Komplexhomöopathie

Komplexmittel als Teil der Naturheilkunde

Von Martin Diefenbach

Homöopathische Komplexmittel nennt man Fertigarzneimittel, in denen nach dem homöopathischen Arzneibuch (HAB) hergestellte Einzelstoffe in fixer Kombination zusammengefügt werden.
Aus diesem Grund gelten sie als homöopathische Arzneimittel. Vergleicht man sie mit den Mitteln der klassischen Homöopathie, so findet man vor allem niedrige Potenzen und Kombinationen. Viele klassischen Homöopathen lehnen sowohl die gleichzeitige Gabe homöopathischer Wirkstoffe als auch die Anwendung von niedrigen Potenzen ab. Für die allopathische Medizin dagegen sind die Wirkstoffe nicht ausreichend pharmakologisch untersucht und werden in zu geringen Dosen angewendet.

Damit stehen die homöopathischen Komplexmittel im Spannungsfeld zweier verschiedener Weltanschauungen die zu einer für homöopathische Komplexmittel spezifischen Problematik führen. Dennoch besteht der Hauptteil der in deutschen Arzneimittelverzeichnissen aufgeführten homöopathisch hergestellten Fertigarzneimittel aus Kombinationen. Selbst wenn allein dieser Tatsachenbestand den Bedarf an homöopathischen Komplexmitteln belegt, so gehen aktuell viele seit langer Zeit eingeführten Präparate verloren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass diese Präparate überflüssig seien, sondern wird dadurch verursacht, dass die von der Aufsichtsbehörde akribisch vorgeschriebenen Dokumentationen die personellen und finanziellen Kapazitäten der meist kleinen und mittelständigen Hersteller vielfach übersteigen.

Die Lehre der Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann gegründet, dessen 250ten Geburtstag wir vor kurzem feierten. Damit wird diese Therapie seit etwa 200 Jahren praktiziert. Die Grundidee der Hahnemannschen Lehre ist es „Ähnliches mit Ähnlichem“ zu heilen: Wenn ein Stoff bei einem gesunden Menschen eine gewisse Symptomatik auslöst, wird er in niedriger Dosis bei einem Kranken mit ähnlicher Symptomatik heilend wirken. Damit sich die Symptomatik nicht verschlimmert, sollte die kleinste mögliche Dosierung angewendet werden. Praktisch dürfen nur die Information weitergegeben werden, ohne jedoch tatsächlich die Symptomatik zu verstärken. Hahnemann verdünnte daher seine Mittel immer weiter, solange er noch Therapieerfolge und Reaktionen bei seinen Patienten beobachten konnte. Dabei zeigte sich zum Teil sogar eine wachsende Wirksamkeit bei stärkerer Verdünnung. Damals wusste er nicht, dass seine Verdünnungen teilweise so hoch waren, dass theoretisch kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz in seiner Verdünnung enthalten war.
Auch wenn es viele Erklärungsversuche gibt, ist es heute nach naturwissenschaftlichen Aspekten noch nicht schlüssig erklärbar, wie solche Verdünnungen wirksam sein können. Man muss sich mit Analogien und Denkmodellen begnügen, die jedoch nicht allen Kritikern gegenüber Stand halten. Ein beliebtes Beispiel ist das bespielte Tonband als Analogie zum Lösungsmittel: Den Tonbändern kann man nicht ansehen welche Töne aufgespielt wurden und sie unterscheiden sich auch nicht in ihrer chemischen Zusammensetzung.

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Anmerkungen
1 Masoro, E. J., (1998): Hormesis and the antiaging action of dietary restriction. Experimental Gerontology, 33, 61-66.
2 Lee, J. G., Samantha, B. R. & Morel, M. M. (1995): Cadmium: A nutrient for the marine diatom, Limnol. Oceanogr. 40, 6 1056-1063
3 Wiedman, S. J. & Appleby, A. P. (1972): „Plant growth stimulation by sublethal concentrations of herbicides“ Weed Res. 12, 65-74
4 Hayes T, Haston K, Tsui M, Hoang A, Haeffele C, Vonk A. (2003): Environ Health Perspect. 111(4): 568-75: Atrazine-induced hermaphroditism at 0.1 ppb in American Leopard frogs (Rana pipiens): laboratory and field evidente.
5 Giorgi, JSJ, TA Passet, A Hinsberger, JTC Carvalho, C Valentim (2004): Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 45(4), 205-213; In-vitro Untersuchung von Calendula officinalis, Echinacea angustifolia und Streptococcus mutans.

Anschrift des Verfassers:
Dr. rer. nat. Martin Diefenbach
Medizinische Information Dreluso Pharmazeutika
Marktplatz 5
31840 Hessisch Oldendorf

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