Nephrologische Erkrankungen

“das geht mir ganz schön an die Nieren … Somatisierung von chronischen Konflikten

Von Hellmuth Schuckall

Ob einem die Laus über die Leber gelaufen ist, etwas schwer im Magen liegt, das Kreuz brechen kann, oder an die Nieren geht, – was der Volksmund metaphorisch ins bekannte Sprichwort kleidet, benennt – sehr treffend – die meist unbewusste Ursache-Wirkungsbeziehung eines psycho-somatischen Geschehens. Nämlich die Auswirkungen eines seelischen Konflikts, welcher infolge Unabwendbarkeit, Intensität oder zeitlicher Dauer eine körperliche Transformation erfährt und auf diesem Wege ein Symptom kreiert. Die Organwahl für die Expression des anhaltend Konflikthaften mag symbolisch sein oder einfach den Weg des locus minoris resistentiae, des geringsten Widerstand wählen. Es kann somit quasi jedes Organ – oder Organsystem zum Symptomort für eine psycho-somatische Reaktion bzw. Erkrankung werden. Das Urogenitalsystem bildet hier nicht nur keine Ausnahme, sondern ist vielmehr geradezu explizit geeignet, Konfliktgeschehen zu transformieren. Freud hat bereits Anfang des letzten Jahrhunderts darauf verwiesen, dass Blase und Harnröhre im Konzert mit den anderen Funktionskreisen, Mund, Vagina und After eine erogene Zone darstellte, die der psychischen Gestaltung sowie der sexuellen Manipulation zur Verfügung ständen.

Das lustvolle in die Hose pinkeln des kleinen Kindes bildet wie die spielerisch-lustvolle Manipulation am Genital- und Uretralbereich die ersten autonomen, selbstwahrnehmenden Reaktionsweisen eines Kleinkindes. Andererseits bildet dieser Bereich auch Ausdrucksfeld für Abgrenzung, eigenen Willen und aggressive Tendenzen, deren Autonomiecharakter unzweifelhaft ist. Das amerikanische Alltagsidiom eines “Pissed off”-Seins drückt dieses aggressive, Wut-verkörpernde Element bezüglich seiner somato-psychischen Genese so bildhaft wie eindeutig aus.

Chronisch irregulärer Harndrang, Miktionsstörungen, Enuresis beispielsweise können zweifelsohne Hinweise für ernste neurologisch-degenerative Erkrankungen sein (man bedenke beispielsweise den plötzlichen, imperativen Harndrang als Frühsymptom einer MS), häufig jedoch verweisen diese Symptome auf unbewusste Störungen und Konflikte im Bereich der Sexualität.

Eine ernste sexuelle Beziehungsstörung, Dauerkonfrontation mit scheinbar nicht veränderbaren partnerschaftliche Egoismen bis hin zur Angst machenden Brutalität beim sexuellen Kontakt bzw. Erleben mit einem Partner oder auch sonstige Abgrenzungskonflikte, die in der sexuellen Beziehung kulminieren, können beispielsweise eine Reizblase bei Frauen produzieren (Männer können selbstverständlich vergleichbare Reizreaktionen zeigen). Die tiefenpsychologische Literatur erblickt in einer solchen Symptomatik eine Symbolisierung (bzw. Sprung in die Somatisierung) in ein unterdrücktes Weinen, infolge der permanenten und nicht abgrenzbaren Kränkungen oder sonstigen seelischen Verletzungen.

...

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Hellmuth Schuckall
FA f. Psychotherapeutische Medizin u. Psychotherapie
Prakt. Arzt Naturheilverfahren
Nördl. Auffahrtsallee 62
80638 München
Homepage: www.doc-schuckall.de
E-Mail: dr.schuckall@doc-schuckall.de



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 09/2007

Naturheilpraxis 09/2007