Spektrum Naturheilkunde

Erfahrung und Wissenschaft gehen Hand in Hand: Naturheilkunde

von Bärbel Tschech

Verfolgt man die Entwicklung der Naturheilkunde innerhalb der letzten 60 Jahre, wird man feststellen, dass die Frage nach dem „wie und warum“, also dem wissenschaftlichen Aspekt des Krankheitsgeschehens und der Therapiemöglichkeiten, deutlich mehr in den Focus gerückt ist.

Für diesen neuen wissenschaftlichen Schwerpunkt innerhalb der Naturheilkunde gibt es verschiedene Ursachen. Ganz wesentlich sind die staatlichen Vorgaben, die Arzneimittelhersteller zwingen, Wirksamkeits- und Unbedenklichkeitsnachweise nach schulmedizinischen Kriterien zu erbringen. Im Kontext der Naturheilkunde sind diese oft nicht umsetzbar bzw. so kostenintensiv, dass ihnen schon unzählige bewährte Arzneimittel zum Opfer gefallen sind.

Diese – in den Augen vieler Praktiker – eher bedauernswerte Entwicklung hin zur wissenschaftlichen Orientierung hat aber auch eine positive Seite: Viele in der Naturheilkunde fest etablierte Therapien entstanden aus Erfahrung und Intuition und wurden von Kritikern allein deshalb völlig abgelehnt. Unser gegenwärtiges, wissenschaftliches Zeitalter gibt nun die Möglichkeit, auch der Erfahrungsheilkunde eine Rationale zu bieten.

Das System der Grundregulation

Gerade in den vergangenen 60 Jahren wurde viel dafür getan, den Antworten auf solche Fragen wie: „Warum und wie wirkt eine Heilpflanze?“ „Wie funktioniert das Altwerden?“ „Warum wird man krank?“ „Wie entsteht Krebs?“ näher zu kommen.

Ganz wesentlich beteiligt an den neuen Erkenntnissen innerhalb der Naturheilkunde sind die Forschungen, die Pischinger mit seinen Mitarbeitern nach Kriegsende in Österreich betrieben hat. Ihm ist es gelungen, der im Europa der vergangenen Jahrhunderte fest etablierten Säftelehre eine medizinisch-naturwissenschaftliche Basis zu geben. Mit anderen Worten: Durch seine Entdeckung des Systems der Grundregulation, können etablierte Methoden der Naturheilkunde wieder mit medizinischen Erkenntnissen in Einklang gebracht werden. Dies war seit der Zeit, da Virchow die Zelle als „Elementarorganismus“ darstellte und alle Erkrankungen auf Störungen im Gefüge der Zellen zurückführte, nicht mehr möglich. In diesem System der Zellularpathologie hatten all die Naturheilverfahren, die auf der Säftelehre basierten, nichts mehr zu suchen und galten folglich als obsolet.

Ganz anders nun Pischinger: Der Zellbegriff ist genau genommen nur eine morphologische Abstraktion. Biologisch gesehen kann er nicht ohne das Lebensmilieu der Zelle genommen werden (1).

Alfred Pischinger und nach ihm Hartmut Heine wiesen nach, dass das Milieu der Zelle, also das im ganzen Körper vorkommende und eine Einheit bildende Bindegewebe, zugleich Ausgangspunkt für die Entstehung als auch Ansatzpunkt für die kausale Therapie von Krankheiten sein muss. Diese Erkenntnis bildet das theoretische Gerüst zur Beantwortung der Frage, warum etablierte naturheilkundliche Therapien, wie Ausleitungsverfahren, Lymphtherapie, verschiedene Reiztherapien, aber auch Akupunktur und energetische Verfahren wirken. Nicht zuletzt lassen sich damit auch moderne Heilmethoden, wie die Basen- und Antioxidanzientherapie begründen.

Therapie mit Antioxidanzien

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(1) Pischinger, A.: Das System der Grundregulation. Grundlagen einer ganzheitsbiologischen Medizin. Neubearbeitet und herausgegeben von Hartmut Heine, Haug-Verlag, 9. Auflage, 1998.
(2) Naruszewicz, M., Laniewska, I., Millo, B. and Dluzniewski, M., (2007).
„Combination therapy of statin with flavonoids rich extract from chokeberry fruits enhanced reduction in cardiovascular risk markers in patients after myocardial infarction (MI).” Atherosclerosis (in press).

Anschrift der Verfasserin:
Bärbel Tschech
Diplom-Biologin
Rindenmooser Str. 4
88441 Mittelbiberach



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Naturheilpraxis 11/2007