Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Interview mit Irene Schlingensiepen-Brysch

DGKH:
Frau Schlingensiepen-Brysch, Sie haben als Ärztin eine naturwissenschaftlich geprägte Ausbildung erfahren und im Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie über die Krebserkrankung und über das menschliche Gehirn geforscht. Daran schloss sich später die Hinwendung zur Homöopathie als Behandlungsmethode für Ihre Patienten an.

In wie weit ist, Ihrer Meinung nach, die Homöopathie eine Naturwissenschaft?

Irene Schlingensiepen-Brysch:
Die Homöopathie kann, wenn sie tatsächlich wirksam ist, dies nur aufgrund von Naturgesetzen sein. Die frühen Homöopathen, Hahnemann und Hering, haben sehr wissenschaftlich gedacht. Es zeigt sich heute in Experimenten, dass Hahnemann in kleinsten Details die Arzneimittelherstellung entlang von Naturgesetzen entwickelt hat. Wenn man die Vorgehensweise einfach mal eben verändert, werden die Substanzen, die vorher in Tierversuchen hoch wirksam waren, plötzlich unwirksam.

Hering hat gleichermaßen Naturgesetze beobachtet. Das gilt zuerst für seine drei berühmten Regeln: Homöopathische Heilung geht von innen nach außen, von oben nach unten und in umgekehrter Reihenfolge, in der die Symptome aufgetreten sind.

Hering hat auch vorhergesehen, dass es eine weit tiefere Ordnung in der Homöopathie gibt, als damals bekannt war. Ihn hat es sehr bewegt, dass zu seiner Zeit die Homöopathen kleine Details erforscht haben, ohne zu erkennen, dass dahinter eine größere Systematik steht. Es gibt Zitate, in denen er herbeisehnt, dass dies endlich erfasst wird. Und er sagt: wenn wir eines Tages soweit sind wie die Naturwissenschaftler, dass wir das Allgemeine hinter all diesen Details erkennen, dann sind wir da, wo es sich wirklich zu lohnen beginnt, Homöopath zu sein. Das war offenbar seine Vision. Und ich denke, das Schöne an der Entwicklung der letzten 30 Jahre ist, dass das, was er vorher gesagt hat, sich zu entwickeln beginnt. Nämlich, dass die Zoologen in Tierfamilien denken, eh sie das einzelne Tier bestimmen, die Botaniker in ganzen Pflanzenklassifikationen und die Geologen, die Mineralogen oder die Chemiker in chemischen Zuordnungen. Der andere entscheidende Aspekt, der sich entwickelt, ist eher von Freud und C.G. Jung beeinflusst: Das wirkliche Verstehen dessen, was der Patient erzählt.

Die Kunst der Anamnese erreicht mittlerweile oft eine ganz andere Tiefe, die wahrscheinlich ohne Freuds und C.G. Jungs Forschung gar nicht so denkbar wäre.

DGKH:
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Die Interviews führten Karin Kästle (Redaktionsleitung der Blätter für klassische Homöopathie) und Roger Rissel für die DGKH.



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Naturheilpraxis 06/2008