FACHFORUM

Auf dem Weg zu neuen Dimensionen der Homöopathie

Von Florian Fuhlert

Seit Kent war eigentlich nicht mehr viel los mit der “klassischen Homöopathie”. Der Homöopath befragte seinen Patienten nach Fußschweiß, Schlaflage und anderen Spitzfindigkeiten, repertorisierte, wälzte seine Materia Medica und am Ende eines sehr aufwendigen Prozesses bekam der Patient eines der bekannten Polychreste wie Sulfur oder Pulsatilla. Sicherlich zu Hahnemanns Zeiten wurden ständig neue Mittel geprüft oder das System der Miasmen entdeckt, die Homöopathie entwickelte sich rasant. Aber irgendwann muss es ja auch mal gut sein und ehrlich gesagt, wer kann sich schon so viele Mittel merken?

Mit der Entwicklung des Laptops und der damit verbundenen Möglichkeit riesige Datenmengen zu bearbeiten, wurde es wohl einigen einfach zu langweilig und so haben sie neue Mittel geprüft und noch mehr Mittel geprüft und noch mehr Mittel geprüft: Eine Informationsflut ergoss sich in die homöopathischen Computerprogramme: Symptome ohne Ende, aber meist keine deutliche Thematik. Kaum möglich vor lauter Rubriken, den Patienten noch zu sehen! Ein systematisches Verständnis der Heilmittel wurde dringend gesucht. Eine Landkarte der homöopathischen Arzneimittel, die in Reiche, Gruppen oder Familien differenziert und so eine Metaperspektive schafft, an der sich der informationsgeplagte Homöopath orientieren kann.

Laut ihrem Selbstverständnis ist die klassische Homöopathie eine höchst spezifische, individuelle Informationstherapie: nicht irgendwelche Stoffe, die für das erkrankte Organ hilfreich sind, werden gesucht, sondern ein spezieller Soff, der in möglichst inniger Resonanz mit der Lebenskraft des Patienten schwingt. In einer Zeit der zunehmenden Individualisierung folglich auch eine Aufforderung zu weitergehenden homöopathischen Arzneimittelprüfungen und Erforschungen. Allein die in der Homöopathie verwendeten mineralischen Elemente machten noch vor 10 Jahren höchstens 50% der Gesamtmenge der Elemente des Periodensystems aus, erweitert man dies auf die möglichen und in der Natur vorkommenden einfachen Bindungen, waren es vielleicht noch 10%. Diese Quote hat sich dank des Pioniergeistes einiger Homöopathen merklich erhöht. Die eingesetzten pflanzlichen Mittel sind nur ein Bruchteil dessen was die Fauna zu bieten hat und bei den tierischen Stoffen sieht es noch magerer aus. Angesichts dieser weiten unkartographierten Arzneimittellandschaften müssen natürlich Abstriche von einer individuellen Verschreibung gemacht werden und sicherlich erklären sich hieraus auch Fehlschläge in der homöopathischen Praxis. So wurden in den letzten Jahren zahlreiche in der Homöopathie bis dato unbekannte Stoffe geprüft und lieferten eine Unzahl von kleinen Symptomen, meist aber ohne klare Hinweise auf den “roten Faden”, die zentrale Dynamik dieser Arzneien. So erschien den Homöopathen auf dem Weg diese unerforschten Stoffe zu entdecken also die Datenhydra: Daten ohne Hierarchie und System können kaum verarbeitet werden. Die von der schieren Arzneimittel- und Symptomenanzahl überforderten Heiler warfen entweder die Flinte ins Korn, outeten sich als Traditionalisten, um nur noch die Arzneien der “alten Meister” zu verschreiben oder aber bildeten sich nachts fort um tagsüber behandeln zu können. Es stand ein Schritt in eine neue Dimension der Homöopathie an, denn ohne ein für die Praxis anwendbares Klassifizierungssystem der Heilstoffe, gleicht die Suche nach der ähnlichsten Arznei derer nach der berühmten Nadel im Heuhaufen.

“Epistemologie (Theorie) ohne Kontakt mit Wissenschaft (Experiment) wird zum leeren Schema. Wissenschaft ohne Erkenntnistheorie ist – soweit überhaupt denkbar – primitiv und verworren.” (Albert Einstein)

Mineralische Arzneien

Tierische Arzneien

Pflanzliche Arzneien

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Literatur:
Jan Scholten: Homöopathie und Minerale, Homöopathie und die Elemente, Geheime Lanthanide
Rajan Sankaran: Einblicke ins Pflanzenreich 1 & 2, Die Empfindung in der Homöopathie

Anschrift des Verfassers:
Florian Fuhlert
Wengen 8
86911 Dießen



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Naturheilpraxis 04/2007