Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

„Wer heilt, hat recht“ - und schon verloren
Kompetenz bilden und erhalten

von Henning Marx

(Forts. aus NHP 12/2007)

Inhaltsübersicht
Teil 1: Einleitung
Teil 2: Problementwicklung
Teil 3: Problemverdeutlichung an Homöopathie-kritischen Artikel
Teil 4: Nutzung sprachlicher Abgrenzungsmöglichkeiten
Teil 5: Umfassende und präzise Information und Aufklärung
Teil 6: Homöopathie, Kausalität und Wissenschaftlichkeit
Teil 7: Wirksamkeitsstudien
Teil 8: Bedeutung des Wassers für die Arzneimittelherstellung
Teil 9: Zusammenfassung

Schlüsselwörter
Kompetenz, Wirksamkeitsdiskussion, Argumentationsmöglichkeiten, Wirksamkeitsstudien, Studien zum Verhalten von Wasser und potenzierten Lösungen


Teil 5: Umfassende und präzise Information und Aufklärung

Gängige Schlagworte und verkürzte Darstellungen sollten stets vermieden werden, auch wenn die Zeit gerade knapp ist oder der andere die Geduld zu verlieren scheint. Einem zwischen Tür und Angel nicht widersprochenen „Wer heilt, hat recht“ kann jederzeit ein Kompetenzverlust folgen. Der vorliegende Artikel zeigt sehr deutlich auf, wie es mittels Schlagworten gelingen kann, Leser oder Zuhörer in eine Richtung zu beeinflussen.

...

Literaturhinweise
Lit. 1: Wolf, R./Windeler, J.: „Erfolge der Homöopathie – nur ein Placebo-Effekt? Im Kreuzfeuer der Meinungen“, erschienen im Regiomontanusboten der Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft e. V. und unter http://gwup.org/themen/berichte/homoepathie.html.
Lit. 2: Hahnemann, S.: Kleine medizinische Schriften, Bd. 2, S. 4ff. Nachdruck, Heidelberg: Haug, 1971.
Lit. 3: Schmidt, J. M.: Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild. Grundlagen, Methodik und Geschichte, Heidelberg: Haug, 2001.
Lit. 4: Halter, K./Rhigetti, M.: Klassische Homöopathie Heft 1 S. 1–9: Zum Nachweis von Wirksamkeit und Nutzen, in: Schweizerische Zeitung für Ganzheitsmedizin, Februar 1999.
Lit. 5: Kleijnen, J. et al.: Clinical trials of homeopathy, in: BMJ 302 (1991); 316–323.
Lit. 6: Linde, K. et al.: Are the clinical effects of homeopathy placebo effects? A metaanalysis of placebo-controlled trial, in: The Lancet 350; 834–843, 1997, commentary pages 824–825.
Lit. 7: Schmidt, F./Süß, W./Nieber, K.: In vitro Testungen von homöopathischen Verdünnungen, in: Biol. Med. 2004; 33; 32–37.
Lit. 8: Keck, K./Bruhn, G./Wiedland, E.: Die Wunderforscher, in: Laborjournal 10/2005 und unter http://gwup.org/skeptiker/archiv/2005/3/homoeopathie.
Lit. 9: Süß, W.: Potenzierbarkeit von Wirkstoffspuren bei der Herstellung von flüssigen homöopathischen Zubereitungen, in: AHZ 2006; 251; 164–170.
Lit. 10: Rey, L.: Thermoluminescence of ultra-high dilutions of lithium chloride and sodium chloride, in: Physica A 323 (2003); 67–74.
Lit. 11: Emoto, M.: Wasserkristalle und ihre Botschaft, in: Natur und Heilen 1/2002; 31–37.
Lit. 12: Benveniste, J. et al.: Human basophil degranulation triggered by very dilute antiserum against IgE, in: Nature 333; 816–818, 1988.
Lit.13: Kröplin, B.: Welt im Tropfen. Gedächtnis und Gedankenformen im Wasser. Stuttgart: Gutesbuchverlag ISD, Universität Stuttgart, 2001.
Lit. 14: Samal, S./Geckeler, K.: Unexpected solute aggregation in water on dilutions, in: Chemical Communications 2001, 2224–2225; New Scientist Mag.

