AUS DER PRAXIS - FÜR DIE PRAXIS

Rhythmus und Gleichgewicht für Körper und Seele: Licht ins Dunkel

Von Michael Steger

Einleitung

Johanniskraut (Hypericum perforatum), Passionsblume (Passiflora incarnata) und Baldrian (Valeriana officinalis) sind schon lange als bewährte Phytotherapeutika bekannt. In der täglichen Praxis zeigt sich, dass eine Kombination dieser drei Heilpflanzen einen größeren Nutzen für die Patienten und ein breiteres Anwendungsspektrum bietet, als die alleinige Gabe einer der Pflanzen.
Neben der bekannten Anwendung bei leichten bis mittelschweren Depressionen, kann diese Dreierkombination auch erfolgreich bei Ein- und Durchschlafstörungen, Stress oder Tinnitus eingesetzt werden.

Heilpflanzen für Körper und Seele und ihre Wirkung

Johanniskraut wurde schon im Altertum gegen “die bösen Geister” eingesetzt. Paracelsus schrieb:” Ich will euch berichten, dass die Löcher, die in den Blättern des Johanniskrautes sind, bedeuten, dass dieses Kraut eine Hilfe ist, für alle innerlichen und äußerlichen Öffnungen der Haut.” und nannte es das “Arnika der Nerven”. Johanniskraut blüht zur Zeit der Sommersonnwende von Juni bis August. Die Blätter sind durchlöchert und enthalten viele lysigene Ölbehälter, die das rote Hypericin speichern, welches (wissenschaftlich bewiesen) den Stoffwechsel aktivieren und Sauerstoff an die Zellen abgeben kann. Daher wurde dem Kraut auch oft die Eigenschaft eines “Lichtspeichers” zugeschrieben. Das traditionelle Antidepressivum, dessen Hauptinhaltsstoffe Hypericin und Hyperforin sind, wirkt über eine selektive Blockierung der Wiederaufnahme von biogenen Aminen mit Relevanz für eine antidepressive Aktivität in der Synapse und erhöht somit die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt. Dies führt zu einer langsamen Normalisierung der Wiederaufnahme des Neurotransmitters. Neuere Forschungen haben gezeigt, dass auch weitere Wirk- und Inhaltsstoffe des Johanniskrauts therapeutisch von Bedeutung sind. Welche das sind und wie sie wirken, muss die Forschung noch zeigen. Aus diesem Grund werden Johanniskrautpräparate nicht aus einzelnen Wirkstoffen hergestellt, sondern immer aus der ganzen Pflanze. Baldrian wird schon seit langer Zeit als Sedativum eingesetzt. Bereits die Heilkundigen im Altertum, hier der bekannte griechische Arzt Dioskurides, und viele römische Heiler nutzten den Baldrian unter der Bezeichnung “Phu”, die wohl auf den eigenartigen Geruch der Wurzel zurückzuführen ist. In der Volksheilkunde verwendet man Baldrian als Schlaf- und Beruhigungsmittel bei Unruhe- und Angstzuständen, gegen Stress und schnelle Reizbarkeit, bei Menstruationsbeschwerden und Neuralgien. Studien haben gezeigt, dass Extrakte der Baldrianwurzel sowohl eine vegetativ- dämpfende (durch die Wirkstoffgruppe der Valepotriate), als auch eine zentral-dämpfende und spasmolytische (durch die ätherischen Öle Valerensäure und Valerenal) Wirkung haben. Ebenfalls gibt es Erkenntnisse, dass es zu Veränderungen im Schlafmuster, nachgewiesen durch EEG-Veränderungen, kommt. Diese sedativen Wirkungen lassen sich durch eine Erhöhung der GABA-Neurotransmission und deren Wirkungen in der Synapse erklären. Die Passionsblume erhielt ihren Namen aufgrund ihres Aussehens, das an die Dornenkrone der Passionsgeschichte erinnert. Als Inhaltsstoffe konnten Flavonoide, Cumarinderivate und ätherische Öle nachgewiesen werden. Vermutungen, dass die Pflanze auch Harmanalalkaloide enthält konnten sich nicht bestätigen. Die Anwendung in der Volksmedizin geht aus Erkenntnissen in Argentinien und Brasilien hervor. Mittlerweile konnten die anxiolytischen, spasmolytischen, schlaffördernden und entspannenden Wirkungen in mehreren Studien nachgewiesen werden, wobei der exakte Wirkungsmechanismus weiter unklar bleibt. Man vermutet, das Passionsblumenextrakt auf der Ebene der Serotonin- und GABA-Neurotransmission wirkt.

Neuere Untersuchungen zeigen auf, dass eine Kombination aller drei Einzelwirkstoffe viele Vorteile für die Anwendung in der täglichen Praxis bietet. Johanniskraut und Passionsblumenextrakt haben eine nachgewiesene Wirkung auf die Synapse. Durch die Kombination mit Passionsblume kann die Wirkstoffkonzentration von Johanniskraut gering gehalten werden, da beide Pflanzen synergistisch wirken und Passionsblume die Wirkung des Johanniskrauts um das zehnfache verstärkt. Die Serotonin-Wiederaufnahme im synaptischen Spalt wird gehemmt und so eine eindrucksvolle antidepressive Wirkung erzielt. Hohe Konzentrationen von Johanniskraut ab 900 mg/die sind nicht mehr nötig um einen therapeutisch signifikanten Effekt zu erzielen. Dadurch muss der Anwender auch die vielfach bekannten und gefürchteten Neben- und Wechselwirkungen von hochdosierten Johanniskrautextrakt in seiner Therapieplanung nicht berücksichtigen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie (zu beziehen über die Fa. Pascoe, Naturmedizin) zeigt, dass eine Dreierkombination aus Johanniskraut, Passionsblume und Baldrian das Schlaf-EEG deutlich positiv beeinflusst. Ein- und Durchschlafstörungen sowie innere Anspannung und Erregtheit wurden gebessert, ohne dass Auftreten eines “Hang-Over”.

Fallbeispiele aus der Praxis

1. Kasuistik:

Therapieplan

2. Kasuistik:

Therapieplan

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Anschrift des Verfassers:
Michael Steger
Heilpraktiker
Im Hörnle 15
78479 Insel Reichenau im Bodensee
E-Mail: naturheilpraxis.steger@web.de



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