FACHFORUM

Carl von Linné und die Nomenklatur der Pflanzen

Josef Karl dem Freund und Lehrer zum 75. Geburtstag zugeeignet

von Bernd Hertling

Jedes Benennen einer Art entspricht dem Pflücken einer Frucht vom Baum der Erkenntnis.” (Prof. Dr. Gerhard Haszprunar)

Smaland hat mich geboren
Schweden habe ich durchreist
Der Erde 450 Ellen tiefe Eingeweide geschaut
In des Windes Höhen eine Meile emporgestiegen
Sommer und Winter an einem Tag angeschaut
Und selben Tag darinnen verlebt
Das Ende der Welt habe ich besucht
Der Sonne Nachtberg geschaut
Unter einem Jahr 1000 Meilen
Zu Lande gewandert

Linnés Werdegang bis “Species Plantarum” 1753

Wenn wir heute eine Heilpflanze ansprechen, gehen wir nach dem Schema des schwedischen Arztes und Wissenschaftlers Carl von Linné, dessen Geburtstag sich heuer kürzlich zum dreihundertsten Mal jährte, vor. Er erblickte am 23.05.1707 in Rashult im schwedischen Smaland, wo sein Vater Dienst als Pastor tat, das Licht der Welt. Wer Henning Mankells Krimis um den in Ystad ansässigen Kommissar Wallander inhaliert hat, weiß auch wo die Stadt Lund liegt. Hier besuchte Linné die Akademie, eine Art weiterführendes Gymnasium.

Er muss als Schüler eine mittelgroße Naturkatastrophe gewesen sein. Sein Rektor schrieb ins Übertrittszeugnis an die Akademie, dass nicht alle Bäume, die man pflanzt, geradewachsen, doch auch so mancher Wildling später zu etwas taugen möge. Dieses Bild aus der Botanik war vermutlich nicht ohne Hintersinn verwendet worden, denn Linné entwickelte schon in frühen Jahren ein besonderes Interesse am Pflanzenleben, worin ihn sein Vater, der einen schönen Garten angelegt hatte, unterstützte. Überspitzt formuliert könnte man sagen, Carl kannte schon alle Blumen, die an seinem Weg wuchsen mit Namen, ehe er richtig lesen und schreiben konnte, was dazu führte, dass ihn seine Mitschüler den “kleinen Botanicus” nannten. Es war ihm also schon damals ein Herzensbedürfnis, die ihn umgebenden Dinge, zumal die belebten, benennen zu können. Nach Gymnasium und Akademie immatrikulierte er sich schließlich 1728 in Uppsala, der königlichen Universität der Wasa. Was er seiner Mutter, die auf Pastorennachwuchs sann, verschwieg, war sein gottloses Fach: Medizin. Hierzu entschied er sich nicht etwa aus besonderer Neigung zum Arztberuf, sondern weil es Naturwissenschaften im heutigen Sinn noch nicht als Studienfächer gab. Da man in Schweden jener Zeit meinte, auf Familiennamen verzichten zu können und es bei den heute noch dazwischengeschobenen Vatersnamen zur Kenntlichmachung eines Individuums beließ, sah der eigenwillige Carl Nilsson, wie er sonst schlichtweg geheißen hätte, es als geboten an, sich einen unverwechselbaren Künstler-, oder besser Wissenschaftlernamen anzueignen. Die dreistämmige Linde, die den Hof seines Vaterhauses zierte, diente ihm als Wappensymbol und auch als Spender für seinen neuen Namen, Linné, latinisiert Linnaeus. Den Adelstitel erhielt er später, 1757 für seine Verdienste um das Ansehen Schwedens in der Welt der Wissenschaften, war ihm also nicht in die Wiege gelegt – und auch nicht käuflich erworben, wie mancherorts gemunkelt wurde. Letzteres Gerücht mag jedoch seine Ursache darin haben, dass sich Linné doch verdächtig machte, auf unsauberen Wegen an die Promotion gekommen zu sein. Er war als mittelloser Student an die Universität gekommen, verdiente sich jedoch seinen Unterhalt mit Privatunterweisungen in Botanik, jenem Fach, in dessen Kenntnissen er bereits die akademischen Assistenten ausstach. Nicht zuletzt auch um einigen Neidern aus dem Weg zu gehen, unternahm er 1732 eine längere Reise zur Erforschung der Botanik und Avifauna 1 Lapplands, die er in einem eindrucksvollen Buch beschrieb.

Wie bestimme ich eine Pflanze – oder das Chaos mit den Namen

Das binäre System

Linnés Ende

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Anmerkungen:
1) Vogelwelt
2) Pedanios Dioskourides, bedeutender Arzt und Gelehrter der röm. Kaiserzeit (1.Jh. n.Chr.) Legte mit seiner Materia medica die Grundlagen der Pharmakopoe bis ins 17. Jh. Galt als Autorität in medizinischen Fragen Galen ebenbürtig.
3) Das “species” in Rezepturen ist von sehr silberner Latinität und sollte eigentlich “specifitas” Spezialität heißen. Wahrscheinlich leitet es sich vom altitalienischen lo sbeziale, der Apotheker ab.
4) Leonhard Fuchs, einer der “Drei Väter der Botanik”, 1501 – 1566.
5) Adamus Lonicerus, Frankfurter Stadtarzt und Botaniker des 16. Jh.. Schrieb ein grundlegendes Destillierbuch

Verwendete Literatur:
Mierau, Sieglinde (Hg.): Carl von Linné “Die Lappläöndische Reise”, Leipzig 1991.
Radziewsky, Elke: Die Sache mit dem Grünen Daumen, Reinbeck. 2003.
Lack, Walter: Linné der zweite Adam. Mitschrift einer Festvorlesung zu Ehren des 300 Geburtstages von Carl v. Linné, gehalten im Botanischen Institut der LMU München, 23.5.2007.
Renner, Susanne: Die Entdeckung der Sexualität der Pflanzen, s.o.
Linné Carl v.: Autobiographie von 1768.
Hertling, Bernd: Wie aus dem Zankapfel die Einbeere wurde, Augsburg, 2006.

Anschrift des Verfassers:
Bernd Hertling
Heilpraktiker
Nettelkofener Str. 1
85567 Grafing



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