Osteopathische Diagnose und Behandlung des Hüftgelenks

von Helge Franke

Der folgende Beitrag gibt eine Übersicht zur osteopathischen Diagnose und Behandlung des Hüftgelenks. Es soll dabei als Anregung dienen, sich mit bestimmten Aspekten und Techniken näher zu beschäftigen. Dies scheint um so wichtiger, als das Hüftgelenk nicht selten im Mittelpunkt eines arthrotisch-myofaszialen Beschwerdekomplexes steht. Diagnosen, die allein auf bildgebenden Verfahren der Strukturen beruhen, werden dieser Komplexität nicht gerecht. Dazu braucht es den Palpationsbefund und die manualdiagnostische Differentialdiagnose, die den Weg zu einer erfolgreichen osteopathischen Behandlung weisen können. Dabei wird das Verständnis vorausgesetzt, daß auf das Hüftgelenk die Kräfte von oben (über die Wirbelsäule und das ISG) als auch die Kräfte von unten (untere Extremitäten) wirken. Jede Wirkung hat natürlicherweise auch eine Auswirkung. Das Hüftgelenk darf also nicht isoliert gesehen werden, auch wenn dieser Artikel sich aus Platzgründen allein auf dieses Gelenk beschränkt.

Biomechanik

Einige wenige biomechanische Aspekte sollte der Behandler für die Behandlung der Hüfte unbedingt kennen:
Intrakapsuläre Veränderungen (Coxitis, Coxarthrose) führen zu einer Schrumpfung des bindegewebigen Anteils der Gelenkkapsel. Dieser Vorgang führt zu einer Bewegungseinschränkung, die sich in einer vorgegebenen Reihenfolge vollzieht, die von dem englischen Arzt Cyriax als Kapselmuster bezeichnet wurde. Das Kapselmuster für das Hüftgelenk vollzieht sich über die Innenrotation, Extension und Abduktion.

Die Ruhestellung (loose packed position) des Hüftgelenks befindet sich in 30° Flexion und 30° Abduktion und ca. 20° Außenrotation. In dieser Stellung ist die Gelenkkapsel am meisten entspannt, weshalb es sich anbietet, eine Traktion des Gelenks in dieser Position auszuführen. Im Gegensatz dazu befindet sich die verriegelte Stellung in maximaler Extension mit Innenrotation und Abduktion.

Eine Flexion im Kniegelenk bewirkt in der Regel eine Flexion im Hüftgelenk. Die Außenrotation ist eine sehr instabile Position der Hüfte. Einrenken läßt sich das Hüftgelenk über eine Traktion und Innenrotation.
Der normale CCD(Centrum-Collum-Diaphysen)-Winkel beträgt beim Erwachse-nen ca. 125°. Er verändert sich mit dem Alter. Von einer Coxa valga spricht man, wenn der Winkel zwischen Schenkelhals und Oberschenkel beim Erwachsenen über 130° liegt. Eine Coxa vara ist bei einem CCD-Winkel unter 120° gegeben. Während die Coxa valga oft ohne Folgen bleibt, führt die Coxa vara zu deutlichen biomechanischen Belastungen. Der Wiberg-Winkel (W) bezeichnet die Gradzahl der Überdachung der Hüftpfanne (siehe Zeichnung). Die Achse der Hüftpfanne liegt 30°–40° zur Horizontalen (siehe Zeichnung 1).

Das Hüftgelenk wird ligamentär durch das Lig. iliofemorale, Lig. pubofemorale und das Lig. ischiofemorale stabilisiert. Die Bänder werden in Extension gespannt und sind in Neutralstellung entspannt (s. Zeichnung 2 nächste Seite).
Der Antetorsionswinkel ist der Winkel, um den der Schenkelhals des Femur nach vorne zeigt. Er beträgt normalerweise ca. 12°. Ist er größer, führt dies zu einer Innenrotation des Beines. Bei Kindern läßt sich dies nicht selten beobachten. Ist der Winkel kleiner, steht das Bein in Außenrotation (s. Zeichnung 3 nächste Seite).

Bewegungsausmaß des Hüftgelenks

Flexion 120°, Extension 15°
Abduktion 45°, Adduktion 25°
Außenrotation 45°, Innenrotation 30°
Horizontale (das Bein ist flektiert) Abduktion 50°, Horizontale Adduktion 25°
Horizontale Außenrotation 70°, Horizontale Innenrotation 45°.

Funktionelle Untersuchung

Übersicht

1. Funktionelle Untersuchung
2. Beurteilung des Trochanterhochstandes
3. Traktion und Kompression
4. Fabere-Test
5. Thomas-Handgriff
6. Test Symphysis pubica
7. Kapselprovokationstest
zu 8.: Muskeltests
9. Menell-Test (3-Stufen-Test)
10. Hüftdysplasietest
zu 11.: Kompressionstest
Osteopathische Behandlungstechniken

Erkrankungen des Hüftgelenks

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Anschrift der Verfasserin:
Helge Franke D. O. M. R. O.
Fürst-Bülow-Str. 10, 57074 Siegen
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