Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Häufige Probleme der chinesischen Kräutertherapie

Falsches Therapie-Ziel, häufige Fehler in der Rezeptur, minderwertige Ware als geprüfte Qualität aus der TCM-Apotheke

Von Yutian Sun, Willich

Wenn man einen Importeur oder Apotheker nach Qualität fragt, haben natürlich alle eine gute Qualität. Leider stimmt das nicht. Momentan ist nämlich die Qualität der chinesischen Drogen, die aus China nach Europa importiert werden, oft für eine gute Therapie nicht ausreichend.

Wie können ein Apotheker oder ein Therapeut dies nachprüfen? Zuallererst müssen beide Grundkenntnisse über die chinesische Pharmakologie haben. Wenn z.B. ein Therapeut den Apotheker fragt, welche Cang zhu (Rd. Atrachtylodes) er am Lager hat, müsste dieser eine der beiden im chinesischen Arzneibuch zugelassenen Stampflanzen nennen, nämlich Atractylodes lancea Thunb.(Nan Cang Zhu) oder Atractylodes chinensis (Bai Cang Zhu).

Der Wirkstoffgehalt, der für eine gute Therapie notwendig ist, z.B. bei einem Bi-Syndrom, ist bei beiden sehr unterschiedlich. Das ätherische Öl von Rd. Atractylodes lancea (Nan cang zhu) muss laut dem chinesischen Arzneibuch mindestens 5–9% betragen, das von Rd. Atractylodes chinensis (Bai cang zhu) nur 1,5%. Das heißt, die Letztere ist für den Therapeuten minderwertiger. Sie hat auch weit weniger weißen Belag, der für das ätherische Öl und ihre gute Qualität steht. Dieser Belag entsteht durch kristallisiertes Hinesol und Atratylol, ihre wichtigsten Inhaltstoffe. In Deutschland wird dieser oft fälschlicherweise als Schimmel angesehen.

Weiterhin müsste man wissen, ob die Droge geröstet ist. Dann trägt sie den Namen Chao Cang zhu. Durch die Röstung hat sie nämlich an Schärfe verloren, und bei einer schwachen Mitte, die in Deutschland sehr verbreitet ist, und mit Symptomen wie Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen oder Übelkeit einhergeht, ist sie viel besser und für längere Zeit verträglich, als die scharfe und ungeröstete Droge.

Weiterhin sollten die Verpackung und Lagerung als gutes Qualitätsmerkmal gewährleistet sein. Durch eine Verpackung in einem Plastikbeutel geht der wertvolle weiße Belag verloren. Um diesen lange zu erhalten, sollte die Droge auch nicht über 15 Grad Celsius gelagert werden. Auch wenn alle diese Qualitätsmerkmale eingehalten werden, sind nach etwa 1 Jahr nur noch 2% des ätherischen Öls vorhanden. Das heißt, eine eingekaufte Ware, die nur noch 2% des ätherischen Öls besitzt, hat nach einem Jahr keine therapeutische Wirkung mehr. Oft steht aber auf eingekaufter Ware, dass sie 3 Jahre haltbar ist.

Das Gleiche gilt für viele andere Drogen, die ihre Wirkung ebenfalls durch die ätherischen Öle entfalten, wie z. B. Fl. Magnoliae. Fl. Chrysanthemi, Hb. Menthe, Hb. Schizonopetae und viele mehr.

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Kurse und Vorträge zu diesem Thema mit Herrn Sun und Frau Körfers finden statt auf dem TCM-Kongress Rothenburg 2007:

Samstag 19.05.07, 11.00–12.30 Uhr und 14.00–17.00 Uhr



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Naturheilpraxis 05/2007