Bandscheibenbeschwerden

von Alfons Moosmayr

Die Volkskrankheit Rückenschmerzen geht – organisch betrachtet – auf degenerative Erkrankungen der Bandscheiben zurück. Doch auch psychosomatische Aspekte spielen eine entscheidende Rolle. Rein statistisch gesehen gibt es von zehn Menschen nur einen einzigen, der in seinem Leben niemals von Rückenschmerzen geplagt wird. Dagegen treten allein in Deutschland jährlich ca. 800000 neue Bandscheibenvorfälle auf. Etwa 60000 müssen operiert werden. Man kann es auch andersherum betrachten: In über neunzig Prozent der Fälle ist keine Operation erforderlich. Mit guten Naturheilmitteln und der richtigen Gymnastik kann sich der Stoßdämpfer Bandscheibe auch „konservativ“ wieder erholen.

Die Pathogenese eines Bandscheibenvorfalls hat ihre Ursache in dem spezifischen makroskopischen Aufbau des Gewebes: Im Inneren jeder Bandscheibe liegt ein semigelatinöser Kern (Nucleus pulposus). Er wird umschlossen durch einen Faserring (Anulus fibrosus), der am vorderen und hinteren Längsband und am Knochenrand des Wirbelkörpers ansetzt. Während der Faserring den gallertigen Kern umschließt, bilden zwei Endplatten aus hyalinem Knorpel die obere und untere Begrenzung zum darüber- bzw. darunterliegenden Wirbelkörper. Ihre Stoßdämpferfunktion kann die Bandscheibe nur aus dem Zusammenwirken von Gallertkern, Faserring und Endplatten gewährleisten. Für die Entstehung von Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfällen kommen mehrere Faktoren in Frage. Nicht zu unterschätzen sind die altersbedingten Degenerationsprozesse des Faserknorpels. Mit seiner Elastizität steht und fällt die physiologische Bandscheibenform und die Stabilität des Gallertkerns im Bandscheibeninneren. Für Prophylaxe und Therapie von Prolaps und Protrusio nimmt die Gesunderhaltung des Knorpels einen großen Stellenwert ein.

Dazu gesellt sich ein nicht zu unterschätzender psychosomatischer Effekt: Wem der Chef oder die Angst vor beruflichen und privaten Herausforderungen im Nacken sitzt, der ist weitaus eher ein Rückenschmerzkandidat als jemand, der ein entspanntes Familien- und Alltagsleben besitzt. Menschen, die unter Dauerstreß oder Depressionen leiden, erkranken um ein vielfaches häufiger als Personen, die ein eher ausgeglichenes Leben führen. Psychosomatisch gesehen wird bei der Bandscheibenvorwölbung etwas Weiches von zwei harten Elementen, den darüber- und darunterliegenden Wirbelkörpern, gewissermaßen in die Zange genommen und ordentlich gequetscht. Das kann auf somatischer Ebene körpersprachlicher Ausdruck der aktuellen Lebenssituation sein. Eine bewußte Auseinandersetzung mit den weichen Seiten des eigenen Daseins und ihrer Existenzberechtigung kann hilfreich sein. Wer in seinem Alltag mit den Härten des Daseins und der Weichheit seines persönlichen Empfindens elastisch umgehen kann, wird weitaus weniger unter Rückenbeschwerden zu leiden haben.

Viele Patienten mit akuten Bandscheibenschäden erhoffen sich von einer Operation das Ende ihrer oft unerträglichen Rückenschmerzen. Doch viel zu oft bringt eine OP nicht die ersehnte Erleichterung. Zwar wird das störende, vorgequollene Bandscheibengewebe entfernt, dafür kann aber die dort entstandene Narbe den empfindlichen Nerv irritieren und weiterhin Schmerzen verursachen. Außerdem bleibt ein Bandscheibenraum zurück, der nicht mehr die frühere Funktionsfähigkeit besitzt. Bei jeder vierten Operation sind die Schmerzen anschließend schlimmer als vorher. Intensives Rückentraining und ein bißchen Geduld bei der konservativen Therapie sind nach wie vor ein erfolgreiches Rezept für einen schmerzfreien Rücken.

Anregung der Knorpelregeneration

Für die Behandlung von Bandscheibenprotrusio und -prolaps spielt die Rückführung der Knorpeldegeneration im Rahmen des noch Möglichen eine entscheidende Rolle. Dafür stehen auf dem Naturheilmittelmarkt verschiedene Präparate zur Verfügung.

