FACHFORUM

Milchsäurebakterien – alte Bekannte in neuen Kleidern

von Jürgen Schulze, Christiane Pies, Reinhard Hauss

Zusammenfassung

Laktobazillen und Bifidobakterien gehören zu den Milchsäure produzierenden Bakterien. Aus dieser Bakteriengruppe rekrutieren sich die meisten Probiotika. Zahlreiche gesundheitsfördernde Effekte werden diesen Probiotika zugeschrieben.

Dazu zählen die Immunmodulation, der Schutz vor gastrointestinalen Infektionen und Beschwerden sowie vor Allergien, die Verbesserung der Laktoseverwertung sowie die Minimierung des Krebsrisikos. Nicht jedes Probiotikum besitzt alle Eigenschaften; nicht jedes Milchsäurebakterium eignet sich als Probiotikum. Deshalb ist zum Zwecke der Gesundheitsförderung die Anwendung nur solche Bakterienstämme sinnvoll (z.B. der Laktobazillenstamm LA-5® und Bifidobakterienstamm BB-12® in ProBio-Cult lactosefrei), für die mindestens eine dieser Eigenschaften belegt ist.

Milchsäurebakterien machen seit einigen Jahren Furore. Sie haben auch bei Nichtfachleuten einen hohen Bekanntheitsgrad und erfreuen sich als Bestandteile von Lebens- und Arzneimitteln einer steigenden Beliebtheit. Blumige Werbefilme und Plakate beschwören eine Steigerung der Abwehrkraft nach der Aufnahme guter Milchsäurebakterien, während grimmig dreinschauende Krankheitserreger vernichtet werden.

Abgesehen vom „Werberummel“ ist diese Erkenntnis nicht neu. Die Erfahrung, dass verschiedene Lebensmittel durch die (meist unbewusste) Einwirkung von Mikroorganismen (so genannte Fermentationsprozesse) haltbarer gemacht werden können, ist mindestens 2000 Jahre alt. Fermentierte Nahrung, gleich ob Sauerkraut oder Sauermilch war zu Oma’s Zeiten etwas völlig Normales und nicht nur die Experten waren sich durchaus des gesundheitsfördernden Potenzials dieser Lebensmittel bewusst.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte der in Paris am Pasteur-Institut forschende ukrainische Zoologe, Immunologe und Mikrobiologe Ilja Metchnikoff die These auf, dass das lange Leben bulgarischer und im Kaukasus ansässiger Bauern auf den Verzehr von fermentierten Milchprodukten und die darin enthaltenen lebenden „Säuerungsbakterien“ zurückzuführen sei. Der Verzehr großer Mengen dieser Mikroorganismen könne ihre Anzahl im Darm erhöhen. Die ebenfalls im Darm lebenden toxinbildenden Bakterien würden ihres Lebensraumes beraubt, und die im Darm ständig ablaufenden „Verwesungsvorgängen“, die unser Leben verkürzen, könnten somit vermindert werden. Der japanische Mikrobiologe Shirota übernahm in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts dieses Gedankengut und entwickelte ein Konzept zur Vermeidung von den sich in dieser Zeit bereits anbahnenden Zivilisationserkrankungen. Durch die orale Verabfolgung von Präparationen mit Milchsäurebakterien nahm er Einfluss auf die Darmflora und konnte somit den Erkrankungen entgegenwirken.

Heute werden Milchsäurebakterien in einer kaum noch überschaubaren Anzahl von Lebensmitteln, in Nahrungsergänzungsmitteln und in diätetischen Lebensmitteln, aber auch als wirksame Substanzen von Arzneimitteln angeboten. Während für Arzneimittel der Nachweis einer therapeutischen Wirksamkeit erbracht worden sein muss, haben diätetische Lebensmittel vor allem besonderen Ernährungserfordernissen Rechnung zu tragen, weshalb sie prophylaktisch aber auch an Kranke verabfolgt werden können.

Was sind Milchsäurebakterien?

Wie wirken Milchsäurebakterien?

Gesundheitlicher Nutzen von Laktobazillen und Bifidobakterien

Verhinderung gastrointestinaler Infektionen

Senkung der Allergiebereitschaft

Verbesserung der Laktoseverwertung

Verminderung des Krebsrisikos

Senkung des Serumcholesterins

Neue Behandlungskonzepte mit langer Historie

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Korresponzadresse:
Priv.-Doz. Dr.rer.nat.habil. Jürgen Schulze
Alice-Bloch-Str. 7
14558 Nuthetal
E-Mail: JuR.Schulze@t-online.de



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Naturheilpraxis 11/2006