FACHFORUM

Fertigtees in der naturheilkundlichen Verordnung - Medizinaltees

Von Peter Germann

Es gab Zeiten, da waren Teeverordnungen gängiger als heute. Zwischendurch galten sie oftmals als überholt, umständlich in der Handhabung oder durch andere galenische Darreichungen ersetzt. Medizinaltees haben allerdings auch eine Menge Vorteile.

Die zur Verfügung gestellte Pflanze ist sehr nahe am gewachsenen Ausgangsmaterial, sie ist lediglich getrocknet worden. Frische Aufbrühungen setzen die Inhaltstoffe frei, um diese sofort oder innerhalb von Stunden therapeutisch anzuwenden. Dieses Verfahren ist denkbar einfach und durch die wenigen Verarbeitungsschritte sowie die direkte Verwendung sehr effektiv. Ein weiterer Vorteil ist sehr simpel, nämlich die Flüssigkeitszufuhr.

Bei fast allen Therapien spielt die Ausleitung eine große Rolle, und diese ist nur mit einer genügenden Trinkmenge möglich. Drei bis sechs Tassen Tee führen dem Patienten schon einen halben bis einen Liter Wasser zu. Bei den Durstlosen, das sind gar nicht so wenige, ist die Einnahme von Tabletten oder Tinkturen ohne die nötige Flüssigkeitszufuhr oft problematisch. Sollten Präparate mit nicht wasserlöslichen Stoffen zur Verabreichung kommen, können diese auch parallel zum Tee gegeben werden.

Werden Medizinaltees selbst zusammengestellt, sowie es in der phytotherapeutischen Praxis üblich ist, wird vom Therapeuten natürlich voraus gesetzt, dass er über ein fundiertes Pflanzenwissen verfügt, um eigene auf den Patienten abgestimmte Mischungen zu kombinieren. Wer sich nur mäßig mit der Phytotherapie auskennt, scheut dies oft. Aber es müssen auch nicht unbedingt Tees selbst kreiert werden, denn es sind fertige Mischungen von unterschiedlichen naturheilkundlichen Arzneifirmen auf dem Markt.

Verfolgt man die als Fertigarzneimittel angebotenen Medizinaltee-Angebote in den letzten Jahrzehnten, dann fällt auf, dass sie an Angebotsmenge immer mehr abgenommen haben. Viele Therapeuten kennen sicherlich noch das kleine Hevert-Teeheftchen mit den firmeneigenen Rezepturen. Hier wurden in Zusammensetzung und Wirkweise einundzwanzig Mischungen zu den unterschiedlichsten Indikationen vorgestellt. Davon sind heute noch sechs übrig geblieben, teilweise in veränderter Zusammensetzung, wovon Hevert Cholosom im Frühjahr 2008 und der Hevert Nerventee im Herbst 2009 vom Markt genommen werden sollen. Bei anderen Firmen sieht es ähnlich aus.

Nun liegt dies nicht nur daran, dass Teemischungen weniger rezeptiert wurden, sondern primär an der Gesetzgebung, welche für Fertigarzneimittel ganz bestimmte Kriterien aufgestellt hat, sodass altbewährte Zusammenstellungen den neuen Richtlinien nicht standhalten konnten und verschwanden. Eine reine, nachweisliche Drogenkombination nur nach der benannten Indikation, ohne nach dem naturheilkundlichen Prinzip die Ganzheit zu sehen und therapeutisch zu unterstützen, ist oft aus der Sicht des Heilpraktikers weniger effektiv. So muss immer mehr in Kombination mit anderen Präparaten gearbeitet werden, um in Verbindung stehende Systeme mit anzugehen.

Auch bei anderen Firmen mit Fertigtee-Tradition, wie Nestmann, PEKANA oder Infirmarius-Rovit sieht man, dass das Angebot nachgelassen hat. In den letzten Jahren sind allein von PEKANA sechs Teemischungen vom Markt genommen worden und zwar der Nerventee SOMCUPIN N, Darmtee DEFANTON N, die Diabetes Mellitus Mischung GLUCORECT N, Rheumatee apo- RHEUM N, die Drogenmischung für die oberen Luftwege apo-TUSS N sowie apo-OEDEM N gegen Ödembildung. Die noch drei verbliebenen Drogenmischungen sind teilweise in der Zusammensetzung „zurechtgestutzt“ worden. Auch Hanosan hat im Kompendium 2006 noch sechs Tees aufgeführt, wovon gerade mal einer übrig geblieben ist.

Nun haben die genannten Firmen nicht unbedingt den Ruf der Medizinalteetherapie, sondern ihren Schwerpunkt im Bereich der homöopathischen Komplexmittel, der phytotherapeutischen oder spagyrischen Darreichungen, runden mit dem Angebot der losen Drogenmischungen allerdings ihr unterschiedlich therapeutisches Konzept sehr gut ab. So soll auch die Teeverabreichung nicht primär als Alleinrezeptur verstanden werden, sondern mit den anderen Firmenangeboten verbunden werden, wobei natürlich auch firmen- übergreifend gearbeitet werden kann. Ein Nestmanntee sollte durchaus mit einem PEKANA-Spagyrikum kombiniert werden oder eine Hevert- Drogenmischung mit der Hildegard von Bingen Medizin. Hier hat der Therapeut freie Hand.

Auf Grund der Länge des Beitrages konnte ich nicht auf die Kombinationen mit anderen Präparationen eingehen; diese würde den Umfang bei weitem sprengen. Aber es soll hier eine Aufschlüsselung von Fertigtees vorgestellt werden, um auch den nicht hauptsächlich mit Phytotherapie arbeitenden Kollegen schnell die Möglichkeit der Entscheidung zu geben, welche lose Drogenmischung er beim individuellen Patientenbild einsetzt.

Natürlich gibt es noch mehr Fertigteemischungen auf dem Markt. Auch diese kommen ebenso in Frage, aber leider können nicht alle genannt werden. So habe ich mich für die entschieden, auf die ich auch häufig zurückgreife.

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- Der Artikel wird fortgesetzt -

Anschrift des Verfassers:
Peter Germann
Viriditas – Das Gesundheitshaus, Phytaro Heilpflanzenschule
Im Karrenberg 56
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Fax: 0231 / 88 08 66 – 11/15
Internet: www.phytaro.de



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