Spektrum Naturheilkunde

Traditionelle Arzneiheilkunde: Tinctura Menthae piperitae – Pfefferminztropfen

Von Erich Schmitt

Deutsche Bezeichnung: Pfefferminztropfen
Fachbezeichnung: Tinctura Menthae piperitae (1:5) Tinct. Menthae pip.
Arzneirechtliche Einstufung: Arzneimittel mit Prüfzertifikat gemäß ApBetrO.

Pharmakopoe:

• Deutsches Arzneibuch (EB6)
• Deutscher Arzneimittel-Codex (DAC)

Rezeptursubstanz – Arzneimittel für die individuelle Rezeptur:

100 ml (PZN 1794433)
250 ml (PZN 2321441)
Herstellung, Prüfung und Zertifizierung erfolgen durch pharmazeutische Fachbetriebe.
Die Qualität muss dem Europäischen Arzneibuch entsprechen.
Jede Apotheke kann Tinkturen und Fluid-Extrakte (Rezeptursubstanz) über den Pharmagroßhandel beziehen. Anbrüche dürfen innerhalb des Verfalldatums in der Apotheke gelagert und weiter verwendet werden.

Durchschnittsdosierung:

3 x tgl. 10 – 40 Tropfen; Einnahme: Immer als Verdünnung!

Herstellungsverfahren:

Kaltextraktion – Verhältnis 1:5
1 Teil gepulverte Pfefferminzblätter (Folia Menthae pip.)
5 Teile verdünnter Weingeist
(Das filtrierte Endprodukt hat einen Ethanolgehalt von etwa 70 % V/V)

Pfefferminztropfen sind dunkelbraun, riechen etwas aromatisch und schmecken erfrischend “scharf”, pfefferminzig.

Inhaltsstoffe der Pfefferminzblätter:

• äther. Öl (1 – 3 %) (Menthol u. Mentholester =” Pfefferminzkampfer”)
• Monoterpene, etwas Sesquiterpene
• Gerbstoff (3 – 5 %)
• Bitterstoff
• Nicotinsäure (Nicotinsäureamid)
• Kaffeesäure
• Rosmarinsäure
• Lipoide
• Carotinoide
• Phytol
• Chlorophyllin
• Sterole
• Flavonglykoside

Arzneigruppe:

• Carminativum
• Choleretikum / Cholagogum
• Geschmacks- und Geruchskorrigens
• Externum: Zusatzmittel für Mundwässer

Indikation:

• Meteorismus / Roemheld
• Verdauungsstörung (Cave: nicht bei akuter Gastritis)
• asthenischer Magenkrampf
• Darmkoliken und Unterleibskrämpfe (Hypochondrie / Hysterie)
• nervöse Herzbeschwerden
• Gallestau!!
• Gallengrieß / Gallensteine? (Cave: kann Gallenkolik machen)
• Menostase u. Amenorrhoe
• Kopfschmerzen
• Schwindel
• irritable Schwäche (z.B. Kreislaufschwäche mit gleichzeitiger Nervosität)
• Mundgeruch
• Erkältung des Magens
• Periodenkrämpfe

Gegenanzeigen:

1. Cave beim galleüberschüssigen Patienten – bei Gallensteinleiden ist immer Vorsicht geboten.
2. Akute Gastritis.
3. Pfefferminzmittel sollten nicht zu lange verabreicht werden.

Externum: (meist als Verdünnung!)

• belebende Hauteinreibung (z.B. bei Stirnkopfschmerz und Migräne, oder bei atonischen Schwellungen)
• Narkotikum bei lästigem Hautjucken
• zur Wundheilung (schlecht heilende Wunden)
• zu Mundwässern und Gurgelmitteln
• Zusatz zu Klistieren
• für Rheuma-Einreibemittel

Bemerkung:

Für Einreibungen empfiehlt sich auch der Pfefferminz-Spiritus (Spiritus Menthae piperitae) und das Pfefferminzöl (Oleum Menthae piperitae rectific.). Das Japanische Minzöl ist zurzeit in Mode, aber etwas teurer.

Wirkungsweise:

Neben der Kamille ist die Pfefferminze die meistgebrauchte Arzneipflanze. Die Pfefferminze gehört zu den aromatischen bzw. erregenden Mitteln. Menthae pip. ist primär das Gegenteil eines Spasmolytikums – aber durch indirekte Wirkung hat sie schon so manche Krämpfe von Magen/Darm und Gallenwegen (auch Unterleib) behoben.

Die Pfefferminze kann an Schlund- und Magenschleimhaut zweiphasisch verspürt werden – erst kühlend bzw. narkotisierend und etwas später erwärmend und belebend.

Eine der Hauptwirkungen von Pfefferminze ist der Einfluss auf die Gallenwege. Der Gallefluss wird gefördert und atonische Gallenwegsverkrampfungen gemildert oder beseitigt. (Cave: nicht jeder “Gallepatient” verträgt Pfefferminze). Die “Englische Minze” belebt das Nervensystem und befördert den atonischen Magen. (So manche funktionelle Angina pectoris ist “nur” mit Hilfe von Carminativ-Tropfen mit viel Pfefferminze beseitigt worden.)

Darüber hinaus fördert die Pfefferminze die Schweißbildung und den Urin. Die antibakterielle Wirkung (auch virostatische Wirkung) von Tinct. Menthae pip. und Ol. Menthae pip. wird besonders in der äußerlichen Anwendung genutzt. Bei der Migräne helfen Einreibungen an Schläfen und Stirn.

Rezepturbeispiel I:

Rezepturbeispiel II:

Rezepturbeispiel III:

Rezepturbeispiel IV:

Rezepturbeispiel V:

Rezepturbeispiel VI:

Fertigpräparate mit Menthae piperitae:

Externas (mit Pefferminzöl):

Homöopathische Funktionsmittel:

Spagyrische Komplexmittel:

Weitere “Pfefferminztropfen”:

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Anschrift des Verfassers:
Erich Schmitt
Heilpraktiker
Hastverstr. 34
90408 Nürnberg



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