Füße und Skelettsystem

Zur Früh- und Differenzialdiagnostik bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

Augendiagnose

Von Dr. Edith Göttsche, Michael Leitz, Sigolt Wenske

„Rheuma, ein Oberbegriff für viele Erkrankungen unterschiedlicher Ätiologie, ein Sammelbegriff für Erkrankungen des Bewegungsapparates mit Systemcharakter, evtl. mit Manifestationen von inneren Organen (des Bindegewebes, von Herz, Gefäßen, Lunge, Leber, Darm, ZNS) oft auf dem Boden von Grunderkrankungen bes. infektiöser, metabolischer, endokrinologischer, hämatologischer oder neurologischer Genese (H. Mathies ).

Rheuma, ein unscharfes, vieldeutiges Syndrom aus Schmerz und meistens auch Behinderung des Bewegungsapparates ist keine Diagnose sondern – nach W. Müller und F. Schilling – ein “Wartezimmerbegriff” und bedarf vor jeder Therapie der individuellen Auflösung, der differenzialdiagnostischen Zuordnung. Jeder noch so gut gemeinte therapeutische Ratschlag, jede so genannte Rheuma-Standard-Therapie, sei sie allopathischer, phytotherapeutischer oder homöopathischer Natur, kann bei Fehleinschätzungen des pathologischen “rheumatischen” Geschehens die Progredienz der Erkrankung u.U. forcieren, evtl. sogar irreversible iatrogene Folgen haben.

Die traditionellen Begriffe Rheuma und Rheumatismus wurden erstmals im „Liber de Rheumatismo et Pleuritide dorsali“ von Guillaume de Baillou (1538-1616) verwendet. Er glaubte nach der damaligen Lehre der Körpersäfte (Humoralpathologie), dass kalter Schleim vom Gehirn herab zu den Extremitäten fließe und die entsprechenden Beschwerden auslöse.

Der Uslarer Kreis, Vereinigung zur Förderung der Augendiagnose, ist seit vielen Jahren bemüht, auch auf diesem diffizilen Gebiet diagnostische und therapeutische Erfahrungen zu sammeln, und nach langjährigen Studien der interessierten Kollegenschaft in entsprechenden Aus- und Fortbildungskursen zur Verfügung zu stellen.

Die Antwort auf die Frage WIESO die Augendiagnose hier explizit hilfreich bei der Prognose und Diagnose der rheumatischen Erkrankungen sein soll, ergibt sich aus der Tatsache, dass Irisdiagnose im wesentlichen Betrachtung und Bewertung des lebendigen Bindegewebes eines Individuums ist und damit Einblick in die E.C.M. (extracelluläre Matrix) als Molekularsieb gewährt. Denn als kleinster gemeinsamer funktioneller Nenner eines Organismus ist nicht die Zelle zu sehen, sondern die Zelle mit dem sie umgebenden Milieu, über das sie ver- und entsorgt wird (Heine 2007). Bei 75 kg Körpergewicht müssen zirka 15 – 18 Liter Gewebswasser im sog. “innereren Kreislauf” ständig in Bewegung bleiben, (Eppinger 1949), um Metaboliten an die Zellen heran- und Kataboliten abzuführen. Jede Kapillarschädigung im Sinne einer Permeabilitätsänderung (bei der Iridoskopie sicht- und bewertbar) gefährdet daher die Ver- und Entsorgung der nachgeschalteten Zellen (Heine 2007).
Es gibt daher keine Erkrankung, an der der innere Kreislauf nicht beteiligt wäre. Wenn auch das Molekularsieb zwischen Kapillare und Zelle organtypisch gestaltet ist und bis auf ca. 80nm schrumpfen kann (u.a. Lunge, endokrine Drüsen), so ist eine E.C.M. doch stets vorhanden (Heine 2007). Das bedeutet, dass jede Zelle in ihrer Funktionalität von der Beschaffenheit und Regelung der vorgeschalteten E.C.M. abhängig ist.

Dieses holistische Prinzip zeigt, dass in jedem Körperteil die Gesamtinformation vertreten ist. Nach Art von Hologrammen ist z.B. von Ohr (Ohrakupunktur), Fuß (Fußzonenreflexmassage) oder somatotopischen Projektionsfeldern (Mikrosysteme des Organismus) aus ein Zugang zu den Regulationsmechanismen des Körpers möglich (Heine 2007).

So viel zur Erläuterung, wieso die Augendiagnose überhaupt und schon sehr frühzeitig Einblick in eine pathologische Entwicklung gewähren kann, vorausgesetzt man ist in der Lage, die Phänomene zu erkennen und richtig zu interpretieren.

Neben diesen phänotypischen Informationen aus der Iris wären noch die konstitutionellen Zeichen im Auge eines Menschen, die so genannten genotypischen Hinweiszeichen, zu berücksichtigen. Sie sind als hereditäre Anlagen, familiäre Belastungen zu bewerten und auch sie werden in den nachfolgenden Erläuterungen noch näher besprochen und bildlich dargestellt.

Die gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen aus der Augendiagnose werden als Vorfelddiagnostik in den dann folgenden klassischen Untersuchungsgang integriert und so der evtl. notwendige Therapieplan erstellt. Rheumatherapie ist in der Regel Langzeittherapie.
Bei den degenerativen Formen ist Linderung der Schmerzen, Entkrampfung der Muskulatur, Behandlung der Mikrotraumata, Korrektur der Fehlstatiken, Verbesserung der gestörten Trophik, Aufbau der Osteoblasten angezeigt.
Bei den entzündlichen Krankheitsformen ist die Therapie gegen die auslösenden Ursachen wichtig und Fokus-Sanierung durchzuführen, um so weit wie möglich Schmerzlinderung, Funktionsverbesserung sowie Funktionserhaltung zu erreichen.

Der große Vorteil der augendiagnostischen Methode liegt darin, dass Befindensstörungen, die eine rheumatische Erkrankung noch gar nicht implizieren, schon zu einem Zeitpunkt prognostiziert und diagnostiziert werden können, zu dem das Krankheitsgeschehen klinisch noch gar nicht verifiziert werden kann. Das bietet dem Behandler die Möglichkeit eine echte Präventivtherapie einzuleiten zu können und dem Patienten die Chance die Progredienz seiner Erkrankung aufzuhalten evtl. sogar das Vollbild des rheumatischen Prozesses zu verhindern.

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Literatur:
Eppinger Hans Die Permeabilitäts-Pathologie als die Lehre vom Krankheitsbeginn, Springer 1949
Heine H., Lehrbuch der biologischen Medizin, Hippokrates Verlag 3. Auflage 2007
Mathies H., Klassifikation der Erkrankungen des Bewegungsapparates, Eular Basel 1980
Rehwinkel, Wenske; Lehrbuch der Augendiagnose
Wendt Lothar, Prof.; Vortrags-Aufzeichnungen

Weitere Informationen:
USLARER KREIS – Verein zur Förderung der Augendiagnose
Dr. Edith Göttsche
Michael Leitz
Sigolt Wenske



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Naturheilpraxis 10/2007