Die Zitate entstammen alle aus „Erfolge der Homöopathie – nur ein Placebo-Effekt?“ (s. Lit. 1):
Zit. 1: „Heiler, die keine medizinische Ausbildung hatten, nannte man früher kraß ‚Kurpfuscher‘ und ,Quacksalber‘. Heute spricht man von sanfter Medizin, Erfahrungsheilkunde, Naturmedizin, ..., Komplementär- und Alternativmedizin ...“ „...“ lehnen Vertreter der Paramedizin sorgfältige wissenschaftliche Untersuchungen überwiegend ab.“
Zit. 2: „Indoktrinationen durch unreflektierte Schlagworte: ..., die Schulmedizin kann nicht heilen, unkonventionelle Heiler sind die ‚Verfolgten‘ einer verstaubten Schulmedizin, dagegen muss es doch etwas geben, ..., Chemie vergiftet, ..., Wissenschaft ist gefährlich ...“
Zit. 3: „Hahnemann entdeckte das Simile-Prinzip zufällig, nachdem er im mutigen Selbstversuch Chinarinde eingenommen hatte und davon ‚Fieber‘ bekam – diagnostiziert allerdings nicht an der Körpertemperatur, sondern an erhöhter Pulsrate. Diese höchst ungewöhnliche Wirkung beruhte vermutlich auf einem Nocebo-Effekt (...). Hahnemann stieß also auf sein Simile-Prinzip nur, weil er sich irrte.“
Zit. 4: „Was Homöopathen glauben müssen: ..., Doppelblindversuche sind kein geeignetes Kriterium für den Wirksamkeitsnachweis, negative Resultate dürfen ignoriert werden, positive nicht.“ „Glaubenssätze der Homöopathie: ..., das Heilmittel wird durch Verdünnen ‚potenziert‘, ..., Gift gilt als Symbol der Heilkraft.“
Zit. 5: „Kritik der Homöopathie: ..., zur Behandlung von Krankheitssymptomen ohne Ansehen ihrer Ursache.“ „Zur Skepsis mahnt nicht zuletzt auch die gleichartige Behandlung unterschiedlichster ‚Krankheiten‘.“ „Homöopathie geht per definitionem von den Symptomen aus und lehnt kausales Ursachendenken ab.“
Zit. 6: „Und schon er (Hahnemann, Anm. d. Autors) musste sich damit auseinandersetzen, dass eine homöopathische Heilung eher die Ausnahme ist als die Regel.“
Zit. 7: „Wir (die Autoren, Anm. d. Autors) halten es für unethisch eine Behandlung zu propagieren, bei der nicht geprüft wurde, ob sie besser hilft als ein Placebo.“
Zit. 8: „Egal, ob man als Homöopath ‚falsche‘ Potenzen verschreibt, als Irisdiagnostiker bewusst den ‚Iris-Schlüssel‘ verfälscht, ..., ob man als Astrologe falsche Geburtsdaten verwendet, ob man als Hand- oder Tarotkarten-Leser das Gegenteil von dem sagt, was in den ‚Lehrbüchern‘ steht: Die Erfolgsrate bleibt erstaunlicherweise ungefähr gleich.“
Zit. 9: „..., die in Deutschland ohne jegliche Kontrolle vertrieben werden?“
Zit. 10: „Was spricht eigentlich dagegen, medizinische Außenseiterverfahren in der Praxis einzusetzen ...?“ Der Nocebo-Effekt „bewirkt, dass objektiv anerkannte, bestens erprobte Arzneien weniger gut wirken, wenn der Patient Angst hat vor der ‚schädlichen Chemie‘, die darin enthalten sei, oder wenn er dem Arzt, bewusst oder unbewusst misstraut.“ „Bei ernsten Erkrankungen wird die Therapie oft fahrlässig verzögert, was bei vielen Patienten zum Tod geführt hat.“

Anmerkungen

1 Während der bisher nicht verstandene Wirkmechanismus homöopathischer Arzneien dazu führt, ihn als unmöglich darzustellen, wird mit dem Placebo-Effekt ganz selbstverständlich ein Argument in die Diskussion eingeführt, das bisher genauso wenig wissenschaftlich erklärt werden kann.
2 Genau besehen handelt es sich um nichts anderes als eine Vermutung seitens der Autoren, die nur dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt, dass ein Mehr an Information geboten wird, das die mangelnde wissenschaftliche Qualität der Aussage kaschiert.
3 Im Übrigen verschweigen die Autoren, dass Hahnemann die Wirkung auch an anderen Beschwerden festgestellt hat: Kälte der Fingerspitzen und Zehen, dann Schwäche, Herzklopfen, harter und geschwinder Puls, Abgeschlagenheit aller Glieder; dann Klopfen im Kopfe, Röte der Wangen, Durst ...Lit. 4, die sich bei jeder weiteren Einnahme in gleicher Weise wiederholt hatten. Wird berücksichtigt, dass Hahnemann selbst an Malaria erkrankt war, kann die Bewertung der aufgetretenen Beschwerden in diesem Fall nicht eindeutig getroffen werden.
4 Teilweise wird das Problem Fußpilz als ein Hygieneproblem dargestellt. Selbstverständlich kann ich durch eine Entfernung von Krankheitserregern erreichen, dass kein krankhafter Zustand eintritt. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Menschen mit einer für den Pilz ungünstigen Situation am Fuß nie erkranken.
5 Auch der Forderung der Autoren, dass die Placebos ähnliche „Nebenwirkungen“ hervorrufen müssten wie die verabreichten homöopathischen Mittel, ließe sich entsprechen, obwohl Nebenwirkungen im pharmakologischen Sinne nicht auftreten.
Es kann zu leichten Begleitreaktionen kommen, die aber nicht bei allen gleich sind, sondern wiederum individuell verschieden ausfallen und bei kleiner Gabe einer Arznei in der Regel nur bei äußerst rezeptiven Personen auftreten.
6 Fullerene sind eine erst 1985 entdeckte Modifikation von Kohlenstoff.

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Anschrift des Verfassers:
Henning Marx
Lessingstr. 26
69115 Heidelberg


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Naturheilpraxis 01/2008