Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Die Entwicklung der TCM und des TCM Kongresses Rothenburg 2008: Raus aus der Ecke!

Nils von Below

Der diesjährige TCM Kongress Rothenburg steht unter dem Motto „TCM – Medizin der Zukunft“. Unter diesem Motto vereinen sich die verschiedene Aspekte und Umstände, in der sich die TCM im Augenblick bewegt.

Die Chinesische Medizin entwickelt sich zu einem wichtigen Bestandteil eines sich im Augenblick rasant entwickelnden Marktes der Medizin. In einem Umfeld, in dem die Schere zwischen der teuerer werdenden Gerätemedizin bei gleichzeitiger Abwertung der persönlichen Betreuung des einzelnen Patienten immer deutlicher zu Tage tritt, wird die Chinesische Medizin in der Zukunft eine bedeutende Funktion erfüllen. Es gilt, die Sehnsucht der einzelnen Patienten als Ganzes und als Individuum wahrgenommen zu werden, zu erfüllen. Genau dies ist durch die Chinesische Medizin möglich – und das ganz besonders durch die Entwicklungen, die die Chinesische Medizin im Westen genommen hat. Sie hat sich immer als eine Alternative im positiven Sinne zur so genannten „Schulmedizin“ verstanden.

Noch wichtiger für uns TCMler ist allerdings auch die Entwicklung, die die Chinesische Medizin als Ganzes im Augenblick macht. Die TCM wächst und das in einem rasanten Tempo. Dies spiegelt sich sowohl in Zahlen wider als auch im Inhalt. Diese Entwicklung ist international, jedenfalls im Westen.

Wenn Sie das Programm des diesjährigen TCM Kongresses Rothenburg genau studieren, wird Ihnen die unglaubliche Vielfalt auffallen, die inzwischen in der TCM herrscht. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich in einzelnen Gebieten in der Chinesischen Medizin zu spezialisieren. Es ist z.B. bei diesem TCM Kongress Rothenburg erstmals möglich, sich konsequent nur in einem Bereich wie der Kinderheilkunde oder der Ohrakupunktur von Mittwoch bis Sonntag durchgehend weiter zu bilden.

Damit spiegelt der TCM Kongress Rothenburg die Entwicklung der TCM-Welt des Westens als Ganzes wider. Sie hat inzwischen eine Größe erreicht, wenn nicht sogar schon überschritten, die neue Möglichkeiten eröffnet. Früher war es noch möglich, fast jeden Vortragenden, jede Richtung, die es in der TCM im Westen gibt, einigermaßen nach zu vollziehen. Was wir jetzt erleben, ist ein Überschreiten der „Kritischen Masse“ und damit eine neue Dimension an Größe und Vielfalt. Für viele wird diese erst einmal verwirrend erscheinen, aber letztendlich ist es die Konsequenz aller unserer Bemühungen der letzten Jahre.

Neben den Workshops und Kursen, die vor allem praktischen Weiterbildungsmöglichkeiten für den einzelnen Therapeuten darstellen, vergrößert sich auch der Anteil der Weiterbildungen, die sich mit der TCM im wissenschaftlichen Sinne beschäftigt. Sie stellen unter anderem folgende Fragen: Was machen wir hier? Welche Wurzeln haben wir? Wie können wir uns sinnvoll weiter entwickeln? Es sind die Fragen, die transzendent im eigentlichen Sinne sind. Das heißt, sie verlassen die Grenzen des Wissensgebietes und betrachten das Wissensgebiet von außen. Dies wird erst dann möglich, wenn ein Wissensgebiet genug „Masse“ aufweist, um solche Betrachtungen auch zu unterstützen. Wir haben den Eindruck, dass dieser Zustand jetzt erreicht ist und diese Form der Selbstbetrachtung und Untersuchung nun möglich bzw. ein wichtiger und letztendlich auch ein logischer Schritt zur Weiterentwicklung ist.

Damit bewegt sich die TCM vom Rand der Medizin weg. TCM wird Teil der Alltagsmedizin im Westen. Die AGTCM ist Teil dieses Prozesses und verleiht ihm mit dem TCM Kongress Rothenburg 2008 ein Gesicht.

Nils von Below
1. Vorsitzender der AGTCM

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 04/2008

Naturheilpraxis 04/2008