Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Auf den Punkt gebracht

Wie lokalisiere ich meine ausgewählten Akupunkturpunkte korrekt

Von Helmut Knaack

Wie bekannt, ist die Wirkung der Akupunktur am besten, wenn wir das Zentrum des jeweiligen Punktes nadeln und dort das Deqi-Gefühl auslösen. Durch meine langjährige Unterrichts- und Praxis-zeit habe ich jedoch festgestellt, dass gerade Anfänger und mäßig Fortgeschrittene damit ihr Problem haben.

Nehmen wir als Beispiel einen oft benutzen Punkt wie Magen 36 ZUSANLI. Hier gibt es mindestens vier Lokalistions-Möglichkeiten. Eine wäre: einen Fingerbreit seitlich des unteren Ende der Rauheit des Schienenbeins oder anders ausgedrückt einen Fingerbreit lateral des distalen Endes der Tubererositas Tibiae.

Wo genau liegt diese Rauheit des Schienenbeins? Um das zu erfahren, sollten wir uns (unter fachlicher Anleitung) noch einmal mit der Anatomie beschäftigen. Wir sollten uns ein Skelett nehmen, diese Struktur erfühlen und sie dann auf den Körper übertragen. Durch diesen Vorgang haben wir eine Erinnerung über unseren Tastsinn, der den des auswendig gelernten ergänzt und vertieft. Auf diese Art und Weise sollten wir uns alle für die Akupunkturpunkte-Lokalisation wichtigen anatomischen Strukturen erarbeiten, um sicher in der Lokalisation zu werden.

Kommen wir zu Magen 36 ZUSANLI zurück. Eine weitere Lagebeschreibung wäre: eine Handbreit (des Patienten) oder 3 cun unterhalb von Magen 35. Teile ich nun die Strecke von dem Kniegelenksspalt außen oder der Kniegelenksfalte außen bis zum höchsten Punkt des Malleolus lateralis (seitliche Gelenkknorre), die ja bekanntlich 16 cun beträgt durch 4 und gehe dann am unteren Ende des oberen Viertels ein Cun nach oben? Zu kompliziert! Nein, ich nehme die Handbreite des Patienten, da ich an dieser Stelle des Körpers zu einem korrekten Ergebnis komme.
An anderen nicht.

Ist die Strecke mehr als 3 Cun von einer für die Cun-Masse relevanten Strecke entfernt, sollten wir diese Strecke dementsprechend teilen, da sonst der Akupunkturpunkt zu ungenau lokalisiert wird.

Beim Bauch müssen wir aufgrund des weichen Gewebes die angegebene Distanz immer durch entsprechendes Teilen lokalisieren.
Um eine Strecke korrekt zu teilen, benutze ich die Distanz bei meiner mehr oder weniger gestreckten Hand (je nach Distanz) zwischen Daumenspitze und Mittelfingerspitze meiner beiden Hände.
Es ist wichtig, die Distanz meiner beiden Hände abzugleichen ohne dabei die Hand zu verdrehen, da sonst Ungenauigkeiten entstehen.
Habe ich auf diese Weise den Punkt geortet, sollte der Therapeut den Mittelpunkt des Akupunkturpunktes noch einmal genau erfühlen, um noch eine bessere Zielgenauigkeit zu erreichen.

Ich wünsche mir, dass Ihnen mit diesen wenigen „Tipps“, von denen es natürlich noch mehr gibt, die Erfolgsrate Ihrer Behandlungen steigt und dass sie noch zufriedenere Patienten haben.

Zur Person: Helmut Knaack ist seit über zehn Jahren Lehrer an der August-Brodde-Schule und unterweist dort auch die Schüler im Ambulatorium, darüber hinaus betreibt er in Düsseldorf seit mehr als 20 Jahren eine Praxis für Chinesische Medizin.

Am 26. und 27.07.2008 ein Kurs statt: „Akupunkturpunkte korrekt lokalisieren“ mit Helmut Knaack im ABZ West, August-Brodde-Schule in Wuppertal

Anschrift des Verfassers:
Helmut Knaack
Duisburger Str. 113
40479 Düsseldorf



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