AUS DER PRAXIS - FÜR DIE PRAXIS

Komplexhomöopathie und Phytotherapie

Von Josef Karl

I.

Eine Anzahl von Praxen habe ich kennengelernt, die mit Komplexmitteln alleine einen großen Zulauf an Patienten hatten. Die meisten Praktiker/Innen bleiben dabei bei einem System, seien es die Oligoplexe von Madaus, die Truw-Kplx., die Synergone von Kattwiga, die Similiaplexe von Pasco – um einige zu nennen. Diese Kollegen – weibliche Verordnerinnen waren damals noch in der Minderheit – aber bereits Frau Pastor Madaus und Eva Flink hatten es vorgemacht, dass ein solches System sehr gut funktionieren kann. Pastor Felke, HP Zähres, Theegarten und viele andere konnten vorzüglich auf der Komplexmittel- Klaviatur spielen! Manche Kollegen haben ihre eigenen Komplexhomöopathika zusammengestellt, wie ich es beispielsweise beim Kollegen Josef Diener sen. in Wiesbaden erleben durfte, 1960 als Assistent in einer riesigen Praxis. Und die Dinaplexe werden heute vom Sohn weiterverordnet.

II.

Eine brauchbare Dreierkombination möchte ich vorstellen an einigen Modellen:

ein Komplexmittel,
ein Phytotherapeutikum und
ein Teerezept.

Dies schließt nicht aus, dass in der Praxis noch eine Injektion, eine Akupunktur, eine Chiropraktik oder Osteopathie, ein Aderlass, eine Schröpfkopfbehandlung, eine Massage usw. gemacht wird.
Wenn ich im Nachfolgenden einige Drei-Komponenten-Modelle vorstelle – wenige von sehr vielen möglichen – so sei eben bemerkt, dass der Patient alleine mit dem Arzneimittel und dem Wort nicht entlassen werden soll, obwohl bisweilen schon das Gespräch, sei es auch kurz, wenn es “trifft”, viel bewirkt. Vielmehr plädiere ich dafür, keinen Patienten gehen zu lassen, ohne dass nicht bereits in der Sprechstunde etwas gemacht wurde. Er wird mit dem Gefühl gehen, dass ab jetzt etwas mit ihm geschieht, dass gehandelt wird und er nicht alleine mit einem Rezept und einem gutgemeinten Schulterklopfen aus dem Sprech- bzw. Behandlungszimmer wieder draußen ist.

III.


A. Unterstützung der Leberfunktion

Rp.
1. Hepa-Loges S N3
S: 3 x 1 nach dem Essen
2. Chelidonium Synergon Nr. 55
“Kattwiga” OP
S: 2 x 1 Tabl. vor dem Essen lutschen
3. Artischockenblätter 30.0
Boldoblätter 20.0
Löwenzahnwurzel mit Kraut 30.0
Pfefferminzblätter 20.0
Mischen. S: 1 Essl. auf 2 Tassen Wasser Infus früh und abends 1 Tasse


B. Sodbrennen, “übersäuerter Magen”:

Rp.
1. Kamillopur “Steierl” 100.0
S: 2 – 3 x 1 Teelöffel nach dem Essen
2. Metanuxvomica “Meta-Fachler” 100.0
S: 3 x 20 Tropfen vor dem Essen
3. Schafgarbenkraut 20.0
Melissenblätter 10.0
Malvenblätter 20.0
Süßholzwurzel 30.0
Mischen. S: 1 Essl. auf 2 Tassen als Infos; früh und abends evtl. noch eigens eine Tasse mit 1 Teel. Kamillopur oder 2 Tabl. Liquirit “Dr. Loges” v. d. Schlafen


C. Appetitlosigkeit “untersäuerter Magen’’

1. Ventri-Loges OP
S: 10 Min. vor dem Essen 20 – 25 Tropfen auf 1/2 Tasse Tee
2. Calamus Kpl. “Nestmann” 50.0
S: 3 x 20 Tropfen nach dem Essen
3. Fenchelfrüchte gequetscht 30.0
Kardamomenfrüchte gequetscht 10.0
Orangenschalen geschnitten 40.0
Enzianwurzel geschnitten 10.0
Mischen, S: 1 Teel. auf 2 Tassen Wasser 1 Min. aufkochen


