Orthomolekulare Therapie

Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Vitaminen

Chancen und Risiken durch Vitaminsubstitution

von Jens Bielenberg

Auch Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln lassen sich zum Teil als Interaktionen mit dem Vitaminstoffwechsel interpretieren. Die Vitaminsubstitution zum Zweck, Nebenwirkungen zu vermeiden, ist nicht in jedem Fall hilfreich, sondern kann auch dessen Wirkung beeinflussen. Über Sinn und Unsinn einer Vitaminsubstitution im Rahmen einer Pharmakotherapie kann nicht pauschal, sondern muss im Einzelfall entschieden werden. Das Wissen um die Interaktionen von Arzneistoffen mit Mineralien und Vitaminen schafft die Möglichkeit, Arzneimittelwirkungen zu verstehen, die Anwendung von Arzneimitteln zu optimieren und gegebenenfalls Vitamin- und Mineralstoffdefizite auszugleichen. Aus diesem Grunde befindet sich im Anhang dieses Artikels eine Übersichtstabelle über die Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Vitaminen, die diesbezüglich eine Arbeitserleichterung für die tägliche Praxis darstellt.

Wie keiner seiner Vorfahren ist der Mensch der Gegenwart mit einem so komplexen Gemisch chemischer Substanzen in Form von Arznei-, Hilfs- und Zusatzstoffen sowie Schadstoffen konfrontiert. Veränderte soziologische Rahmenbedingungen schaffen den Nährboden für exzessiven Genussmittelkonsum. Alkohol, Drogen und Zigarettenrauch belasten auf vielfältige Weise den Vitaminstoffwechsel. Stress als Folge des ständigen Überlebenskampfes in einer auf Erfolg ausgerichteten Gesellschaft verändert den Vitaminbedarf. Aufgrund des hohen Verarbeitungsgrades vieler Lebensmittel sowie der Verarmung der Böden an wichtigen Mineralstoffen scheint die Versorgung mit allen benötigten Nährstoffen keineswegs sichergestellt. Es stellt sich die Frage, ob Neurodermitis, Bronchialerkrankungen, Allergien sowie Störungen des Schilddrüsenstoffwechsels schon die Folge von Adaptionsmechanismen an veränderte Umweltbedingungen sind, die ganz andere Anforderungen bezüglich der Zufuhr von Nährstoffen und Vitaminen an uns richten. Auch einige Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneistoffen lassen sich als Interaktion mit Vitaminstoffwechsel interpretieren. In der internationalen medizinischen Literatur häufen sich Berichte darüber, dass auch Bakterien, Pilze und Viren in vielfältiger Weise in den Vitaminstoffwechsel eingreifen und Vitamindefizite auslösen können. Vitaminsubstitution in der Absicht, Symptome von Vitamindefiziten zu therapieren, ist oft dann nicht effektiv, wenn eine Infektion Verursacher der Vitamindefizite ist. Es stellt sich vielmehr die Frage, ob nicht Vitaminantagonisten, die den entsprechenden vitaminabhängigen Stoffwechselweg im Mikroorganismus blockieren, neue Arzneistoffe gegen diese Mikroorganismen darstellen.

Unbefriedigend sind dagegen die bisherigen Erkenntnisse über eine mögliche Beeinflussung des Ernährungsstatus durch die regelmäßige Aufnahme bestimmter Arzneimittel, wobei, vor allem bei oraler Applikation der betreffenden Substanzen, die Verwertung essentieller Nährstoffe bis hin zum Auftreten entsprechender Mangelerscheinungen oder sogar Mangelkrankheiten beeinträchtigt werden kann. Wenn auf die Arzneimittelwirkung und damit gegebenenfalls auf eine langfristige und u. U. sogar hochdosierte Verabreichung im Interesse des Patienten nicht verzichtet werden darf, erhöht sich in diesem Falle für den Arzneimittelkonsumenten zwangsläufig der Bedarf an einem oder mehreren Nährstoffen gegenüber den für den Normalfall geltenden “Empfehlungen für die Nährstoffzufuhr”, um gesund und leistungsfähig zu bleiben bzw. zu werden.

Hinweise auf mögliche Beeinflussungen der Nährstoffversorgung durch Substanzen, die auch in der Bundesrepublik Deutschland zur Pharmakotherapie eingesetzt werden, sind in der Literatur zahlreich zu finden. Dennoch wird diesem Problem in der klinischen Praxis bislang nur wenig Bedeutung beigemessen. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass Arzneimittelbedingte Nährstoffmangelerscheinungen oder –mangelkrankheiten vielfach erst nach jahrelanger Arzneitherapie auftreten und die bereits lange vorher sich entwickelnden Frühstadien von Mangelsymptomen oft nicht erkannt werden, da sie vieldeutig und wenig charakteristisch sind.

Aufgrund der immer umfangreicher werdenden Langzeit-Therapie mit einer ständig wachsenden Zahl differenter Pharmaka erscheint es immer wichtiger, über mögliche Interaktionen von bestimmten Arzneimitteln mit dem Ernährungsstatus informiert zu werden, da sich erst aus dem Wissen um derartige Wechselwirkungen die Möglichkeit ergibt, Arzneimittelinduzierte Störungen der Nährstoffversorgung mit unter Umständen schwerwiegenden Folgen für den Gesundheitszustand bzw. die Genesung des Patienten rechtzeitig zu erkennen und damit zu vermeiden.

Allgemeines

Beeinflussung der Nährstoffsynthese

Änderung der Nährstoffzufuhr

Beeinflussung der Nährstoffverdauung und –resorption

Beeinflussung der Nährstoffdistribution

Beeinflussung des Nährstoffmetabolismus

Änderung der Nährstoffausscheidung

Antiepileptika und Folsäure

Antiepileptika und Biotin

Antiepileptika und Vitamin D

Fazit

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Literatur:
Jens Bielenberg; Arzneimittel und Vitamine, Fallbeispiele für die tägliche Praxis, Gov. Verlag: Ein Tabellenwerk im Anhang ermöglicht eine Übersicht von Interaktionen zwischen Arzneimitteln und Vitaminen sowie Maßnahmen der Prävention arzneimittelinduzierter Hypovitaminosen.

Anschrift des Verfassers:
Jens Bielenberg, Apotheker
Raphael-Apotheke
Bahnhofstr. 53
25364 Westerhorn
Tel.: 0049 - 4127 - 376
Fax: 0049 - 4127 - 92 91 83
E-Mail: Jens.Bielenberg@t-online.de



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