Komplexhomöopathie

In der Naturheilkunde und Homöopathie - Die Urtinktur

Von Falk Fischer

Wer heute an Homöopathie denkt, verbindet damit – auch in Fachkreisen – meist allein die Vorstellung von stofflich hochverdünnten potenzierten Arzneien. Dabei hat Samuel Hahnemann die Begriffe des Potenzierens und Dynamisierens erst 31 Jahre später eingeführt, nachdem er bereits 1796 sein revolutionäres, neues Heilprinzip öffentlich gemacht hatte, nämlich Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen (homöo = ähnlich, gleich; pathos = Leiden, Krankheit). Bis dato galt bei den etablierten Heilungsansätzen stets: contraris contraribus curentur, meist in einer Art „Kriegssprache“ vorgetragen (W.D. Storl). Diese methodische Umkehr fußte auf einem vollkommen anderen Verständnis des Lebens. Hatte Descartes – bis heute nachwirkend – noch gelehrt, dass Lebensprozesse in letzter Konsequenz nichts anderes als mechanisches „Gerassel“ seien, sah Hahnemann eine vis vitalis am Werke. Darunter verstand er eine in der Gesamtheit des Lebewesens verankerte Kraft, die sich eben nicht in Einzelprozesse aufgliedern lässt.

Erstaunlicherweise nähern sich heute modernen Lebenswissenschaften wieder vermehrt dieser Vorstellung, indem sie mit Staunen bemerken, dass psychische Prozesse oft in Sekundenschnelle die Zellchemie verändern bis hin zu den Ableseprozessen der DNA. Damit wird offenbar, dass tatsächlich das Lebensganze einen direkten Einfluss auf die Ordnung der Teile (Moleküle) ausübt, wobei umgekehrt das Verhalten der Teile auch ebenso die Konstitution des Ganzen beeinflusst. Leben ist geradezu der Inbegriff des Wechselspiels von Teil und Ganzem.

Hahnemanns Interesse galt dieser vom Ganzen ausgehenden ordnenden Qualität, die seiner Meinung nach nicht so sehr an spezifische Materie gebunden sein konnte, denn die wechselt ja ständig, als vielmehr im Raum selber verankert sein musste – strukturierter Raum sozusagen. Ihrer habhaft zu werden, gelingt dann natürlich nicht mehr über einzelne (eindimensionale) Messdaten, sondern allenfalls über Bilder. Arzneimittelbilder. Genial daher seine Beobachtung, dass „entdichtete“ Stoffe bzw. Arzneien am gesunden Menschen ein bestimmtes Symptombild hervorrufen können, das Ähnlichkeit zu diversen Krankheitsbildern aufweist.

Schaut man durch diese Brille auf Urtinkturen, und zwar auf Urtinkturen aus ungiftigen Pflanzen, um die es in diesem Artikel allein gehen soll, so ist darin sowohl das ganzheitliche, das „entdichtete“ als auch das Simile-Prinzip bereits angelegt. Im Unterschied zu Frischpflanzenpresssäften handelt es sich bei Urtinkturen schon um verdünnte und dynamisierte Tinkturen. Das Verhältnis von Droge zu alkoholischem Lösungsmittel beträgt in der Regel 1:10. Dynamisiert (oder potenziert) meint, dass durch behutsame, gezielte mechanische Prozesse wie Reiben, Rühren oder spezielles Schütteln, das ordnende Prinzip auf das gesamte Lösungsmedium übertragen und „ausgefaltet“ wird. Durch wiederholtes Potenzieren kann es weiter entfaltet werden, freilich auf Kosten einer gewissen Robustheit gegenüber Störungen wie z.B. elektromagnetischer Strahlung u.ä.

Drei Wirkebenen der Urtinkturen

Auf die Zubereitung kommt es an

Anwendungsfelder der Urtinkturen

Literatur
(1) Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau (Schweiz) 2002
(2) Jochen Schleimer: Homöopathische Urtinkturen, Johannes Sonntag-Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 2000

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Dr. Falk Fischer
Physiker, Wissenschaftsjournalist, Arbeit am Tonfeld®
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