FACHFORUM

“Von Schlangen und Krokodilen”

Zentrale Nebenwirkungen durch Nasentropfen - Fakten zur Rhinitis medicamentosa

Von Jens Bielenberg

Großen Ameisen und Marienkäfer waren es bei einem sechsjährigen Jungen, Spinnen und Schlangen bei einem vierjährigen Mädchen. Die Halluzinationen – oftmals begleitet von körperlicher Unruhe, Logorrhö und entsetztem Weinen – standen in zeitlichem Zusammenhang mit der Applikation von Nasentropfen.

Die internationale medizinische Literatur weist eine Vielzahl von Fallberichten auf, die zentrale Nebenwirkungen durch schleimhautabschwellende Nasentropfen beschreiben. Zudem darf man vermuten, dass die Dunkelziffer hier groß ist, da der medizinische Laie keine Zuordnung derartiger Symptome vornehmen kann.

Einige Fallbeispiele aus der Literatur

Zentrale Nebenwirkungen durch Sympathikomimetika

Charakteristik kindlicher Halluzinationen

Wie wirken schleimhautabschwellende Nasentropfen

Schädigung des Flimmerepithels

Nebenwirkungen und Gewöhnung

Neue Ansätze zur Interpretation des Rebound-Phänomens

Bei längerem Gebrauch Gewöhnungseffekte und Suchtgefahr

Vorsicht mit abschwellenden Nasentropfen

Therapieversuche einer Rhinitis medicamentosa

Kritische Anmerkungen

Bereits 1959 ergaben die Recherchen von Legler, seinerzeit leitender Arzt der HNO-Abteilung des Städtischen Krankenhauses Mannheim, dass die Anwendung von Tyzine- und Privin-Nasentropfen im Säuglings- und Kleinkindalter zu narkoseartigen zentralen Intoxikationen führen können. Es drängt sich die Spekulation auf, dass die Dunkelziffer unerwünschter zentralnervöser Effekte groß ist, da durch fehlende Information der medizinischen Laien nur Fachkreise eine medizinische Zuordnung derartiger Symptome machen können. Sicherlich sind schleimhaut-abschwellende Nasentropfen wertvolle Therapeutika bei gestörter Tubenventilation bei Mittelohr- und Tubenerkrankungen. Ferner sind sie wichtige Hilfsmittel nach Gabe sekretionsfördernder Arzneimittel bei Nebenhöhlenerkrankungen, um den Abfluss des Schleimes zu ermöglichen und Sekretstau zu verhindern. Vor einer chronischen Anwendung ist aber nachhaltig zu warnen, vor allem unter dem Aspekt homöopathischer Alternativen. Ferner sollte bei langanhaltendem Schnupfen eine gezielte Diagnostik allergische Prozesse, Polypen oder bakterielle Infektionen ausschließen.

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Literatur:
1. Villez Tv (1984) Akute Halluzinose und Nasentropfen. Paediatr Prax 29:339-341
2. Eigene Beobachtungen des Verfassers
3. Snow ST, Logan T, Hollender M (1980) Nasal Spray Addiction and Pyschosis. A Case report. Brit J Psychiat 136:297-299
4. Sankey RJ, Nunn AJ, Sills AJ (1984) Visual Halluzinations in children receiving decongestants. Br Med J 288:1369
5. Eggers Ch (1975) Die acute optische Halluzinose im Kindesalter. Fortchr Neurol Psychiatr 43:441-470
6. Gossweiler B (1982) Vergiftungen mit Nasentropfen. Schweiz Apothereztg 120, Nr.19
7. Gaedecke R(1986) Arzneimittelschäden bei Neugeborenen. Hippokrates, 39:13-16
8. Van den Donk HKMP et al.(1980) The effect of preservatives on the ciliary beat frequency of chicken embryo tracheas. Rhinology 18:119-130
9. Deitmer T, Scheffler R (1982) Nasentropfen. Deutsche Apothekerzgt 132, 15:751
10. Arzneimittelkursbuch. Transparenztelegramm 92/93,S 1307
11. Molderings GJ, Michel MC, Gothert M, Christen O, Schäfer SG (1992) Imidazolrezeptoren: Angriffsort einer neuen Generation von antihypertensiven Arzneimitteln. Dt.Med Wochenschr 117:67-71
12. Molderings GJ et al. (1993) Imidazolrezeptoren und Rezeptorregulation. Dtsch Med Wochenschr 118:953-958
13. Escobar J, Karno M (1982) Chronische Halluzinose durch Nasentropfen. JAMA, Heft 12
14. DePaulo JR (1982) Psychiatrische Morbidität infolge Langzeitmedikation. JAMA, Heft 12, Kommentar

Anschrift des Verfassers:
Jens Bielenberg
Raphael-Apotheke
Bahnhofstr. 53
25364 Westerhorn



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