Atemwegserkrankungen

Raucherhusten - Ein Symptom und seine naturheilkundliche Therapie

Von Margret Rupprecht

20 Minuten nach der letzten Zigarette normalisieren sich der durch das Rauchen gesteigerte Blutdruck und die Herzfrequenz
12 Stunden später stehen 10% der roten Blutkörperchen, die vorher durch Kohlenmonoxid blockiert waren, wieder für die Sauerstoffaufnahme zur Verfügung
1 Tag später sinkt bereits das Risiko für einen plötzlichen Herztod
2 Tage später werden Geruchs- und Geschmackssinn wieder sensibler
7 Tage später ist der körperliche Nikotinentzug geschafft
3 Monate später hat sich die Lungenkapazität um bis zu 30% erhöht – der Körper kann wieder mehr Sauerstoff aufnehmen und gewinnt an Leistungsfähigkeit
9 Monate später sind die feinen Härchen in der Lunge weitgehend nachgewachsen –Raucherhusten und Kurzatmigkeit gehen zurück
12 Monate später sinkt das Risiko einer koronaren Herzkrankheit um 50%
5 Jahre später hat sich das Risiko für Schlaganfall, Lungenkrebs und Krebserkrankungen der Mundschleimhaut deutlich reduziert
10 Jahre später hat sich die Lunge fast vollständig erholt. Präkanzeröse Zellen wurden durch gesunde ersetzt.
15 Jahre später ist das Herzinfarktrisiko kaum höher als bei einem Nichtraucher

„Die Altäre rauchen nur durch den Weihrauch der Unglücklichen“, sagt ein Sprichwort aus China. Übertragen auf das Tabakrauchen lassen sich durchaus Parallelen beobachten. Menschen, die glücklich und ausgeglichen sind, haben meist kein Bedürfnis, nach der Zigarette zu greifen – es sei denn, sie rauchen nur ab und zu und dann vor allem aus Genuss.

Es ist mehr als spannend, die Konnotationen des Rauches in der Sprach- und Kulturgeschichte zu verfolgen. Unser Wort Rauch ist mit dem Verbum riechen ethmologisch verwandt. Erst seit mittelhochdeutscher Zeit bedeutet riechen: einen Geruch wahrnehmen. Es geht also um Wahrnehmung. Die Religionen machten sich dies zunutze: Um ihren Gläubigen das Göttliche wahrnehmbar zu machen, entwickelten sie Rauchopfer. So wurde Rauch in der Kulturgeschichte zum Symbol der Verbindung zwischen Himmel und Erde, Geist und Materie. Die Rauchsäule wird in der Symbolik gelegentlich zur Weltachse in Beziehung gesetzt. Der religiös-rituelle Charakter des Rauchens wird beim Rauchen der Friedenspfeife ebenso deutlich wie beim Schwingen des Weihrauchkessels in der katholischen Messe. Menschen neigen dazu, nach Halt im Spirituellen zu suchen, wenn sie ihn im Sozialen nicht finden. Die Zigarette wird zur „sozialen Balancierstange“, ermöglicht ein Ausweichen vor beängstigenden Kontaktsituationen, man nebelt sich und seine Umwelt ein, „raucht sich davon“, lässt Dampf ab oder stinkt gegen etwas an. So entsteht viel Rauch um nichts. Am Anfang einer Raucherbiografie steht nicht selten ein Kommunikationsproblem, am Ende die körperliche und psychische Abhängigkeit. Der Durchblick geht mitunter im Schleier des blauen Dunstes verloren, ebenso die Fähigkeit, andere Genüsse jenseits des Rauchens zu entdecken und eine ausreichende Befriedigung aus ihnen zu ziehen.

Tabakrauch enthält etwa 4000 chemische Verbindungen, von denen zahlreiche giftig und etwa 50 krebserregend sind. Es ist nur zu verständlich, dass der Körper diese Substanzen so schnell wie möglich wieder loswerden will. Rein mechanisch versucht er es über den Raucherhusten, das „AHA-Syndrom“ (Auswurf, Husten, Atemnot), das sich vor allem morgens bemerkbar macht, wenn die Bronchialschleimhaut die auf ihr klebenden Giftstoffe über Nacht mit Schleim umhüllt hat, der nach dem Aufstehen erst einmal abgehustet werden muss.

Raucherhusten gilt in der Medizin nicht als eigenständiges Krankheitsbild, sondern als Symptom der chronisch obstruktiven Bronchitis, in Fachkreisen als COPD (chronic obstructive pulmonary disease) bezeichnet, zu der auch das Lungenemphysem und die chronische Bronchitis mit asthmatischer Komponente zählen. Die Weltgesundheitsorganisation spricht von COPD, wenn „Husten und Auswurf an den meisten Tagen während drei Folgemonaten in zwei aufeinanderfolgenden Jahren bestehen.“ In Deutschland leiden mittlerweile ca. 7% der Bevölkerung an chronisch obstruktiver Bronchitis. Die meisten Patienten sind über vierzig; Männer sind dreimal so häufig betroffen wie Frauen. 90% der COPD-Patienten sind oder waren Raucher. Unter den Todesursachen steht die Krankheit mittlerweile auf Platz vier. Soviel zur Statistik. Noch ein Wort zur Differentialdiagnose: Menschen, die unter einer einfachen chronischen Bronchitis leiden, haben praktisch kaum Probleme mit Atemnot. Diese tritt erst auf, wenn der Atemwegswiderstand erhöht ist und die Lunge sich schlechter entfalten kann. Durch Belastung wird sie verstärkt.

Von der Attraktivität des Gesundseins: Raucherentwöhnung

Regeneration der Bronchialschleimhaut

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Literatur
Udo Becker: Lexikon der Symbole. Herder spektrum, Freiburg 2005
Ruediger Dahlke: Krankheit als Symbol. C. Bertelsmann Verlag, München 2002
Ruediger Dahlke, Margit Dahlke: Die Psychologie des blauen Dunstes. Be-Deutung und Chance des Rauchens. Knaur Verlag, München 2000
KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter, Berlin 2002
Linus Geisler: Leben mit Asthma, Bronchitis, Emphysem. Oesch Verlag, 2001
Volker Sill u. a.: Besser leben mit chronischer Bronchitis und Lungenemphysem. Trias Verlag, 2003
Olaf Rippe, Margret Madejsky u. a.: Paracelsusmedizin. Altes Wissen in der Heilkunst von heute. AT Verlag, 2001
www.onmeda.de
Die homöopathischen Einzelmittel wurden repertorisiert nach: a) Der Neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. 6418 Seiten. Dr. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur, Bielefeld 2001
b) Karl Stauffer: Klinische Homöopathische Arzneimittellehre. Johannes Sonntag Verlagsbuchhandlung, Regensburg 1955
c) William Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Verlag Grundlagen und Praxis, Leer 1973

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München



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