FACHFORUM

p53-Autoantikörper in der Tumordiagnostik

Von Michael Martin, Andreas Dörrschuck, Josef Stöhr

Die Bestimmung von p53-Autoantikörpern gewinnt in der onkologischen Diagnostik zunehmende Bedeutung. Bei ca. 60% aller Tumoren findet sich eine Mutation im p53-Tumorsuppressorgen, die mit einem Verlust der proliferationshemmenden Wirkung des p53-Proteins einhergeht. p53-Autoantikörper richten sich gegen das durch die Mutation veränderte p53-Protein und können als unabhängiger Tumormarker mit hoher Spezifität zur Frühdiagnostik bei Tumorverdacht, Überwachung von Risikopatienten sowie zur Verlaufskontrolle nach Tumorresektion oder Chemotherapie eingesetzt werden.

Physiologische Bedeutung

Das Tumorsuppressorgen p53 kodiert in der Zelle die Bildung des p53-Proteins. Dieses ist an der Übermittlung proliferationshemmender Signale beteiligt und schützt die Zelle vor maligner Transformation. Es besitzt eine Schlüsselfunktion in der Reparatur von DNA-Schäden und wirkt einer unkontrollierten Zellteilung entgegen.
Durch die Mutation des p53-Gens kommt es zur Bildung von verändertem p53-Protein, das diese regulatorische Funktion im Zellzyklus nicht mehr erfüllen kann. Es akkumuliert in der Zelle und wird als tumorspezifisches Antigen immunogen wirksam. Hierdurch kann es zur Bildung von Autoantikörpern kommen, die im Serum nachweisbar sind. p53-Autoantikörper werden bei ca. 30-60% aller Tumoren mit mutiertem p53-Gen gefunden.

Klinische Bedeutung

Der Verlust der wachstumskontrollierenden Eigenschaften des p53-Proteins führt zu einem erhöhten Tumorrisiko und ist mit höherer Invasivität, Metastasierungstendenz und schlechterer Prognose von malignen Tumoren verbunden.
Etwa 60% aller Tumoren weisen eine Mutation im p53-Gen auf und bei einer Vielzahl von Tumoren können p53-Autoantikörper nachgewiesen werden.
In seltenen Fällen werden p53-Autoantikörper auch bei Autoimmunerkrankungen, z.B. systemischem Lupus erythomatodes (SLE), rheumatoider Arthritis, Morbus Basedow oder Morbus Wegener sowie bei chronischen Lebererkrankungen gefunden. Bei diesen Erkrankungen liegt die Konzentration der p53-Autoantikörper jedoch deutlich niedriger (unter 0,3 U/ml) als bei malignen Tumoren.
Bei Nachweis von p53-Autoantikörpern sollte immer eine maligne Erkrankung in Betracht gezogen werden.

Früherkennung

Verlaufskontrolle / Rezidivüberwachung

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Literaturangaben
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Anschrift der Verfasser:
Michael Martin
Dr. Andreas Dörrschuck
Dr. Josef Stöhr
GANZIMMUN AG
Labor für funktionelle Medizin
55128 Mainz

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