FACHFORUM

Fettstoffwechselstörungen – Hinweise aus dem Auge; Therapievorschläge

von Josef Karl

I.

Unter Lipiden werden die eigentlichen Fette und die fettähnlichen Stoffe, die Lipoide, zusammengefasst.

Lipide enthalten im Wesentlichen Fettsäuren, sind wasserlöslich und teilen sich im groben auf in Cholesterine und Triglyzeride.
Cholesterine wiederum sind die Grundsubstanz aller Steroide (z.B. Kortikosteroide, Oestrogen, Androgene). Sie gelten als wesentlicher Bestandteil aller Membranen, menschlicher und tierischer Zellen; sie fehlen in Pflanzen. Was bekannt ist und seit Jahren in intensiver Diskussion: unterschieden wird zwischen dem “guten” HDL (High Density Lipoids) und dem “schlechten” (Low Density Lipoids) Cholesterin. Auch die Höhe des Gesamtcholesterins ist wahrscheinlich noch nicht allgemeiner Konsens: in der BRD geht man von einem Mittelwert von < 200 mg/dl aus. HDL soll über 40 mg/dl erreichen, LDL 100 mg/dl nicht überschreiten. Nicht unerwähnt soll sein, dass es Stimmen gibt, die vor extensiv niedrigem Gesamtcholesterin warnen, ja sogar einen möglichen Zusammenhang mit Karzinomen diskutieren.

Die Cholesterin-Synthese erfolgt in der Leber und im Darm.

Triglyceride sind sog. Neutralfette, ein Ester des dreiwertigen Alkohols Glyzerin. Auch hier erfolgt die Synthese in Leber und Darm, aber auch im Fettgewebe. Von außen (exogen) geschieht die Zufuhr über die Nahrung, vor allem zu viele tierische Fette und artifizielle Weißmehlprodukte z.B. und natürlich Alkohol. Prädiabetiker und Diabetiker haben zwangsweise häufig eine Hypertriglyzeridämie.

Fest steht seit langem: wir essen zu viele tierische Fette, zu süß und haben eine Überernährung an tierischem Eiweiß (Prof. Wendt).

Eine relative Hyperproteinämie bedingt eine Verminderung des Plasmavolumens, die wir auch bei Austrocknung (Exsikkose) vorfinden. Meist ist sie an der parallelen Zunahme des Hämatokrits erkennbar, ein Risikofaktor, der in den letzten Jahren ebenso sehr in den Vordergrund gerückt ist wie die Hyperproteinämie. Prof. Dr. med. L. Wendt wies bereits vor Jahren in einem umfangreichen Fachbuch darauf hin, dass die Eiweißüberernährung der Industrieländer erhebliche Auswirkungen auf die Zerstörung der Kapillarmembran hat – siehe Literaturhinweis und die Gefäßbilder: Es kommt unter anderem zum sog. Sludge-Phänomen.

(Der heute bei jedem größeren Blutbild ermittelte Haematokrit-Wert gibt in Prozent die zellulären Bestandteile am Volumen des Blutes an. Er soll bei Männern zwischen 40 und 52, bei Frauen zwischen 37 und 47 liegen, und diese Referenzwerte nicht überschreiten.)

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass neben dem genetischen Faktor und der hormonellen Situation von Frauen im Klimakterium, wo es zu Erhöhungen der angesprochenen Substanzen kommen kann, die Ernährung, das Übergewicht und die Bewegung zentrale Ursache sind. In jenen Fällen wo Erbveranlagung und Hormonhaushalt eine Rolle spielen, sind die Betroffenen auf eine gute Therapie und korrekte Lebensweise angewiesen – in allen Fällen ist die “Eigenleistung” des Patienten unentbehrlich.

Trotz Vielem, was bekannt ist, gibt es noch Lücken:
Ab welchen Werten muss der Patient chemische Senker (z.B. Statine) einnehmen? Generell werden in den angelsächsischen Ländern niedere Grenzen gefordert, bei uns ist man zuweilen großzügiger.

Andere Risikofaktoren, die ebenfalls das Gefäßsystem belasten sind, um nur beispielhaft etwas zu benennen, die Harnsäure und das Homozystein, letzteres in der Schulmedizin immer noch dem Für und Wider ausgesetzt. So wie es jedoch aussieht, unsere Lebensumstände nicht gesünder werden, wird man tunlichst auch hier eingreifen: Homocyvit “Steierl” und vaso-loges “Loges” sind – neben anderen – Präparate, die Vitamin B6, B12 und Folsäure enthalten und sich wahrscheinlich durchsetzen.

...

Literatur:
Josef Angerer “Ophthalmotrope Phaenomenologie” Band I und II, Tibor Marczell Verlag 1973 (vergriffen)
Josef Angerer “Handbuch der Augendiagnostik”, K. F. Haug Verlag, Saulgau 1953 (vergriffen)
Josef Karl “Neue Therapiekonzepte für die Naturheilkunde”, Pflaum-Verlag München 1995
Prof. Dr. med. Lothar Wendt: “Krankheiten verminderter Kapillarmembranpermeabilität’”, Koch-Verlag Frankfurt/Main 1972 (vergriffen)

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



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