Dicke Kinder – was tun?

Von Nicolai Worm

In der industrialisierten Welt nimmt die Prävalenz von Übergewicht zu. Das betrifft insbesondere auch die Jugend. Bei den übergewichtigen Kindern und Jugendlichen kann man schon zu einem hohen Prozentsatz Gesundheitsstörungen feststellen. Übergewicht und Bewegungsmangel fördern die Insulinresistenz. Diese wiederum bedingt Folgerkrankungen. Erhöhte postprandiale Blutzucker- und Insulinwerte, erhöhter diastolischer und systolischer Blutdruck, erhöhte Triglyzeride, erhöhte Anteile von kleinem dichten LDL-Cholesterin und vermindertes HDL-Cholesterin sind heute in steigendem Maße in jungen Jahren zu finden. Die Folgen reichen bis ins Erwachsenenalter: Frühes und vermehrtes Auftreten des Typ-2- Diabetes, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, nicht-alkoholische Fettleber, das polyzystische Ovarsyndrom, Gelenkprobleme und weitere “Zivilisationserkrankungen” (1-3).

Nach Schätzungen der WHO gibt es weltweit zurzeit 155 Millionen Kinder mit Übergewicht. In Deutschland sind mittlerweile sind 10 bis 20 Prozent der Schulkinder übergewichtig (4). Der Grund ist für Erwachsene wie für Kinder der gleiche: eine positive Energiebilanz. Diese erklärt sich entweder aus einem geringeren Energieverbrauch mangels Bewegung. Oder sie ergibt sich über eine erhöhte Energiezufuhr. In der heutigen Zeit dürfte eine Kombination aus beidem in den meisten Fällen zutreffen.

Definition von Übergewicht

Zur Definition von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter wird von Fachgesellschaften der so genannte Körpermassen- oder Body Maß Index (BMI) (BMI = Körpergewicht (kg) / Körpergröße 2 (m2)) empfohlen. Durch das Wachstum und die Pubertätsentwicklung und den damit verbundenen Änderungen der Körperzusammensetzung unterliegt der BMI typischen alters- und geschlechtsspezifischen Veränderungen. Im Wachstumsalter sollte deshalb die Bestimmung von Übergewicht und Adipositas anhand des speziellen altersbezogenen BMI – in Form von populationsspezifischen BMI-Perzentilen für Jungen und Mädchen – erfolgen (4). Derartige BMI-Perzentile wurden für Kinder und Jugendliche in Deutschland von der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) erstellt und in ihren Leitlinien zur Feststellung von Übergewicht und Adipositas dargestellt (http://www.a-g-a.de/aga_content.html).

Das 90. alters- und geschlechtsspezifische Perzentil o. g. Referenzdaten für deutsche Kinder und Jugendliche gilt als Grenzwert zur Definition von Übergewicht und das 97. Perzentil als Grenzwert zur Definition von Adipositas. Eine extreme Adipositas liegt vor, wenn der BMI das 99,5. alters- und geschlechtsspezifische Perzentil überschreitet.

Prävalenz von Übergewicht in Deutschland

Adipogene Umwelt

Bewegung versus Ernährung in der Prävention

Adipositas-Therapie

Low-Fat versus Low-Carb

Ausblick

Konzepte vorrangig untersucht und nach strengen Kriterien evaluiert werden, denn die bisherigen Ansätze sind offenbar ineffektiv. Es herrscht also erheblicher Forschungsbedarf. Staat und Wirtschaft sind zu verstärktem Engagement aufgerufen.

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Literatur:
1. Daniels SR. The consequences of childhood overweight and obesity. Future Child 2006;16:47-67.
2. Rodriguez BL, Fujimoto WY, Mayer-Davis EJ, et al. Prevalence of cardiovascular disease risk factors in U.S. children and adolescents with diabetes: the SEARCH for diabetes in youth study. Diabetes Care 2006;29:1891-6.
3. Thompson DR, Obarzanek E, Franko DL, et al. Childhood overweight and cardiovascular disease risk factors: the National Heart, Lung, and Blood Institute Growth and Health Study. J Pediatr 2007;150:18-25.
4. Wabitsch M, Kunze D. AGA Leitlinien. Verabschiedet auf der Konsensus-Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (Deutsche Adipositas Gesellschaft) vom 06.10.2006. http://www.a-g-a.de/aga_content.html 2006.
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14. Ebbeling CB, Leidig MM, Sinclair KB, Hangen JP, Ludwig DS. A reduced-glycemic load diet in the treatment of adolescent obesity. Arch Pediatr Adolesc Med 2003;157:773-9.
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16. Worm N. Glücklich und schlank. Die LOGI-Methode in Theorie und Praxis. Lünen: Systemed-Verlag, 2003.
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18. Flodmark CE, Marcus C, Britton M. Interventions to prevent obesity in children and adolescents: a systematic literature review. Int J Obes (Lond) 2006;30:579-89.
19. Worm N. Macht Fett fett und fettarm schlank? DMW 2002;127:2743-2747.
20. Astrup A. The satiating power of protein-a key to obesity prevention? Am J Clin Nutr 2005;82:1-2.

Anschrift des Verfassers:
Dr. Nicolai Worm
Geibelstr. 9
81679 München
E-Mail: nicolai.worm@t-online.de



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