D. Gallenbeschwerden

1. Infitract Kps. “Infirmarius” N 2
S: 1 – 2 x tägl. n. größeren Mahlzeiten 1
2. Taraxacum Synergon 164 “Kattwiga” 100.0
3 x 20 Tropfen vor dem Essen
3. Artischockenblätter 30.0
Wermutkraut 10.0
Gänsefingerkraut 20.0
Melissenblätter 20.0
Mischen. S: 1 Teelöffel auf 1 Tasse Infus mehrmals am Tag
(Tee’s können in Thermosflaschen aufbewahrt werden und stehen dadurch auch im Büro zur Verfügung.
Und noch etwas: Immer wieder wird bei der Teezubereitung nach dem Aufguss (Infus) kein Deckel benützt; so verpuffen die ätherischen Öle in der Küche!)


E. Einschlafprobleme

Rp.
1. Baldriantinktur Andechser Klostermedizin “Steierl” 2 x 50.0
S: 1/4 Std. vor dem Schlafen 1 Esslöffel auf 1 Tasse Tee
2. Coffea Synergon Nr. 24 “Kattwiga” 100.0
S: 1 Std. und unmittelbar vor dem Schlafen 15 Tropfen
3. Passionsblumenkraut
Hopfendolden
Melissenblätter áá 20.0
Orangenblüten 10.0
Mischen. S: 1 Teel. 1 Tasse Infus


F. Pankreasdyspepsie

Rp.
1. Harongantabl. “Dr. Wilmar Schwabe” OP
S: 2 – 3 x 1 nach der Mahlzeit
2. Metaharonga “Meta-Fackler” 100.0
S: 3 x 20 Tropfen vor dem Essen
3. Kardamomenfrüchte gequetscht 10.0
Korianderfrüchte gequetscht 20.0
Galgantwurzel geschnitten 25.0
Ingwerwurzel geschnitten 20.0
Mischen, S: 1 Teel auf 2 Tassen kurzer Dekokt


G. Akute Diarrhoe, bei Kindern (nach Marion von Carolath-Karl)

Rp.
1. 4 x 2 Äpfel mit Schale und Kernhaus frisch gerieben
(Die Apfel müssen biologisch sein)
2. Aloe Kpl. “Nestmann” 242 50.0
5 x tgl. je nach Alter 6 – 20 Tropfen über den Tag verteilt auf etwas Tee
3. Lindenblüten 15.0
Kamillenblüten 30.0
Malvenblüten (Malva sylvestris) 15.0
Brombeerblätter 15.0
Gänsefingerkraut 15.0
Mischen. S: 2 Essl. auf 1 Liter Wasser Infus, 10 Min, ziehen lassen, tagsüber verteilt trinken


(Anmerkung: Die Menge ergibt sich aus der Gefahr der Dehydration, die bekanntlich bei Kindern im Falle von Durchfall sehr schnell auftritt)

Eine Nachbemerkung, wenn Sie erlauben, werte Leser/Innen:
Diese Rezepturen kommen aus der Praxis und sind nicht irgendwie aus Büchern abgeschrieben oder sonst wie zusammengestellt, was ich heute leider allzu viel lese. (Man sollte ohne längere Erfahrung mit Schreiben und Seminaren noch zurückhaltend sein). Bei den Teerezepten darf es ganz generell keine Illusionen geben: Die nächstbeste Apotheke ist damit völlig überfordert und weiß sich nicht zu helfen. In diesem Fall rate ich zu allgemein üblich vorrätigen Fertigtees. Wir haben es in der Praxis (in der Großstadt) auch so gemacht, diese Teerezepte besser auf einen Zettel zu schreiben und dem Patienten ein bekanntes Teehaus zu empfehlen, wo wir wussten: Die haben das allermeiste erstens vorrätig und zweitens können sie aus großen Behältnissen die gewünschte Menge abwiegen. Sonst funktioniert das nicht. Aber ansonsten hat sich diese Dreierkombination über Jahrzehnte bewährt, in vielen Abwandlungen – ich habe da nie stereotyp rezeptiert. Ich kann dieses Vorgehen also bestens empfehlen.

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Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



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