Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie Josef Angerer e.V

Bericht von der 22. Münchner Fachtagung in Augendiagnose, Samstag, 22. Juli 2006

Rudolf Stolz: Das Defektzeichen und seine Bedeutung im Faktor Zeit

Der Referent Rudolf Stolz aus dem Siegerland war wieder ein gern gesehener Gast in München und wurde den Teilnehmern als „der große Deuter der kleinen Zeichen“ vorgestellt. Als Schüler von Josef Deck wies Herr Stolz auf den Zusammenhang: Defektzeichen-konstitutioneller Faktor – CA– Latenzzeichen hin. Defektzeichen in der Iris sind sog. Substanzverlustzeichen. Es handelt sich dabei um kleine punkt- oder stichförmige Zeichen, die Hinweis auf Gewebezerstörung geben (Rehwinkel/Wenske).

Krebs oder Krebsverdacht wird in der Augendiagnose nicht an einem einzelnen Zeichen festgemacht. Viel wichtiger ist der Blick auf den Zustand des Mesenchyms und die Erfahrung, aus der ganzen Iris Hinweise aufzunehmen und zu verwerten. Die Krebsgeschwulst ist das Symptom einer multikausalen und multifaktoralen Krankheit ( Lindemann)

Im Vortrag von Herrn Stolz wurde u.a. Prof. Schäfer aus Heidelberg zitiert: „Die Krankheit als Antwort auf allgemeine Noxen wird durch die individuelle, relative Schwäche der Organe bestimmt. Diese kann genetisch ebenso wie lebensgeschichtlich bedingt sein.“ Organschwäche muß also nicht in jedem Fall genetisch bedingt sein, sondern kann auch durch kontinuierlichen Einfluss krankmachender Noxen verursacht werden (Raucherkrebs). In diesem Fall zeigt die Iris natürlich kein Strukturzeichen, es können sich jedoch Pigmente und Verfärbungen zeigen, die sich durch Noxen bilden. Der Faktor Zeit ist abhängig von der Individualität der Risiken, der Vielfalt der Risikofaktoren und ihrer Kombination, welche neben der genetischen Konstitution die Krankheitsentwicklung prägt.

Jeder Cancer hat seinen Prä-cancer, aber nicht jeder Prä-Cancer führt zum Cancer.

Anhand zahlreicher Bilddokumentationen wurden Defektzeichen in den unterschiedlichsten Sektoren gezeigt. Das Bildmaterial wurde ergänzt mit Fallberichten und Empfehlungen für die Therapie in den verschiedensten Stadien der Krankheitsentwicklung.

Mit einem Bild von Josef Deck aus dem Jahr 1962 konnte besonders eindrücklich der Zusammenhang zwischen einem Defektzeichen und dem sich daraus entwickelnden Krankheitsgeschehen aufgezeigt werden.

Bild 1 Bild 1 zeigt uns die rechte Iris eines 46jährigen Patienten. Im Bereich des Pylorus finden sich kleine Defektzeichen. Röntgenologisch wurde eine Ulzeration im Pylorusbereich diagnostiziert. Der Patient lebte 6 Jahre beschwerdefrei, dann stellten sich Inappetenz, Gewichtsabnahme, Abneigung gegen Fleisch und Wurst und leichtes Magenbluten ein. Der Patient wurde operiert und es wurde ein Magenkarzinom in fortgeschrittenem Stadium entdeckt.

Bild 1: Patient, 46 Jahre, rechte Iris: Deutliche Defektzeichen im Bereich des Pylorus

Bilder: Rudolf Stolz

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