Die Leber aus augendiagnostischer Sicht

Von Hermann Biechele

Lebererkrankungen manifestieren sich klinisch sehr vielfältig: Ikterus, Cholestase (intra- und extrahepatisch), Hepatomegalie, portale Hypertonie, Aszites, Fettleber, Fibrose, Zirrhose, Hepatitiden (akute und chronische, virale und nicht-virale), Hepatosen und Hepatopathien, postoperative Lebererkrankungen, Tumoren....

Aus augendiagnostischer Sicht ist das Organ Leber selbst kein besonders dankbares Organ. Wenn man ihre Größe und ihre zentrale Stellung im Stoffwechsel betrachtet, sollte man deutliche Organzeichen in der Iris erwarten. Das Gegenteil ist der Fall und so ist ein wichtiger Merksatz voraus zu schicken: die Leber macht keine Lakunen. Wir finden ausschließlich, dafür aber reichlich, topostabile reflektorische Zeichen (Reizfasern, Aberrate Fasern und Transversalen, Flocken) sowie Pigmente. Diese sowohl topostabil im Sektor wie ubiquitär auf der gesamten Iris. Josef Deck erklärt das mit den regulierenden und kompensatorischen Funktionen der Leber wie die Bereitung der Galle, Entgiftung, Proteinsynthese und Speicherung von Vitaminen, Hormonen, usw.

1. Topografie

Die Leber hat in der Topografie ihren Hauptplatz in der rechten Iris bei etwa 40´ am Ziliarrand.

Als Nebenplätze (Leberrückwand) werden angegeben rechts 20´und links 40´.

Die Gallenblase finden wir im gleichen Sektor an der Iriskrause oder knapp davon abgesetzt und im Anschluss daran, etwa in der Mitte der Ziliarzone, das Gallengangsystem.

Differentialdiagnostisch ist in diesem außerordentlich dicht besetzten Sektor die Abgrenzung zwischen Gallenblase, Pankreaskopf und Pylorus nicht immer leicht.

2. Zeichensetzung

Den ersten Hinweis auf den Lebersektor erhalten wir oft durch ein Leit- bzw. Tangentialgefäß, die sektorale Pupillenabflachung mit und ohne Verdickung des Pupillensaums oder die sektoral ektasierte Iriskrause. Selbstverständlich sind auch Kombinationen möglich. Wir finden den Leberplatz gezeichnet als abgedunkeltes „Leberdreieck“ – ein Phänomen, das am besten in der Irisübersicht mit nur mäßiger Vergrößerung (Lupe/Mikroskop 5- bis 8-fach) zu beobachten ist [s. Bild: 1].

Bild 1:
Patientin (50 Jahre) rechte Iris
Die Abdunklung des Leberdreiecks zeigt die mangelnde Blutsauerstoffversorgung und infolge dessen eine Beeinträchtigung der Entgiftungsfunktion an, die behandelt werden sollte.

Fazit:

Wir erhalten mit der Befunderhebung aus dem Auge eine Vielzahl von Hinweisen auf die Leber und ihre Funktionsstörungen und Erkrankungen. Weil nun aber Iriszeichen im allgemeinen und die leberbezüglichen im besonderen relativ unspezifisch sind, bleibt zu konstatieren: Lebererkrankungen sind aus der Iris nicht zu differenzieren. Da die Zeichen zum Teil angeboren sind, ermöglicht die „Ophthalmotrope Phänomenologie“ (Angerer) eine frühzeitige Therapie. Und nicht zuletzt erklären sich durch die Lokalisation der leberbezüglichen Pigmente die Zusammenhänge zwischen gestörter Leberfunktion und „abhängigen“ Organen, etwa im Sinn von hepato-zerebralen, –kardialen, –renalen, oder –ovariellen Syndromen.

Literatur:
Angerer, Josef: Handbuch der Augendiagnostik. Verlag Tibor Marczell.
Angerer, Josef: Ophthalmotrope Phänomenologie. Verlag Tibor Marczell.
Bach, H.-D.: Äußere Kennzeichen innerer Erkrankungen. Lehrbuch und Farbatlas für Pathophysiognomie und visuelle Diagnostik.
Broy, Joachim: Repertorium der Irisdiagnose. Verlag Tibor Marczell 1983.
Deck, Josef: Grundlagen der Irisdiagnostik. Lehrbuch mit Bildatlas und Therapiehinweisen.
Deck, Josef: Differenzierung der Iriszeichen. Lehrbuch II mit Bildatlas und Therapiehinweisen. Erhältlich beim Felke Institut, Heimsheim.
Hauser, Willy; Karl, Josef; Stolz, Rudolf: Iridologie 1. Informationen aus Struktur und Farbe. Erhältlich beim Felke Institut, Heimsheim.
Herget, H. F.: Konstitutionsmedizin. Pascoe, Giessen.
Herget, Horst; Schimmel, Helmut: Grundsätzliches zu Zeichen und Pigmenten in der Iris und deren physiologische Zusammenhänge. Das Rezept aus dem Auge. Pascoe, Giessen.
Jaroszyk, Günter: Augendiagnostik. Erfahrungen und Erkenntnisse. Eigenverlag, Solms.
Jaroszyk, Günter: Ophthalmotrope Phänomenologie. Anamnese-Screening-Methode.
Lindemann, Günther: Augendiagnostik-Lehrbuch. Befunderhebung aus dem Auge. Verlag Tibor Marczell.
Markgraf, Anton: Die genetischen Informationen in der visuellen Diagnostik. Band 2: Leber-Galle. Energetik-Verlag, Bruchsal.
Rehwinkel, Jürgen; Wenske, Sigolt: Augendiagnose. Iris-Konstitution – Iris-Strukturen – Iris-Pigmente. Erhältlich beim Uslarer Kreis.
Schimmel, H. W.: Bewährte Therapierichtlinien bei chronischen Erkrankungen Bd. 3. Pascoe, Giessen.
Schnabel, Rudolf: Iridoskopie.
van den Toorn, Piet; Gedanken zu den Irispigmenten. In Naturheilpraxis 4/99

Persönliche Mitschriften aus Seminaren des Arbeitskreises für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V., des Uslarer Kreises und des Felke Instituts.

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Anschrift des Verfassers:
Hermann Biechele
Kaiserstr. 51
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