ETHNOMEDIZIN

Heilkunst und Kunst I: Der Schamane Pablo Amaringo

Ein Beitrag zur Ethnomedizin

Von Walter Andritzky

Westlicher Medizinbetrieb und künstlerische Kreativität erscheinen eher als Gegensätze, – nicht so bei manchen Schamanen, die ihre (heilenden) Visionen gleichsam ‚veröffentlichen’. In der Dschungelstadt Pucallpa (Ostperu) lernte ich Pablo Amaringo kennen, der viele Jahre als Heiler (ayahuasquero) tätig war und danach begann, seine Visionen zu malen. Vor seinem Holzhaus hängt ein Schild mit der Quetchua-Aufschrift Usko Ayar, zu deutsch: Prinz des Lichts. Wie Pablo mir erläuterte, geht es dort nicht abgehoben um ‚Kunst’, sondern um die Vermittlung ethischer Werte wie Respekt und Vertrauen.

Zur Zeit meines ersten Besuchens im Jahr 1993 gab es 300 Schüler, die in täglich fünf Klassen kostenlosen Unterricht erhielten. In einen halbdunklen Raum sind etwa zwanzig Kinder und Jugendliche mit Malen und Zeichnen beschäftigt. Die Kleinsten, etwa 6 Jahre alt, bringen mit Buntstiften und größter Akribie im Detail nach einer Vorlage Pflanzenblätter auf ein Blatt. Einige Reihen weiter sitzen Jugendliche, die mit Ölfarben von einem geheimnisvollen Leuchten durchdrungene Dschungellandschaften mit einer phantastischen Räumlichkeit malen. Jede Pflanze, jeder Baum wird mit botanischer Exaktheit aus dem Gedächtnis gemalt, so wie die jungen Maler die Natur während tagelanger Exkursionen erlebt hatten und es nun den Betrachter nachempfinden lassen: Mit allen Sinnen und mit ganzem Herzen, wie es Pablo ausdrückt.

Jedes Bild wird zu einem Mahnmal für die Erhaltung der geistigen Sphäre amazonischer Natur: Das scheint auch die Weltorganisation UNO begriffen zu haben, als sie Pablo 1992 mit dem Preis Global 500 auszeichnete, den 500 Personen erhielten, die außergewöhnliches für den Umweltschutz geleistet haben.

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Anschrift des Verfassers:
Dr. Walter Andritzky
Psychologische Praxis
Kopernikusstr. 55
40225 Düsseldorf



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Naturheilpraxis 03/2007