Josef Angerer 100

Der Pupillenrand als Indikator spinaler Irritation:

Ein Bilderbeitrag

Von Josef Karl

I.

Josef ANGERERS Anliegen war es zeitlebens, nicht nur die Iris des Auges zur Erkenntnis heranzuziehen, vielmehr auch das unmittelbare Umfeld. Deshalb nannte er sein bereits 1953 erschienenes “Handbuch der Augendiagnostik” ganz bewusst so.
Insbesondere der “Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V.” München unter der jahrelangen Führung von HP Ursula von Heimendahl und HP Hermann Biechele hat sich der Auf- und Neubearbeitung dieses Jahrhundertwerks (neben dem das von Josef DECK besonders herausragt) zur besonderen Aufgabe gemacht.
Nur wenige Arbeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten mit diesem Detail des Auges beschäftigt, und wenn, dann doch auf J. ANGERER Bezug nehmend. Weiterführende Forschungen blieben aus.
Dr.h.c. Rudolf SCHNABEL hat wohl als Erster sich zum Pupillensaum geäußert, in einem längst vergriffenen Buch von 1921. Sicher hat 1. ANGERER dies gelesen, schließlich hat er kurze Zeit sporadisch bei SCHNABEL gelernt. Wenn wir heute diese 10 Seiten lesen, können wir nicht mehr allzu viel damit anfangen; es ist eine andere Zeit.

II:

Pupillensaum (=PS), Pupillenrand (=PR), beide Ausdrücke werden verwendet. Hören wir kurz J. ANGERER : “Der Pupillenrand (PR) wird gebildet aus der Traubenhaut , die ihrerseits wiederum aus der Netzhaut entsteht.” So ergibt sich quasi ein “direkter Einblick in’s Gehirn”; das erlaubt bis zu einem gewissen Grad die Annahme, dass der PR einen Einblick gibt in die “spinale Irritation” (der gesamten Wirbelsäule) bzw. der “nervalen Organsteuerung”.

Auf einiges bin ich im 2006 erschienenen Buch aus dem Felke-Verlag “Methodik – Phänomene – Erkrankungen”, ein Gemeinschafts-Bildband der HP Willy HAUSER, Josef KARL und Rudolf STOLZ, eingegangen. In 19 großformatigen Farbbildern (von J. GEIGER vorzüglich veröffentlicht) stelle ich einige Phänomene vor, immer wieder auf meinen Lehrer J. ANGERER Bezug nehmend – aber auch im Widerspruch zu seinen Ansichten. Von seinen 24 Darstellungen in Text und Zeichnungen kann und konnte ich nie alle in 40 Praxisjahren finden. Auch hier dürfte der von J. DECK immer wieder ausgesprochene “Faktor Zeit” eine Rolle spielen. Das ist völlig normal: luetische Zeichen (Nr. 15) waren nach dem 1. Weltkrieg ebenso wie der Tbc-Ring (Nr. 17) keine Seltenheit. Das größte Hindernis sind in seinem Buch die Zeichnungen, zwei Grafikerinnen in den verschiedenen Auflagen haben sich ohne Zweifel bemüht; gelungen ist es nur teilweise. Beim zweiten Anlauf habe auch ich versucht, die Erstausgabe bildlich in einer Reihe von Fällen anregend zu verbessern, realistischer zu gestalten. Leider stieß ich hier auf keine offenen Ohren; J. ANGERER ließ der (berufsfremden) Grafikerin, durchaus eine Künstlerin, zu viel Freiheit – sie konnte es nicht besser wissen. Er selbst nahm sich wohl – bei allen seinen zahlreichen Aufgaben – kaum Zeit zur Verbesserung, Durchsicht und Korrektur.

So mag es irritieren, dass ich bei der Verehrung des genialen Lehrers in einigen Bereichen einen anderen – eigenen Weg gehe.

Das möge verstanden sein: haben wir nicht alle die Aufgabe, das Werk unserer Eltern – Älteren – Lehrer fortzuführen, weiterzuentwickeln? Oft zitiert wird der alte Grieche HERAKLIT: panta rhei – alles fließt.

III.

Die Iris, die Iriskrause, die Pupille und auch der Pupillensaum (PS) folgen alle den präzisen Gegebenheiten der Reflexologie. Lapidar ausgedrückt: oben bei diesen ist auch oben im Körper, analog seitwärts (temporal, nasal) und schließlich unten (caudal).
Im Folgenden werden Bilder vorgestellt, die im erwähnten neuen Bildband nicht angeführt sind. Insofern ist dieser Beitrag eine Fortführung, Ergänzung, Erweiterung, Vertiefung. Beginn ist oben, cranial.

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Naturheilpraxis 06/2007