Steirocal® N von Steierl ist ein bewährtes homöopathisches Komplexpräparat mit folgenden arzneilich wirksamen Einzelsubstanzen:

Kieselsäure ist ein wichtiger Bestandteil des Knorpelgewebes: In homöopathischer Potenz verbessert es die Funktionsfähigkeit der Knorpelzellen, dient also der Regeneration des Knorpelgewebes als Ganzes. Kieselsäure regt ferner die Absorption abgestorbener Gewebeteile an.
Frauenmantel gilt seit dem Mittelalter als Wundmittel, gerade auch bei Knorpelschäden. Die Pflanze besitzt anregende Wirkung auf die Bildung von Knorpelgewebe.
Austernschalenkalk war schon bei Hahnemann ein beliebtes Mittel bei Erkrankungen des Bewegungsapparates. Man gibt den Kalk bei Krankheiten, die mit „schlaffen Fasern“ einhergehen. Austernschalenkalk in homöopathischer Potenzierung bessert neuralgische Schmerzen, Steifigkeit und Gewebedeformierungen.
Calciumhydrogenphosphat ist ein gutes Mittel für die Knochenregeneration. Positive Ergebnisse zeigt es bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, die sich bei Kälte, Durchnässung und Wetterumschwung verschlimmern.
Ackerschachtelhalm enthält reichlich Kieselsäure. Er übt eine festigende und drainierende Wirkung auf die Gewebe aus. Gleichzeitig regt Ackerschachtelhalm die Nierentätigkeit an. Auf diese Weise trägt er zur Entsäuerung des Organismus bei und sorgt für eine Sanierung des Gesamtstoffwechsels.
Stechpalme wird ebenfalls zur allgemeinen Stoffwechselverbesserung eingesetzt. Sie bessert neuralgiforme Beschwerden und schafft darüber die Grundlagen für eine Erholung des ganzen Organismus.
Beinwell oder lateinisch Symphytum hat seinen Namen vom griechischen Wort symphyein = zusammenwachsen, denn es wird seit dem Altertum zur Behandlung von Knochenbrüchen eingesetzt. Beinwell regt das Knorpelwachstum und die Knorpelregeneration an und ist ein hervorragendes Mittel für die Therapie von Bandscheibenerkrankungen.

Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, sollte Steirocall® N über mindestens drei, besser noch sechs Monate mit einer Dosierung von 3 ¥ täglich 30–50 Tropfen mit Wasser verdünnt eingenommen werden.

Die Aufrichtekräfte stärken

Die psychosomatische Seite des Krankheitsbildes läßt sich mit Alcea Imperatoria ∆, der Meisterwurz-Urtinktur gut behandeln (3 ¥ 3 Tr./d). Aufgrund der schonenden Herstellungsweise besitzen Alcea-Urtinkturen deutliche psychotrope Wirkungen und können die Emotionalität eines Menschen positiv beeinflussen. Meisterwurz ist eine wertvolle Heilpflanze für Menschen, denen es an innerer Sicherheit und aufrechter Haltung mangelt, die daher leicht angreifbar sind und sich zu stark von niederdrückenden Einflüssen belasten lassen. Imperatoria fördert Selbstbewußtsein und die innere Gewißheit der eigenen Existenzberechtigung. Es fördert die Aufrichtekräfte und unterstützt die Entwicklung einer gesünderen „Haltung“ im wörtlichen und übertragenen Sinn.

Schmerztherapie

Rückenschmerzen sind oft ein langwieriges Leiden, das sich über Wochen und Monate hinziehen kann. Bis konservative Maßnahmen, z.B. Krankengymnastik, greifen, ist eine Schmerzmitteleinnahme häufig unumgänglich. Doch es muß nicht immer Diclofenac sein. Auch die Alternativmedizin hält gute Schmerzmedikamente bereit – z.B. das Präparat Diluplex®. Es enthält eine Kombination aus den homöopathischen Schmerzmitteln Colocynthis, Mezereum und Ranunculus bulbosus.

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Literatur
1 Aschner, Bernhard: „Lehrbuch der Konstitutionstherapie“, Hippokrates-Verlag, Stuttgart, 1986

Dr. Alfons Moosmayr
Apotheker



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Naturheilpraxis 10/2007