FACHFORUM

Ein Fall von ADHS

Von Wolfgang Spudy

Das ADHS-Syndrom (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist inzwischen eine weitverbreitete psychische Auffälligkeit heranwachsender Kinder vor dem 7. Lebensjahr. Es sind vor allem Jungen betroffen. Impulsives, überaktives Verhalten ist mit fehlender Konzentrationsfähigkeit, häufig auch mit mangelndem Sozialverhalten kombiniert. Diese Kinder sind je nach Schweregrad kaum einschulungsfähig. Das Syndrom wird üblicherweise mit den Methoden der Verhaltenstherapie und mit Ritalin behandelt. Eine Besserung tritt häufig ab dem Pubertätsalter der Jungen ein.

Am 3. Juni 2000 wird der 8jährige Markus (Name geändert) von seiner Mutter in die Praxis gebracht. Sie bringt Untersuchungs- und Therapieberichte mit und erzählt mir die Geschichte seiner Erkrankung.

Er kam als 2. Kind des Elternehepaares nach 33 Schwangerschaftswochen wegen vorzeitiger Plazentalösung durch Kaiserschnitt auf die Welt. Geburtsgewicht 1790 g, Körperlänge 44 cm. Bei der Mutter wurde ein beginnendes Amnioninfektions-Syndrom festgestellt, das die vorzeitige operative Geburt erforderlich machte. Das Amnioninfektions-Syndrom (Chorioamnionitis) ist eine Infektion der Geburtshöhle, Plazenta, Eihäute und auch des Fetus während der Schwangerschaft oder Geburt, wenn ein vorzeitiger Blasensprung einsetzt oder die Geburt verzögert verläuft.

Es wird bei Markus eine leichte Frühgeborenenanämie festgestellt, die aber nicht transfusionspflichtig ist. Weiterhin zeigt sich bei ihm ein Prädilektionssyndrom (Vorzugshaltung), d.h. eine durch intrauterine Zwangshaltung in der Schwangerschaft verursachte Verformung verschiedener Körperteile. Deshalb bekommt er bereits im 1. Lebensjahr eine Krankengymnastik in einem heilpädagogischen Zentrum. Zu diesem frühen Zeitpunkt sind die Schäden der Vorzugshaltung durch die Behandlung meist reversibel.

Mit 4 Jahren kommt er in den Kindergarten, wo er sich gut einfügt. Mit 5 Jahren stellt man erhebliche motorische Koordinationsprobleme fest, vor allem in der Feinmotorik. Er wird deshalb vom Kinderarzt an eine Praxis für Ergotherapie überwiesen.

Zitat aus dem ersten Untersuchungsbericht der Ergotherapeutin:

„Kommen inzwischen sehr gut miteinander zurecht, nachdem er mir in der ersten Stunde keine Möglichkeit ließ, mich auch nur kurz mit seiner Mutter zu unterhalten, hat ständig unterbrochen und lautstark dazwischen geschrieen. Nachdem ihn seine Mutter 5mal aufforderte, die Hängematte zu verlassen und seine Schuhe wieder anzuziehen und er sich nicht rührte, habe ich die Hängematte hochgehängt.

Er reagierte mit 10 Min. Brüllen wie am Spieß, was seine Mutter aus ähnlichen Situationen auch von daheim kennt. Danach rannte er auf sie los und schlug mit Händen und Füßen auf sie ein...“

Nach einjähriger Behandlung liegt ein Zwischenergebnis der Ergotherapie vor. Danach werden weitere Störungen festgestellt:
Er hat Mühe, Bewegungen nachzuahmen, Probleme mit der Kraftdosierung (immer zu viel Krafteinsatz), Unsicherheiten mit der Hand-Auge-Koordination. Auch die Wahrnehmungen sind gestört.

Auditiv: Merkfähigkeit eingeschränkt, z.B. beim Spiel „stille Post“ das Gehörte zu speichern und es dem Nächsten weitergeben. Schwierigkeiten beim Zuordnen von Klängen. Ein Wort finden mit bestimmtem Anfangsbuchstaben nicht möglich.
Taktil: Es ist ihm sichtlich unangenehm, von den anderen Kindern berührt zu werden. Stereognosie (räumliches Tastempfinden): Kann einen Gegenstand nur durch Tasten nur unsicher erkennen.

Propriozeption (Tiefensensibilität): Abgeschwächt. Hat gerne Bewegungen mit viel Rückmeldung über den eigenen Körper, z.B. Trampolin-Springen.
Vestibulär: Wenig empfindlich. Genießt starkes Schaukeln und Drehen.
Spiel- und Sozialverhalten: Stets aufgeschlossen und freundlich, gut zu steuern. Im Spiel wenig Ideen, Reaktionen teilweise verlangsamt, verliert schnell den Überblick, gibt bei Schwierigkeiten schnell auf. Hat im Spiel und Umhertollen das Bedürfnis, immer weiterzumachen, kann kein Ende finden.

Homöopathische Befragung:

Hierarchischer Ansatz:

Repertorisation:

...


Anschrift des Verfassers:
Wolfgang Spudy
Heilpraktiker
Am Rain 11
75328 Schömberg

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