Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Bericht von der 22. Münchner Fachtagung in Augendiagnose, Samstag, 22. Juli 2006

Von Petra Kropf

Wichtiger Termin!!!
8. Dezember 2006 München, Augendiagnose kompakt
9. Dezember 2006 München, 23. Fortbildung in Augendiagnose

Josef Karl:
Vaskularisierte Transversalen, Radiären, Reizfasern, Hellungen und Abdunkelungen

“Man sieht nur, was man weiß” – mit diesen Worten eröffnete Josef Karl seinen Vortrag über verschiedene reflektorische und perifokale Zeichen in der Iris. Er wollte die Zuhörenden damit auffordern sich immer wieder mit den theoretischen Grundlagen der Irisdiagnostik und mit der Bedeutung der einzelnen Zeichen und Strukturen zu beschäftigen, um beim Betrachten des Auges den Blick zu schulen. Bei seinen Ausführungen über die Transversalen und Radiären orientierte sich der Referent an einer Übersicht von Günter Jaroszyk, um dieses umfassende Gebiet überschaubar darstellen zu können (s. Abb.1 - siehe Naturheilpraxis).

Interessant und vermutlich für die meisten Teilnehmer ganz neu war der Hinweis, dass sogar im Tierauge Zeichensetzungen zu sehen sind. Ein Wiener Veterinärarzt entdeckte bei herzkranken Hunden Herzzeichen und ein anderer Tierarzt, der sich intensiv mit Katzen beschäftigt, hatte bei Abweichungen von der normalen Faserführung ein auffälliges Verhalten der Katzen beobachtet. Auch Günter Jaroszyk hatte in seinen Aufzeichnungen erwähnt, dass Brieftauben mit vielen Reizradiären nicht zuverlässig seien. Für die menschliche Iris lässt sich verallgemeinernd feststellen, dass ein Mensch mit einer ebenmäßigen und relativ störungsfreien Faserführung “leichter lebt”, d.h. dass seine Gesamtkonstitution und seine nervliche Verfassung relativ stabil sind.

Die Neuronennetze, von Josef Angerer auch Strickmuster genannt, sind Ausdruck einer genetisch angelegten erhöhten Sensibilität, die sich sowohl im psychischen wie auch im somatischen Bereich äußern kann. Neuronennetze treten meist gehäuft in der Iris auf, können aber auch nur sektoral zu finden sein. Patienten mit diesen Iriszeichen brauchen in der Regel nervliche Unterstützung. Neben gezielten Komplexmitteln haben sich Magnesiumpräparate wie Metamagnerol von der Firma Fackler bewährt. Auch die Baldriantinktur von Steierl nach der alten Andechser Klosterrezeptur ist geeignet zur Beruhigung des Nervensystems, muss aber esslöffelweise dosiert werden. Zum Betrachten der Neuronennetze im Irismikroskop ist eine 30-fache Vergrößerung unbedingt erforderlich, das gilt auch für die im Folgenden aufgeführten Zeichen.

Ein sehr aussagekräftiges reflektorisches Zeichen ist der Silberfaden. Im Gegensatz zu den Neuronennetzen ist er kein Hinweis auf einen genetisch angelegten Zustand, sondern ein Aktualisierungszeichen. Es handelt sich genau genommen um die Aufhellung einer Radiäre, die durch einen Reizzustand verursacht wird, meist durch Schmerzen. Dabei ist die Lokalisation des Silberfadens in der Iris zu beachten. Tritt er beispielsweise im Nierensektor auf, so können Schmerzen im Bereich der Urether dahinter stecken. Ein Silberfaden in einer Herzlakune ist häufig Ausdruck eines nervösen Herzens mit Herzsensationen, die keine organische Ursache haben. Solche Beschwerden lassen sich gut behandeln mit Habstal Cor von Steierl oder mit Metacoronat von Fackler. Diese Mittel enthalten Cactus oder Strophantus in Tiefpotenzen. Ein außerordentlich universelles Herzmittel sind die Goldtropfen von Kattwiga. Finden wir hingegen Silberfäden ubiquitär in der gesamten Iris, so weist das auf einen erhöhten Reizzustand des gesamten Menschen hin. Im vorgestellten Fall aus der Praxis von Josef Karl handelt es sich um einen 30-jährigen Patienten, der beim Segeln ins Wasser gefallen war und sich durch die Unterkühlung eine hartnäckige Nephritis mit rezidivierenden Schmerzen eingehandelt hatte. Auf den Abbildungen (Abb. 2 und 3 - siehe Naturheilpraxis 12/2006) sehen wir die linke Iris des Patienten. Es liegt eine lymphatische Konstitution vor mit glandulärer Disposition und Übersäuerungsdiathese. Den Silberfaden sehen wir bei 32 Minuten und auch in der Vergrößerung. Hier, im Bereich der Nierenzone, ist außerdem die Krause eingedrückt, was Zeichen für einen Stauungszustand ist. Die Nephritis wurde behandelt mit Metasolidago von Fackler im Wechsel mit Juniperus Synergon Nr. 165 von Kattwiga. Außerdem ist es ganz wichtig die Nieren warm zu halten. Alkohol sollte gemieden werden, auch noch eine Weile nach Abschluss der Behandlung, da er die Nieren unnötig belastet. Da die durch eine Nephritis ausgelösten Schmerzen sehr heftig sein können, plädierte Herr Karl für eine konsequente Schmerzbekämpfung, falls nötig auch mit Buscopan.

