FACHFORUM

Die “latente Azidose” in der Naturheilpraxis

Lässt sich die Urin-pH-Messmethode praxisrelevant bewerten?

Von Kay Kämmerer

Diese Frage sollte eine praxisinterne Anwendungsbeobachtung in einer mittelhessischen Naturheilpraxis beantworten.

Zunächst grundlegende Aussagen über den Säure-Basen-Haushalt.

Das Balancieren von seelischem und körperlichem Wohlbefinden ist Voraussetzung für eine anhaltende Vitalität und Gesundheit bis ins hohe Alter.
Wichtige Steuerungsmechanismen für das Aufrechterhalten des inneren Milieus im menschlichen Organismus, sind Parameter, die ein optimales Funktionieren aller Regelsysteme bedingen:

• die Körpertemperatur,
• den Blutzucker,
• den kolloidosmotischen Druck der Körperflüssigkeiten,
• den O2- und CO2-Partialdruck, Redoxvorgänge
• sowie den Blut-pH-Wert, der streng einreguliert zwischen 7,35 und 7,45 liegen sollte.

Der Blut-pH-Wert ist dabei eine besonders störanfällige Regelgröße. Daher stehen gleich mehrere Organsysteme, wie Leber, Niere, Darm, Blut, Lungen und Puffersysteme (Bicarbonat- und Phosphatpuffer) zur Konstanthaltung des Blut-pH bereit.

Dazu kommt das Bindegewebe, (hier auch als Matrix bezeichnet), mit seinen kollagenen Fasern und proteoglycanen Strukturen, das auch als “Vorniere” bezeichnet wird, und überschüssige Säure deponieren kann.
Sollten diese Puffersysteme langfristig überlastet sein, kann es zu einer chronischen Übersäuerung und damit zur sogenannten “latenten Azidose” kommen.
Von der Schulmedizin weitestgehend unbeachtet, gilt die “latente Azidose”, ein Begriff, den Friedrich F. Sander schon in den 50er Jahren definierte, als ein häufiger und unter Umständen gesundheitlicher Belastungsfaktor.

Die Ursachen einer vermehrten Säurebelastung können sein:

• zum einen die vermehrte Säureaufnahme über die Ernährung, z.B. durch den häufigen Konsum “saurer”, bzw. säurebildender Lebensmittel. Diese entstehen in erster Linie aus dem Bereich: Fleisch, Wurst, Käse, Eier, Süßigkeiten, Alkohol und spät aufgenommenen Mahlzeiten. Für die Einschätzung des Einflusses von Lebensmitteln auf den Säure-Basen-Haushalt eignet sich die “PRAL-Berechnung” (= potential renal acid load).

• zum Zweiten findet sich eine verminderte Basenaufnahme durch mangelnden Konsum von basischen oder neutralen Lebensmitteln, wie Gemüse-, Obst- und Getreidesorten und Kartoffeln.

• zum Dritten erklären sich Ursachen durch eine verminderte Säureausscheidung bei Bewegungsmangel, Flüssigkeitsdefiziten und Störungen der Schweißregulation.

Die mögliche Folge ist dann ein aus dem Gleichgewicht geratener Säure-Basen-Haushalt.
Eine ernährungsbedingte Übersäuerung kann viele chronische Erkrankungen negativ beeinflussen, z.B.:

• Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen,
• Ekzeme, Stimmungsschwankungen, Sodbrennen,
• Muskel- und Gelenkbeschwerden.
• Außerdem Allergien, Haar- und Nagelwachstumsstörungen
• Aber auch chronische Erkrankungen wie Gicht, Rheuma und Osteoporose

Messmethoden für die Einschätzung des Säure-Basen-Haushaltes:

Messmethode mit Urin-pH-Teststreifen

Untersuchung der Na-K-Ca-Verhältnisse

In der Gesamtzahl der Urin-pH unauffälligen 31 Patienten zeigte sich bei allen Patienten ein optimales Verhältnis von Natrium-Kalium-Calcium.

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Anschrift des Verfassers:
Kay Kämmerer
Naturheilpraxis
Am Silberloch 3
35305 Grünberg
Internet: www.naturheilpraxis-kaemmerer.de



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