht und letztendlich führt es zu einem veränderten Bewusstsein.

Nach einem ganzen Tag Kurs oder Vorträgen boten diese angebotenen Qigong-Einheiten eine wunderbare Möglichkeit zur Entspannung und Bewegung und das in dieser traumhaften Kulisse.

Vielen Dank!



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