Nephrologische Erkrankungen

Ausdruck einer gestörten Polarität

Psychosomatik von Nierenerkrankungen und ihre Behandlung mit pflanzlich-homöopathischen Urtinkturen

Von Margret Rupprecht

Wenn Menschen sagen, ihnen gehe etwas an die Nieren, beschreiben sie damit in der Regel ein Enttäuschtwerden in der zwischenmenschlichen Beziehung. Die paarig angelegten Nieren sind ein Organ, das auf seelische Dissonanzen zwischen Menschen ausgesprochen empfindlich reagiert. In der Anamnese stellt sich häufig heraus, dass Nierenpatienten mit schweren Partnerschaftskonflikten zu kämpfen haben, wobei das Wort Partnerschaft im umfassenden Sinn zu verstehen ist: die Art und Weise, zum Mitmenschen Kontakt aufzunehmen.

Wie eng Nieren, Flüssigkeitshaushalt und mitmenschlicher Kontakt zusammenhängen, zeigt die Tatsache, dass überall da, wo Menschen sich treffen und stärker in Kontakt treten wollen, das Trinken eine zentrale Rolle spielt. Trinken stimuliert das Kontaktorgan Niere. Das gemeinsame Trinken einer Tasse Kaffee hat etwas Verbindendes genauso wie das Anstoßen von Weingläsern oder Bierkrügen. Der Wechsel vom distanzierten Sie zum vertrauten Du ist fast immer mit einem Trinkritual verbunden und wird “begossen” – Getränke sind der zentrale Verbindungsfaktor bei jeder Party, jedem geselligen Zusammensein und jedem Volksfest. Trinken macht Mut, einem anderen Menschen näher zu kommen. Bezeichnenderweise stehen diuretisch wirksame Getränke dabei im Mittelpunkt: Kaffee, Tee und Alkohol. Sie regen die Niere besonders intensiv an. Wer viel trinkt, zeigt damit sein Kontaktbedürfnis. Beim Alkoholiker nimmt dieses Bedürfnis pathologische Formen an. Er bleibt im Trinken stecken und schafft nicht den Übergang zum gelebten, lebendigen Kontakt.

Ein tieferes Verständnis für den Zusammenhang zwischen Nierenerkrankungen und Kontaktaufnahme zu anderen Menschen erschließt sich über die nähere Betrachtung des Wortes Kontakt: Es leitet sich ab vom lateinischen contingere/contactus und bedeutet berühren, erreichen, anstoßen, aber auch beflecken, verunreinigen, mit Schuld beladen. Letzteres berührt zutiefst das Thema der Projektion: Menschen neigen dazu, ihre eigenen dunklen Seelenanteile zu verdrängen und sie dem Gegenüber anzuhängen, dem damit die Rolle des Sündenbocks zugewiesen wird. Nicht auf liebende Weise wird Kontakt hergestellt, sondern indem man das Du mit Schuld belädt. “Die Hölle, das sind die Anderen”, sagte der französische Philosoph Jean-Paul Satre, doch die Psychoanalyse kommt zu einem anderen Ergebnis: Die Hölle, das bin in erster Linie ich selbst. Eigenschaften, die man an einem anderen Menschen ablehnt, sind meistens die eigenen. Die Schattenseiten des Anderen sind in Wirklichkeit die meinen. Auf der Leinwand des Gegenübers spielt der Film, den ich selbst produziere. So wie das Auge zwar sehen kann, sich aber nicht selbst sehen kann ohne einen Spiegel, sehen Menschen ihre eigenen Stärken und besonders gern ihre Schwächen im Spiegel des Anderen. Keiner ist frei von diesem Phänomen.

Kontaktaufnahme ist ein Polaritätsphänomen, ein Schwingen zwischen Ich und Du, Eigenem und Fremden. In diese Interaktion können sich Dysbalancen einschleichen oder schon von Anfang an bestehen. Vor allem, wenn man sich selbst für gut und den Anderen für schlecht hält, das Ich für unschuldig und das Du für schuldig. Oder wenn man den Anderen im übertragenen Sinne “tötet”, indem man ihm den Kontakt verweigert – aus Angst, Überheblichkeit oder mangelnder Selbsterkenntnis und Bewusstheit. Das kann an die Nieren gehen und hier liegt auch ein Ursprung für Nierenfunktionsstörungen, Insuffizienzen, Entzündung oder Steinbildung.

Die Verwandtschaft der Niere zum Thema Polarität äußert sich auch in ihrer Funktion, lebenswichtige Salze zu bewahren, um damit den Säure-Basen-Haushalt in einer physiologischen Mitte zu halten. Nieren sorgen für ein Gleichgewicht zwischen beiden pH-Werten, wobei die Säure für den männlichen Pol und das Basische für den weiblichen steht. Gesundheit ist dann erreicht, wenn der eine Pol den anderen physiologisch ausgleicht. Für zwei Menschen in einer Beziehung gilt durchaus Ähnliches.

Ist die Funktion des Ausgleichens auf der organischen oder auf der emotionalen Ebene verloren gegangen, lassen sich die entgleisten Prozesse somatisch wie psychisch wieder in ihre Mitte zurückbringen, und zwar mit den vier großen Nierenpflanzen Solidago virgaurea (Goldrute), Equisetum arvense (Ackerschachtelhalm), Betula pendula (Birke) und Urtica dioica (Brennnessel).

Solidago virgaurea (Goldrute)

Equisetum arvense (Ackerschachtelhalm)

Betula pendula (Birke)

Urtica dioica (Brennnessel)

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Anschrift der Verfasserin:
Margret Rupprecht
Medizinjournalistin
Hohensalzaer Str. 6a
81929 München
Homepage: www.quinta-essentia.info



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