Die Frau in der Medizin/Naturheilkunde

Wenn die Seele „Nein“ sagt ...

Betrachtungen zu Ursachen und Therapie des unerfüllten Kinderwunsches

von Margret Rupprecht

„Keiner liebt die Kinder um der Kinder willen, sondern weil man das Selbst liebt, liebt man die Kinder“, sagt das Vedanta, eines der sechs klassischen Systeme der indischen Philosophie. Dieser Satz, so alt und so klug wie er ist, gehört als Ausgangspunkt in eine naturheilkundliche Kinderwunschbehandlung. Denn erst eine Frau und ein Mann, die sich bewusst mit der wirklichen Motivation für ein Kind auseinandergesetzt haben, können die Verantwortung für einen neuen Menschen wirklich eingehen.

Warum wünschen sich Paare, vor allem Frauen, ein Kind? Weil die Eltern oder Schwiegereltern es erwarten, die Kolleginnen Mutter werden, weil man sonst das Gefühl hat, etwas zu verpassen, oder gar, um in seinen Kindern „weiter zu leben“? Wer aus diesen Gründen Nachwuchs bekommt, für den wird das Kind später eher zur Belastung als zur Erfüllung. Die Lieblosigkeit, mit der manche Eltern ihre Kinder behandeln, spricht Bände. Und die Dramen zu leugnen, die sich in vielen Familien abspielen, in denen Kinder nur noch eine „Last“ sind, wäre schlichtweg Verdrängung.

Nur die tiefe Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, ihre tragfeste und stabile Beziehung zueinander, kann Basis für einen echten Kinderwunsch sein. Doch gehört es wahrscheinlich zu den Schattenseiten des menschlichen Lebenslaufes, dass zu einer derart gereiften Beziehung meist (wenn auch nicht immer) ein etwas höheres Lebensalter gehört. Die Biologie aber – vor allem die weibliche – macht das Kinderbekommen in jungen Jahren erforderlich, wenn ein Mann und eine Frau sich selbst und als Paar oft noch nicht „begegnet“ sind und nicht selten ihr Tun von den Erwartungen der Anderen bestimmen lassen. Kinderlosigkeit kann ein hartes Schicksal sein. Aber im späteren Leben erkennen zu müssen, dass man die Mutter oder den Vater seines Kindes sehr unbewusst geheiratet und lieber mit einem anderen Partner eine Familie gegründet hätte, ist auch kein leichtes Schicksal – vor allem, wenn man später einem Menschen begegnet, der sich als wirklicher Seelengefährte herausstellt.

Dazu gesellt sich ein weiterer Aspekt. Frausein bedeutet nicht automatisch Mutter werden wollen. Es gehört zu den großen Verdiensten von Ruediger Dahlke, die Unterschiede zwischen den weiblichen Archetypen herausgearbeitet zu haben, die er nach den griechischen Göttinnen Artemis, Athene, Hera, Demeter etc. bezeichnet. Während für den weiblichen Archetyp Demeter das Mutterwerden den Inbegriff der Erfüllung darstellt, kann Pallas Athene mit Kindern nicht viel anfangen. Athene ist vielmehr die kluge und kühl überlegende Strategin, in der Männliches und Weibliches gleich stark leben. Sie braucht keinen männlichen Gefährten, um ihren Animus zu spiegeln, sondern lebt keusch, was sich im Übrigen von lat. conscius – bewusst ableitet. Auch wenn Athene zeitweise männlich wirkt und handelt, ist ihre Weisheit und Klugheit eine zutiefst weibliche, weil immer am Praktischen und vor allem am Menschen orientiert. Der weibliche Archetyp Athene zielt nicht auf Wissen, sondern auf Weisheit, die den Aspekt der Erfahrung mitberücksichtigt. Sie denkt auf männliche Weise weiblich: für das Leben und für die Menschen. Athene-Frauen führen umsichtig große Unternehmen, arbeiten als Wissenschaftlerinnen oder sind in der Politik engagiert. Wenn sie sich jeden Tag um ein Kind kümmern müssten, wären sie genervt und unglücklich, weil ein großer Teil ihrer besten Qualitäten brachliegt.

Es hat keinen Sinn, wenn Menschen etwas tun sollen, das ihnen weder liegt noch Freude macht. Ein großer Vorzug des 21. Jahrhunderts liegt doch in der Fülle an Lebensmodellen, die es uns anbietet. Es kommt schließlich nicht darauf an, Normen zu erfüllen, sondern ein freier und authentischer Mensch zu sein, der seine individuellen Begabungen optimal zum Wohl der Gesellschaft entfalten kann. Manche Frauen gebären eben lieber mit dem Kopf als mit dem Bauch. Sie sind echte „Kultur-Kreative“ und spüren sehr genau, dass sie einerseits der Doppelbelastung von Beruf und Familie nicht gewachsen wären, andererseits das alleinige Muttersein sie geistig nicht genug ausfüllt. Sie suchen sich andere Wege, um fruchtbar zu sein – und das ist auch gut so.

Es kann ein großes Glück sein, Kinder zu haben. Und es kann ein großes Glück sein, keine Kinder zu haben. So einfach ist das. Und sollte in jeder Kinderwunschbehandlung thematisiert werden.

Naturheilkundliche Kinderwunschtherapie

Naturheilmittel statt Reproduktionsmedizin

Der sanfte Weg zum Kind

Literatur
Jens Bielenberg: Wechselwirkungen zwischen Oralen Kontrazeptiva und Vitaminen.
Walter Bollmann, Thomas Brückner, Ulrich Noss: Kinderwunsch – Eine Frage von Körper und Seele. Verlag für Didaktik in der Medizin, Michelstadt 2003
Lothar Burgerstein: Handbuch Nährstoffe. Haug Verlag, Heidelberg 2000
Margit und Ruediger Dahlke, Volker Zahn: Frauen-Heil-Kunde. Bedeutung und Chancen weiblicher Krankheitbilder. Bertelsmann Verlag, München 1999
Frank H. Netter, Claudia Franke: Gynäkologie. Thieme Verlag, Stuttgart 2005
Robert F. Schmidt, Gerhard Thews: Physiologie des Menschen. Springer-Verlag, Berlin und Heidelberg 1990

Die homöopathischen Einzelmittel wurden repertorisiert nach:
a) Der Neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. 6418 Seiten. Dr. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur, Bielefeld 2001
b) Karl Stauffer: Klinische Homöopathische Arzneimittellehre. Johannes Sonntag Verlagsbuchhandlung, Regensburg 1955
c) William Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen. Verlag Grundlagen und Praxis, Leer 1973
d) Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 4. Mediamed Verlag, Ravensburg 1988

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Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München

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