Transversalen sind Fasern, die vom üblichen Faserverlauf abweichen. Sie kommen in verschiedenen Formen vor und können vaskularisiert sein. Grundsätzlich weisen sie auf tief greifende Irritationen hin, können aber auch Signal sein für degenerative Prozesse. Sie können Bezug haben zum Sektor, in dem sie lokalisiert sind, aber auch auf darüber hinaus liegende Störungen. Eine Vaskularisation ist Zeichen für einen Stau oder eine Kongestion. Herr Karl stellte das Auge einer 35-jährigen Patientin vor (Abb. 4 und 5 - siehe Naturheilpraxis 12/2006), die mit einem unerfüllten Kinderwunsch in die Praxis kam. Die gynäkologische Diagnose lautete auf Verklebungen im Bereich der Ovarien. Im ovariellen Sektor bei 25 Minuten sehen wir eine aufsteigende, vaskularisierte Gabeltransversale. Im Bereich der Gabelung ist ein Pigment zu finden, ein zusätzlicher Erschwernisfaktor der ovariellen Problematik. Von der Konstitution handelt es sich um ein lymphatisches Auge mit neurogener Disposition und exsudativer Diathese. Josef Karl verordnete der Patientin Moorbäder und Fangoanwendungen in den Tagen um den Eisprung. Die Überwärmung kann helfen die Verklebungen zu lösen, homöopathisch wird das Ganze unterstützt durch Asclepias D2 oder Asclepias Synergon Nr. 167 von Kattwiga. Hochdosierte Gaben eines Vitamin-E-Präparates wurden zusätzlich gegeben. Falls die Periode unregelmäßig ist, sollte der Zyklus mit Hilfe eines Agnus-castus-Präparates in phytotherapeutischer Dosierung reguliert werden. Auch an Phyto-L von Steierl ist zu denken. Bei der betreffenden Patientin war die Behandlung erfolgreich, ein kleiner Stammhalter wurde geboren.

Gegen Ende seines Vortrags griff Josef Karl das Thema der Milz-Herz-Transversale auf, die oft als Zeichen für einen bevorstehenden Herzinfarkt gedeutet wird, vor allem wenn sie vaskularisiert ist. Er betonte, dass er in seiner langjährigen Praxis dieses Zeichen in vielen Iriden gesehen hat, aber den Zusammenhang mit einem Infarkt nicht bestätigt fand, und warnte davor die Patienten unnötig zu beunruhigen. So auch im Fall eines Patienten, der in der linken Iris eine Milz-Herz-Transversale hat und mit seinen inzwischen 80 Jahren keine gravierenden Herzprobleme hat.

Das Auge sei für ihn das göttlichste Organ, so beschloss Herr Karl seine Ausführungen und zeigte zwei “Blickbilder” des Malers Ernst Fuchs. Auch in der transzendierenden Sichtweise der Kunst kommt zum Ausdruck, dass der menschliche Blick eines der größten Geheimnisse ist.

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Bilder: Josef Karl

Anschrift der Verfasserin:
Petra Kropf
Berliner Str. 33a
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