Bronchitis und Phytotherapie

Von Josef Karl

Naturheilpraxis versteht sich ja seit Jahrzehnten als Fachorgan der traditionellen Naturheilkunde und im besonderen auch der Phytotherapie. Die Kassenmedizin hat die Phytopharmaka aus der Erstattung ausgeschlossen. Eigentlich wäre der Heilpraktiker der einzige, der die Phytotherapie wirklich weiter fortsetzen und tragen kann, was ihn wiederum für Patienten emphielt, die auf die Heilpflanzen vertrauen.
Wegen der Bedeutung der Phytotherapie gerade bei Atemwegserkrankungen möchten wir deshalb diesen “historischen” Artikel von unserem Autoren Josef Karl aus dem Jahre 1993 noch einmal einfügen. Josef Karl war Jahrzehnte Mitglied der Arzneimittelkommission C Phytotherapie und hat zahlreiche Monographien mit erarbeitet.
Red.

Es bietet sich folgende Einteilung an – mit dem Vorteil des präziseren Einsatzes von Heilpflanzen:

1. Muzilaginosa – „Schleimdrogen“;
2. Expektorantien – auswurffördernde Pflanzen;
3. Bronchospasmolytika;
4. Hustensedativa (Antitussiva);
5. Bronchial-Desinfizienzien.

Nach dem gegenwärtigen Stand auch der „Aufbereitung der Ptlanzen durch die Kommission E (Phytotherapie) beim Bundesgesundheitsamt in Berlin (BGA)“ können die Einteilungen im einzelnen so aussehen:

1. Muzilaginosa

Diese Pflanzen enthalten Schleim und fördern die Abhustbarkeit durch „Verflüssigung des Schleims“. Vergessen werden darf nicht eine entsprechende Flüssigkeitsmenge (bis zu drei Liter pro Tag) – wobei sich vor allem gut warme Bronchialtees anbieten.

Die brauchbarsten dürften sein:

1.1. Eibisch – Rad. et Fol. Althaeae
1.2. Isländisches Moos – Lichen islandicus
1.3. Süßholz – Rad. Liquiritiae
1.4. Malve – Fol. et Flor. Malvae
1.5. Hutlattich – Fol. Farfarae.

Alle diese Pflanzen haben eine Monografie – mit Ausnahme von der Malve sind sie auch im Deutschen Arzneibuch (DAB) Ausgabe 9 aufgeführt.
Der „trockene Reizhusten“ wird bei Isländisch Moos und Malve ausdrücklich erwähnt.
Bei Süßholz gibt es wegen der evtl. mineral-corticoiden Effekte Gegenanzeigen (u. a. Hypertonie und Schwangerschaft) und Nebenwirkungen (bei längerer Anwendung und höherer Dosierung Kaliumverlust mit Hochdruck. Ödeme) – nicht länger als vier bis sechs Wochen.
Huflattich ist zwar nach den Schwierigkeiten wegen der Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) wieder in der Therapie – aber mit Beschränkungen: Zum einen sind die gelben Blüten herausgenommen worden (mangelnde Wirksamkeit), zum anderen ist die Anwendung auf vier bis sechs Wochen im Jahr begrenzt.
Gegenanzeigen: Schwangerschaft und Stillzeit.
Ein gutes Rezept bei trockenem Husten (der Patient klagt, daß „nichts herausgeht“) wäre:

Sirup. Althaeae Sirup.
Liquiritiae aa ad 250.0
M.S.tee eßlöffelweise 4-5x tgl.
Zwischendurch können Isla-Moos-Pastillen N 2/3 gelutscht werden (4-6x 2)
Tee von Isl. Moos schmeckt schlecht.

Als Tee empfiehlt sich die „Standardmischung Brusttee“:

10 Teile Anis
10 Teile Süßholzwurzel
20 Teile Isländisches Moos
30 Teile Eibischwurzel
30 Teile Hutlattichblätter
Mischen: 1 EßI. auf 1 große Tasse mit kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen; früh und abends 1 Tasse.

2. Expektorantien

3. Bronchospasmolytika

4. Hustensedativa

5. Memwegs-Desinfizienzien

Allgemeines:

Vitamin-C-Stoß mit Sanddomsaft, Cerolasaft oder Acerola- Taler von Dr. Grandel; Hagebuttenmus.
„Abwehrmittel“ von Echinacea, Thuja, Baptisia, Eupatorium – eigene Erfahrungen liegen vor mit Cefasept, Echinacin, Pascotox, Scorotox, Gernasept* [*außer Handel] und Toxi-Loges.
Die chronische Bronchitis älterer Menschen braucht neben den angeführten Mitteln Herzglykoside: Cefascillan, Szillosan* [*außer Handel], Cor-Loges* [*außer Handel], Miroton.

Um Mißverständnisse nicht aufkommen zu lassen:

Die Phytotherapie vermag viel; Ursachenbeseitigung sollte dazukommen.

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Literaturverzeichnis
1.Gerster, G.: Asarum europaeum. Zeitschrift für Phytotherapie 4, 665 (1983)
2. Karl, J.: Therapiekonzepte für Naturheilkunde. Pflaum Verlag, München
3. Luber, B.: Infektionen der Atemwege: Bronchitis-Obstruktion. ZFA, 63, 545 (1987)
4. Schuffels, M.: Editorial; Gesundes Leben 68, 2 (1991)
5. Weiß, R.F.: Bewährte Rezepturen: Expectoratien. Zeitschrift für Phytotherapie 22. 1/1981

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Alpenstr. 25
Penzberg



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