Systemische Paartherapie

Kasuistik einer typischen Therapiesituation

von Rosemarie Schuckall

Summery:
Systemische Paartherapie mit einem Unternehmer-Ehepaar. Bei unterschiedlichen Persönlichkeitsprofilen wird mit Hilfe typischer, systemischer Behandlungsverfahren eine neue gemeinsame Kommunikationsebene erarbeitet. Ein Versuch von Lösungen 2. Ordnung.

Die nachfolgende Fallvignette soll (aus gesamt 14 Std.) einen Einblick in Methodiken und Prozesse einer nach systemischen Theorievorstellungen angelegten Paartherapie gewähren. Nach diesem Modell stellt jede soziale Zusammenfügung, – ob als Ehepaar oder nach anderen Vorstellungen, Überzeugung oder Ideologien getroffene soziale Lebensform – ein Kräftegleichgewichts-System dar, welches bestrebt ist, selbstreferentiell eine Homöostase aufrecht zu erhalten. Derartige Homöostaseversuche produzieren, wie für kybernetische Organisationen charakteristisch, intrinsische Gewichtungsverschiebungen, um die Gesamtheit des Systems zu erhalten. In einer konflikthaften Ehe bzw. Paarbeziehung geschehen solche inneren Balance- und Kompensationssprozesse allerdings nicht selten um den Preis der Produktion von verschiedenen Symptomen. Diese sind dann sämtlichst dazu angetan, das System vor einem Zusammensturz zu bewahren. Dabei entwickelt sich geradezu symptomatisch eine immer weiterreichende Kommunikationsstörung, um den bei dieser Dysbalance entstehenden inneren Druck zu verschleiern, und damit zunächst zu kompensieren.

An dieser Stelle beginnt häufig eine Therapie. Diese Kommunikationsdefizienz bildet zunächst meist allerdings auch den schwierigsten, weil komplexesten Teil der therapeutischen Bemühungen. Erst wenn die Kommunikation wieder im Fluss ist, kann es nachhaltig gut gelingen, Impulse und Energien von außerhalb des Systems gewinnbringend zu implantieren.

Ausgangssituation dieser Kasuistik:
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Überweisungskontext:
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Auftragsklärung:
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Streitkontext:
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3. Stunde:
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5. Stunde:
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Videoaufzeichnung:
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Externalisieren:
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Rollenspiel:
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Ergebnis:

Das Paar hat sich ein Jahr nach der Paartherapie wieder bei mir, – wie vereinbart, – schriftlich gemeldet u. berichtet das es ihnen eigentlich recht gut gehe – im Gegensatz zu der Zeit vor der Therapie. Zwar streiten sie auch noch hin und wieder “im üblichen Maß”, aber nie mehr mit derartig verletzenden Inhalten. Der Vater der Frau lebt mittlerweile in einem guten Altenheim, wo ihn das Paar wöchentlich besucht. Er hat sich – zu aller Erstaunen und wider Erwarten – sehr gut mit der neuen Situation arrangiert. Außerdem haben sie sich entschlossen, einen Geschäftsführer zu engagieren, was das Paar entlastet hat. “Wir verstehen eigentlich gar nicht, warum wir mit diesem Schritt zu lange gewartet haben!”

Der therapeutische Anteil an dieser Therapie bestand im Wesentlichen darin, die Kommunikationsblockaden nachhaltig zu lösen und die negative Homöostase = die Symptombildung auf verschiedenen Ebenen für das Paar gut erkennbar und damit neu strukturierbar werden zu lassen. Wie dieses Paar mir schrieb, waren auch die angewandten Techniken zum Teil durchaus “Handmodelle”, derer sich das Paar weiter bedienen wollte. Was im Übrigen für andere Behandlungssysteme auch gilt: Hilfe ist nur dann effektiv, wenn sie Hilfe zu Selbsthilfe darstellt.

Zusammenfassend darf ich schließlich nochmals mein hier verwendetes therapeutisches Methoden-Instrumentarium auflisten:
Im Wesentlichen habe ich konsequent sechs technische Methodiken angewandt:
1. Externalisierung von Stimmungen und Problemen
2. Konsequente zirkuläre Befragung auch mit Hilfe von kunsttherapeutischen Methoden
3. Einführung eines Reflecting-Teams durch die Patienten vor dem Video
4. Verschreibungen
5. Paradoxe Interventionen und Störungen des Kontextes
6. Rollenspiel

Nicht erwähnt, dennoch hochgradig bedeutsam, bildet eine hypnotherapeutisch-imaginative Gesprächstechnik (nach Erickson), was stets dort sedierend und synchronisierend geholfen hat, wo die Emotionen am Überkochen waren oder eine emotionale Blockade allzu sehr den Fortgang hemmte.


Literaturverzeichnis:
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Wittgenstein, L.: Philosophische Bemerkungen, 1993

Anschrift der Verfasserin:
Rosemarie Schuckall
Nördliche Auffahrtsallee 62
80336 München
www.Schuckall.de
r.schuckall@schuckall.de
Systemische Paar- u. Familientherapeutin
Mitglied der Systemischen Gesellschaft
Kunsttherapeutin
Systemische Paar- und Familientherapie
Hypnotherapie,
Bildnerisch-analytische Psychotherapie



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