Der Mann in der Naturheilkunde

Männer erkranken anders

Von Falk Fischer

Eine Studie des Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, erschienen im Journal of the American College of Cardiology im Februar dieses Jahres, sorgte kurzzeitig für große Aufmerksamkeit in vielen Medien. Eine amerikanische Forschergruppe um C. Noel Bairay Merz hatte herausgefunden, dass bestimmte Herz- und Gefäßerkrankungen bei Frauen oft zu spät oder gar nicht erkannt würden, weil die Diagnoseinstrumente überwiegend am Paradigma des herz- oder gefäßsystemerkrankten Mannes entwickelt worden seien. Frauen aber erkranken anders. Konkret war festgestellt worden, dass sich bei Frauen – und insbesondere jüngeren Frauen – Ablagerungen bevorzugt in den herzfernen Gefäßbereichen festsetzen, bei Männern hingegen mehr die direkt zum Herzen führenden Gefäße verstopfen. Was sich in diesem Fall als diagnostische Vernachlässigung für Frauen erweist, lässt umgekehrt fragen, warum Männer eigentlich weniger „herzoffen“ sind und ob nicht an ganz anderer Stelle im Vorfeld der Erkrankungen systematische diagnostische Fehlleistungen erbracht werden, die hier auf Kosten der Männergesundheit gehen.

Unterschiedliche Konfliktverarbeitung

Dem scheint tatsächlich so zu sein. Aus der Hirnforschung ist bekannt, dass emotionale Problemsituationen von Männern verstärkt in Handeln umgeschrieben und auf der Handlungsebene ausgetragen werden, von Frauen dagegen eher in Sprache. Insofern kein Wunder, dass die Veräußerungsorgane, der Muskelapparat und damit auch die äußeren Gefäßsysteme bei Männern weniger von Ablagerungserscheinungen betroffen sind. Dafür „klemmt“ es aber eher bei der inneren Verarbeitung. Statistiken sprechen hier eine recht deutliche Sprache: Männer nehmen die Symptome ihres Körpers oft viel weniger wahr, bagatellisieren ihre Beschwerden häufiger, schieben Arztbesuche länger auf oder vermeiden sie gar und lassen sich nicht ganz so gerne auf psychische Deutungen ihrer Symptome ein. Männer, so schreibt die Münchener Privatdozentin M. Möller-Leimkühler, „neigen eher zu einem mechanistischen Gesundheitsmodell und fühlen sich gesund, wenn sie körperlich funktionieren. In dieses Funktionieren investieren sie sogar weniger Mühe als in die Wartung ihres Autos.“ Frauen identifizieren Gesundheit demgegenüber eher mit psychischem und sozialem Wohlergehen.

Folgerichtig werden bei Frauen viel öfter psychosomatische und funktionelle Beschwerden diagnostiziert, so dass sie auch wesentlich mehr Medikamente konsumieren. 70% aller Medikamentenabhängigen sind Frauen. Bei den Suchtkranken jedoch dominieren klar die Männer. Hier deutet sich ein scheinbarer Widerspruch an, der noch wesentlich prägnanter im Zusammenhang mit Depressionserkrankungen zutage tritt. Laut zahlreicher Statistiken erleiden Frauen 2-3 mal häufiger in ihrem Leben eine Depression, während Männer etwa dreifach mehr Suizid begehen. Suizid korreliert stark mit Depression, wenn auch sicher nicht zu 100%. Trotzdem lässt sich daraus vermuten, dass die Depressionsdiagnostik ganz analog zur Herz- und Gefäßdiagnostik eine geschlechtsspezifische Asymmetrie aufweist, die an dieser Stelle jedoch zulasten der Männer geht.

Unerkannte Männerdepression

Männerpflanzen

Allium ursinum

Avena sativa

Carduus marianus

Bursa pastoris

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Literatur
(1) A.-M. Möller-Leimkühler, Buchbeitrag, Männer und Depression
(2) Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau (Schweiz) 2002
Internet: http://manndat.abplesk01.de/index.php?id=41
Internet: www.koerperliche-erkrankung.de/maennergesundheit/

Anschrift des Verfassers:
Dr. Falk Fischer
Physiker, Wissenschaftsjournalist
Arbeit am Tonfeld®
Ernst-Menne-Weg 6
57076 Siegen



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