Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

TCM, CM, DCM, chinesische Medizin

Woher kommt sie und wohin geht sie? Ein Beitrag zu Rezeption, Transmission und Perspektiven

von Andreas Noll, München

Seit Beginn der 90er Jahre des nunmehr schon lange vergangenen 20. Jahrhunderts verfügt der Akupunkteur, später dann auch der Arzneimitteltherapeut über ein stetig wachsendes Bücherboard. „TCM-Bücher“ sind für nahezu jedes Thema verfügbar – Giovanni Macciocia und Jeremy Ross machten damals den Anfang mit der Vermittlung eines gut lern- und lehrbaren Heilsystems, Bob Flaws und unzählige andere folgten. Die bestechende Klarheit und Struktur der „TCM“, das dynamische Netzwerk der energetischen Knotenpunkte namens Zangfu – dieses bestechend logisch aufgebaute und gleichzeitig vielfältig verflochtene System führte dazu, dass diese Bücher heute immer noch Bestseller im asiatisch-chinesisch-alternativen Medizinbüchermarkt sind. Das Suchen und Forschen der vorhergegangene Jahrzehnte, das mühselige Erarbeiten von Textfragmenten der Klassikern hatte ein Ende – die englische und volksrepublikanische Pinyin- Terminologie war aus dem anglophonen Raum vorgegeben, kein Rätselraten mehr über vietnamesische oder Wade-Giles Umschriften. Endlich erschien die fremdartige chinesische Heilkunde nahe und transparent. Und zunehmend trat diese Medizin aus den Hinterstübchen der Praxen heraus ins Licht der Öffentlichkeit. Es drehte sich nun auch um Wirksamkeitsnachweise, Qualitätskriterien und die Hintergründe. Ist die chinesische Medizin überhaupt wirksam? Hat eine Heilkunde, deren Ideen vor 2200 Jahren formuliert wurden, heutzutage überhaupt noch eine Existenzberechtigung? Und:

Was macht überhaupt eine Medizin attraktiv?

Es ist nicht unbedingt die Wirksamkeit ihrer Arzneimittel und Techniken – heutige Paradigmen wie die Verlängerung der Lebensspanne (ins scheinbar Unendliche, wenn man sich das Negieren und Verdrängen des Sterbens durch unsere Medizin anschaut...) und die HEILwirkung der Medikamente werden ja durchaus ins Frage gestellt. Und zu jeder Zeit gab es überall Heil(s)konzepte, die die Menschen tatsächlich geheilt haben. Ob es im alten Griechenland die Schlaf- oder Humoraltherapie, in Indien Ayurveda, in Sibirien die Schamanen oder die Hildegard-Medizin im ansonsten finsteren deutschen Mittelalter. Paul Unschuld hat es in seinem Buch „Was ist Medizin? Westliche und östliche Wege der Heilkunst“ beschrieben, wie die Kulturen und Gesellschaftsformen jeweils ihre ganz eigenen Medizinsysteme hervorbringen. Wenn wir nun diesem Paradigma folgen, stellt sich unweigerlich die Frage:

Welche Gesellschaft, welche Kultur hat die chinesische Medizin in den letzten Jahrtausenden hervorgebracht?

Wie kam es dazu, dass diese Medizin gerade heute so viele Therapeuten begeistert?

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Verfasser:
Andreas A.Noll;
E-Mail: info@praxis-noll.de

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Naturheilpraxis 03/2008