KREBSFORUM

Kneipp kontra Krebs - 8. Usedomer Werkstatt Onkologie

15. bis 24. September 2006 in Seebad Bansin / Insel Usedom

Von Wolfgang Schmidt

Zehn Tage Sonnenschein mit schönstem Strand- und Badewetter hatten die Teilnehmer der 8. Usedomer Werkstatt Onkologie Kneipp kontra Krebs, die vom 15. bis 24. September 2006 in Seebad Bansin auf der Insel Usedom stattfand. Die mehr als 80 Ärzte und Heilpraktiker, Betroffenen, Referenten und Aussteller aus ganz Deutschland nutzten die Gelegenheit, neben dem wissenschaftlichen Programm die Tage auf der Insel aktiv zu verbringen und dabei zu lernen: beim morgendlichen Kneippschen Erwachen am und im Wasser, beim Nordic Walking am Strand, bei Wassergymnastik und Rückenschule. Das Praktikum Ordnungstherapie wurde zum ersten Mal auf neuartige, maritime Weise durchgeführt. Unter Anleitung übten und praktizierten die Teilnehmer – konzentriert und entspannt – das Anfertigen von Seemannsknoten. Unter 3800 Knoten hatte Kapitän a. D. Berger fünf einfache Knoten zum Erlernen ausgewählt.
Mehrheitlich bedankten sich die Mediziner für das interessante und vielseitige Programm mit wertvollen Denkanstößen, die harmonische Atmosphäre, die freundschaftlichen Gespräche und das ausgewogene Rahmenprogramm.

50 Fortbildungspunkte hat die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern für die Teilnahme zertifiziert.
Prof. Schmidt eröffnete die Veranstaltung mit kritischen Hinweisen zum letzten, dem 27. Deutschen Krebskongress in Berlin und leitete daraus die Notwendigkeit solcher Veranstaltungen wie der der Usedomer Werkstatt Onkologie ab. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Krebs in Deutschland habe sich überraschenderweise in zwei Jahren von 330.000 (2004) auf 425.000? und die Überlebensrate von 40 Prozent (2004) auf 55 Prozent im Jahr 2006 erhöht?. Die Tumorzentren hätten sich in der bisherigen Form nicht bewährt, ein Nationales Krebsprogramm – und das im 60. Jahr! der BRD – sei erforderlich. Spitzenzentren, natürlich nach amerikanischem Vorbild, müssten entwickelt werden.

Die aggressive Chemotherapie, die bei Zehntausenden von Krebspatienten gar nicht indiziert, vielmehr immunsuppressiv ist, so Prof. Schmidt, könne wegen des Kostenanstiegs um das Hundertfache nach Aussagen von Prof. Höffken/Jena bei vielen Patienten nicht mehr durchgeführt werden. Sind die Behandlungsergebnisse auch um das Hundertfache gestiegen?, fragte der Veranstalter und erinnerte an Johann Wolfgang von Goethe, der vor 200 Jahren diese Situation offensichtlich bereits vorweggenommen hat, wenn er Faust sagen lässt: “Hier war die Arzenei, die Patienten starben, Und niemand fragte, wer genas? So haben wir, mit höllischen Latwergen, In diesen Thälern, diesen Bergen, Weit schlimmer als die Pest getobt. Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben; Sie welkten hin, ich muß erleben, Daß man die frechen Mörder lobt.”

Im Festvortrag der Veranstaltung stellte Dr. Dr. Hager aus Bad Bergzabern in einem eindrucksvollen und wegweisenden Bild-Film-Vortrag neue Möglichkeiten individueller Krebstherapie vor. Erschreckend sei, dass fast 98 Prozent der Brustkrebspatienten ohne therapeutischen Gewinn behandelt werden. Mit Methoden der molekularen Diagnostik ist es aber möglich geworden, das Risiko der Patienten zu ermitteln, sagte Dr. Hager. Bei geringem Risiko – 96 Prozent der Patienten – überleben die Betroffenen ohne zusätzliche Chemotherapie. Andererseits können die Hochrisikopatienten herausgefunden werden, bei denen eine intensive Chemotherapie sinnvoll ist. Der technische Fortschritt, so Dr. Hager, verbessert auch die Frühdiagnostik und Verlaufskontrolle. Auf 10 Millionen Blutzellen kann 1 Krebszelle entdeckt werden. Verringert sich also die Zahl der Krebszellen im Verlaufe einer Behandlung, so ist es richtig, die eingeschlagene Therapie fortzusetzen. Hoffnungsvoll dieser Fortschritt auch für die Frühdiagnostik! Mikrotumoren können erkannt werden, ehe sie bildgebend zu entdecken sind.

“Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah”, sagte Klaus-Dieter Ebel aus Wuppertal in Würdigung des nunmehr ständigen Programmpunktes der Usedomer Werkstatt TDM – Traditionelle Deutsche Medizin. Allein in den letzten Monaten habe er in Fachzeitschriften und in Publikumszeitschriften, weniger aus medizinischen als vielmehr aus journalistischen Gründen, neunmal die Zuordnung traditionelle Medizin gefunden: als Traditionelle Chinesische, Asiatische, Indische, Tibetische, Mongolische, Thailändische, Bhutanische, Afrikanische, Indianische Medizin. Und das immer nach dem Motto: Je exotischer, umso besser. Wir besinnen uns hier und heute und auch in Zukunft auf unsere Wurzeln, auf unsere Tradition, auf unsere Medizin, die Traditionelle Deutsche Medizin, sagte Klaus-Dieter Ebel. Und er würdigte anschließend Bernhard Aschner als den Befreier der Medizin vom Dogma. Die heute auch als Aschner-Verfahren bezeichneten Maßnahmen zur Verstärkung der Ausscheidungs- und Entgiftungsvorgänge, der Stoffwechselentlastung, der vegetativen und immunologischen Umstimmung sowie Reinigung von Blut und Lymphe umfassen Schröpfen, Baunscheidt-Behandlung, Cantharidenpflaster, Einläufe und Darmbäder, Diuresesteigerung, diaphoretische Ausleitung durch Schwitzen in Sauna oder Wärmekabine, schließlich blutentziehende Verfahren (Aderlass, Blutegel).

Aschner war einer der letzten großen und vielseitigen Ärzte im Sinne Hufelands, sagte der Referent aus Wuppertal.

...

Auskünfte:
Prof. Dr. Schmidt, 0172-3412800.

Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Wolfgang Schmidt
Facharzt für Radiologie/Naturheilverfahren EM. Ordinarius für Radiologie und
Direktor der Radiologischen Klinik der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Markt 11
04109 Leipzig



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 03/2007

Naturheilpraxis 03/2007