von Hans Funke
„Für alle Leiden hat der Schöpfer liebevoll und weise vorgesorgt.
Auf der ganzen Erde läßt er die verschiedensten Pflanzen und Pflänzchen wachsen, welche die Schmerzen lindern, das Übel bessern und heilen.
Die Menschen haben zwar diese Heilpflanzen vielfach, ja meistens, aus den Pharmakopöen als „unwissenschaftlich“ und als „veraltet“ ausgestrichen. Der allweise Schöpfer aber führt sie alle, jedes mit Namen, alljährlich im großen Buche der Natur wieder auf. Keines noch hat er gestrichen, keinen Strauch und kein Blatt am Strauch. Der Menschen wegen sind sie da, zu seiner Freude, zu seiner Wohlfahrt.“
Sebastian Kneipp, in „Meine Wasserkur“
Da, wo die Straßen durch Vorstädte und Dörfer, durch Ortschaften und Weiler führen, finden wir beinahe überall am Wegesrand, auf Schutt- und Baustellen sowie an Zäunen drei nahe miteinander verwandte ausdauernde Pflanzen, deren Blüten aus den Achseln der einander gegenüberstehenden Blätter entspringen und, da sie sich rings um den Stengel breiten, Scheinquirle bilden. Es sind der weiße und der schwarze Andorn, bekannt als Mittel gegen Husten, Verschleimung und Bronchialkatarrh, und das Herzgespannkraut.
An den rachenförmigen Blüten mit zwei kurzen und zwei langen Staubgefäßen, den aus vier Nüßchen bestehenden Früchten und dem allgemeinen Habitus erkennen wir, daß es Lippenblütler sind, die das Gemeinsame haben, daß die reifen Früchtchen nicht, wie bei den meisten Labiaten oben abgerundet, sondern flach abgestutzt sind. Eine Ähnlichkeit auch mit der Taubnessel ist unverkennbar (Lamiaceae).
Herzgespannkraut Leonurus cardiaca blüht mit kleinen, blaßroten Blüten im Juli, August. Jedoch blüht die Pflanze unscheinbar und fast duftlos. Trotzdem kennt man sie seit Jahrtausenden als wertvolle Heilpflanze. Ja sie erfreut sich sogar solcher Volkstümlichkeit, daß sie zu jenen Kräutern zählt, die zur Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt (15. August) ins „Würzbüschel“ gehört, um als geweihte Pflanze in Haus und Hof Glück und Segen zu stiften.
Die Heimat der Pflanze dürfte das gemäßigte Asien bis zum Himalaja und dem östlichen Sibirien sein. Trotzdem ist sie schon seit Jahrtausenden bei uns heimisch und wurde in früheren Zeiten sogar in den Bauerngärten kultiviert.
Der Name sagt viel über ihre Heilkraft aus
Kulturhistorisches und Allgemeines
Eine Verwandte Leonurus sibirica
Herzgespann heute
Die Fülle der bisher entdeckten Wirkstoffe überrascht
Die Einnahme
Zusammenfassung
Herzgespann gilt in der Erfahrungsmedizin als beruhigendes Mittel bei Nervositäten, nervösen Magenstörungen und seelisch-nervösen Menstruationsbeschwerden sowie bei nervösen und seelisch bedingten Herzbeschwerden. Gute Therapieerfolge erzielte man vor allem bei Herzbeschwerden in den Wechseljahren und bei nervösen Herzrhythmusstörungen sowie bei jener Herzbeengung, die durch Blähungen (Römheldsches Syndrom) gekennzeichnet sind. Cardisetten (Brenner, Alpirsbach) enthalten Leonurus cardiaca, Crataegus oxyacantha, Khella und Cactus grandiflorus, wobei Leonurus aus Wildkulturen aus dem Schwarzwald stammt. Aus persönlicher Erfahrung nenne ich noch als wichtiges Anwendungsgebiet jene Herzängste und Depressionen, wie sie oft ältere Leute befallen. Hier ist eine Kombination von Herzgespann, Johanniskraut, Weißdorn und Baldrian zu gleichen Teilen von großem Nutzen, wobei ich jeder Tasse Tee noch 3 Tropfen (nicht mehr!) Arnikatinktur hinzufüge.
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Anschrift des Verfassers:
Hans Funke
Bürgermeister-Kraus-Str. 35
8031 Eichenau
Der Vollständigkeit halber denn seit 1986 hat sich auch wieder einiges getan hier ein Zitat aus der Neuerscheinung von Schilchers „Leitfaden Phytotherapie“ 3. Aufl. 2007:
Herzgespannkraut (Leonuri cardiacae herba)
Wirksamkeitsmitbestimmende Inhaltsstoffe: Iridoide (Ajugol, Galiridosid, Ajugosid), Diterpene, Triterpene, Phenylpropansäureesterglykoside, Betaine (v. a. Stachydrin, Betonicin), 5-9 % Gerbstoffe unbekannter Zusammensetzung.
Wirkungen:
leicht negativ chronotrop
schwach blutdrucksenkend
sedativ
Wirkmechanismus: Unbekannt.
Indikationen (nach Kommission E): nervöse Herzbeschwerden, auch adjuvant im Rahmen einer Hyperthyreose 3.2.1, 6.5.1
Kontraindikationen: Keine bekannt.
Nebenwirkungen: Keine bekannt.
Interaktionen: Keine bekannt.
osierung: Mittlere Tagesdosis 4,5 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
Darreichungsform: Zerkleinerte Droge für Aufgüsse sowie andere galenische Zubereitungen zum Einnehmen. Die Einzelverordnung ist nicht mehr üblich, doch das Herzgespannkraut findet sich in einigen Kombinationspräparaten.
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Naturheilpraxis 11/2007