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Naturheilpraxis 04/2007
Von Ruthild Schulze, Berlin
Bereits sehr alte Quellen beschreiben die Entwicklung des Embryos während der Schwangerschaft. In Texten des Medizingelehrten Wang Shuhe, welcher im vierten Jahrhundert lebte, finden wir die frühesten Dokumentationen. Chao Yuanfang und der berühmtere Sun Simiao haben den Text von Wang Shuhe zweihundert Jahre später in die heute überlieferte Fassung gebracht. Diese beschreibt die Zuordnung von Akupunktur-Leitbahn zu Schwangerschaftsmonaten und damit dann auch die Lehre der fünf Elemente oder Wandlungsphasen auf die Schwangerschaft bezogen (Lu 1995:190).
Aus dieser Zuordnung ergibt sich die Annahme, dass bei so genannten „Vieräugigen Frauen“ (= schwangeren Frauen) ihre Hauptleitbahnen andere, zusätzliche Aufgaben erhalten. Das „Agieren der Hauptleitbahnen“ verlagert sich wie folgt: Im ersten Monat versorgt der Leber-Meridian die Schwangerschaft, im zweiten Monat der Gallenblasen-Meridian. Somit sind die ersten zwei Monate der Wandlungsphase Holz zugeordnet. Es folgen Herz- und Dünndarm-Meridian (in anderen Quellen sind bezüglich dieser Monate Pericardium- und SanJiao-Meridian genannt). Hier ordnen die verschiedenen alten wie auch neuen westlichen Quellen dem dritten und vierten Monat die Wandlung Feuer zu. Die Mitte und Erdezeit der Schwangerschaft ist durch Milz- und Magen-Meridian repräsentiert, das Metall und seine Leitbahnen Lunge und Dickdarm sind dem siebten und achten Monat zugeordnet. Die letzten zwei Monate entsprechen der Wandlungsphase Wasser und die Leitbahnen Niere und Blase beschließen den vorhimmlischen Zyklus. So können wir den vorhimmlischen Verlauf einer Schwangerschaft verfolgen – vom Frühling – dem Beginn der Schwangerschaft – bis zum Winter – an dessen Ende die Geburt steht.
Darüber, wie mit diesen Leitbahnen zu verfahren sei, ob sie bei „Vieräugigen“ behandelt werden dürfen, erst recht, ob Punkte dieser Leitbahnen in entsprechenden Schwangerschaftsmonaten akupunktiert werden dürfen oder bei Beschwerden genadelt werden müssen, darüber sind sich alte wie neue Autoren nicht einig. Aus der Zeit gibt es zeitgleich erschienene Veröffentlichungen, die sich auf Sun Simiao beziehen, die im gleichen Monat Punkte verbieten und empfehlen!
Je nach Tradition finden SchülerInnen der Chinesischen Medizin unterschiedliche Modelle zur Akupunktur bei Schwangeren, zum Beispiel die Tonisierungspunkte der entsprechenden Meridiane (u.a. unterrichtet von Alex Tiberi im Jahre 2001 beim TCM-Kongress in Rothenburg ob der Tauber) oder die Punkte nach Dr. Zhang (entspr. Angaben auf meiner Schwangerschaftsscheibe „Wanderung durch den Vorhimmel“, 2003 und Behandlung in vorhimmlischen Zeiten).
In diesem Artikel soll es nun um die Empfehlung gehen, dass sich der Akupunkturpunkt Niere 9, zhu bin, eignet, um eine Schwangere bzw. ihr Kind um die Belastung durch so genannten Schwangerschaftstoxine zu erleichtern.
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Literatur
Lu, Yali: Schwangerschaft und Geburt im alten China. In: Curare. Zeitschrift für Ethnomedizin. Sonderband 8, Berlin, Verlag für Wissenschaft und Bildung, Berlin, 1995
Linck, Gudula: Yin und Yang, Die Suche nach Ganzheit im chinesischen Denken, Becksche Reihe, Verlag C.H.Beck, München, 2001
Deadman, Peter, Al Khafaji, Masin und Baker, Kevin: Großes Handbuch der Akupunktur, Verlag für Ganzheitliche Medizin, Dr. Erich Wühr GmbH, Kötzting, 2000
Fisch, Guido: Der Nierenmeridian, No.1,Verlag für traditionelle, orientalische Medizin, CH Lausanne, 1983
Maciocia, Giovanni: Die Grundlagen der Chinesischen Medizin,Verlag für Ganzheitliche Medizin, Dr. Erich Wühr GmbH, Kötzting, 1994
Müller,Josef Viktor: Den Geist verwurzeln, Die Namen der Akupunkturpunkte als Bindestriche der Psycho-Somatik, Verlag Müller und Steinicke München 2001
| Ein Kurs zum Thema „Einführung in den Umgang der Schwangerschaftsscheibe für Anfängerinnen. Vorhimmlische Bewegungen“ mit Frau Schulze findet auf dem TCM-Kongress Rothenburg 2007 statt
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