Füße und Skelettsystem

Regeneration anregen: Symphytum in der Arthrosetherapie

Von Margret Rupprecht

„Die einzige Erneuerung, die manche Zeitgenossen in ihrem Leben zulassen, ist die ihrer Körperzellen“, schreibt der österreichische Dichter und Aphoristiker Ernst Ferstl. Wenn es mit der somatischen Regeneration nur so einfach wäre, wie die treffende Sentenz es vermuten lässt! Mit zunehmendem Alter nimmt die Erneuerungsfähigkeit von Geweben langsam aber kontinuierlich ab. Doch ist man diesem Prozess nicht machtlos ausgeliefert: Heilpflanzen können eine nachlassende Regenerationsfähigkeit nicht nur bremsen; oftmals sind sie durchaus in der Lage, die Gewebeerneuerung kräftig anzuregen. Dies gilt im Bereich von Knochen und Knorpel vor allem für Beinwell (Symphytum officinale).

Selten sagt ein Pflanzenname über die Wirkung eines Heilkrautes so viel aus wie derjenige von Symphytum officinale. Abgeleitet vom griechischen symphyein – zusammenwachsen weist die botanische Bezeichnung auf eine der wichtigsten Indikationen der Pflanze: die Förderung der Knochenbruchheilung. Die deutschen Namen Beinwell und Wallwurz gehen in eine ähnliche Richtung. Das Wort wallen kommt aus dem Althochdeutschen und heißt wandern (vgl. „Wallfahrt“). Gibt man beim Knochenbruch Beinwell, so „wandern“ die Bruchenden schneller aufeinander zu. Die Volksetymologie zeugt von guter Beobachtungsgabe. Das Wort Bein bedeutete im Mittelhochdeutschen Knochen. Noch heute ist der Begriff Gebeine als Bezeichnung für sterbliche Überreste vielerorts in Gebrauch.

Die erstaunliche Kraft der Pflanze bei der Regeneration von Knochen- und Knorpelgewebe wurde von der abendländischen Medizin schon früh wahrgenommen. Das erste erhaltene Zeugnis stammt aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Der Militärarzt Dioskurides erwähnt Symphytum in seiner Schrift „De Materia medica Libri“ und spricht sicherlich aus Erfahrung: In einem Feldlazarett gibt es derart viel Knochenbrüche und –verletzungen zu behandeln wie wohl nirgendwo sonst.

In den dunklen Jahrhunderten des 1. Jahrtausends n. Chr. hört man vom Beinwell recht wenig, erst Hildegard von Bingen und Paracelsus erwähnen ihn wieder, und zwar unter der Bezeichnung „Consolida“ (consolidare – fest machen). Wund- und Knochenbruchheilung stehen nach wie vor im Zentrum der Indikationen. Wie sehr Beinwell als Jungbrunnen für die Gewebe angesehen wurde, verrät eine Sentenz aus dem Ende des 17. Jahrhundert: „Wenn mann (!) dieß Kraut samt der wurtzel wol in dem Wasser zu einem Bad siedet / und die jungen Wittweiber darinnen bißweilen baden macht / so werden sie wider gleich als die Jungfrauen.“ Einen Versuch wär´s wert!

Regenerationsanregende Inhaltsstoffe

Symphytum und die Pyrrolizidinalkaloid-Problematik

Arthrosetherapie mit Beinwell

...

Literatur
H. K. Biesalksi/P. Grimm: Taschenatlas der Ernährung. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Sonntag Verlag, Stuttgart 2005
Der neue Clarke. Eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker. Grohmann Verlag für homöopathische Literatur. Bielefeld 2001
Theodor Dingermann, Dieter Loew: Phytopharmakologie. Experimentelle und klinische Pharmakologie pflanzlicher Arzneimittel. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Susanne Fischer-Rizzi: Medizin der Erde. Hugendubel Verlag, München 1984
Hunnius. Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2004
KLUGE: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Walter de Gruyter. Berlin, New York 2002
Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel. Band 11. Mediamed Verlag, Ravensburg 1990
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2002
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2002

Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 10/2007

Naturheilpraxis 10/2007