Tibetische Medizin im Westen?

Von Jochen Schleimer

Parallel zum Interesse am Buddhismus und der Popularität des Dalai Lama hat auch das Interesse an der tibetischen Medizin zugenommen.
Sie wird oft als “sanfte Medizin” bezeichnet, was sie im Hinblick auf die häufige Verwendung der Kauterisation mit heißer Nadel nicht ist. Es sind andere Gründe, die die tibetische Medizin einzigartig machen:

1. Sie ist eine Verschmelzung der besten Ansätze aus dem indischen Ayurveda und der traditionellen chinesischen Medizin
2. In den Hochlagen des Himalaya – an den Grenzen der Wachstumsmöglichkeiten – gedeihen Pflanzen mit außergewöhnlicher Heilkraft
3. Das tibetische Gedankengut ist weitgehend vom Buddhismus geprägt, was zu einer besonderen Annäherung an den Begriff der Krankheit, besonders der Psychosomatik, geführt hat.

Der indische Ansatz

Zusammen mit dem Buddhismus kam auch die indische Medizin in das Land des Schnees.
Nach der Auffassung der Samkhya – Philosophie besteht der wahrnehmbare Teil des Kosmos aus 4 Eigenschaften: Wärme und Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit; diese bilden die 4 Elemente:

Wasser = feucht-kalt
Luft = feucht warm
Erde = trocken-kalt
Feuer = trocken-warm

Das 5. Element ist Akasha, was Äther oder Raum bedeuten kann, die Zuordnung zu den Eigenschaften ist unter den verschiedenen Schulen strittig.

Der indische Ansatz hat große Ähnlichkeit mit der westlichen Humoralpathologie, was in Anbetracht des regen und oft nicht friedfertigen Austausches (Alexander der Große) nicht verwunderlich ist. Auch heute heißen die muslimischen Ärzte in Indien INANI, was eine Verballhornung von Ionier darstellt, und auf den griechischen Ursprung der islamischen Medizin in Indien hinweist.

Aus der indischen Medizin stammt auch die TRIDOSA – Lehre, wonach für das menschliche Wohlergehen in erster Linie das Gleichgewicht von “Galle” = PITTA, “Wind” = VATU und “Schleim” = KAPHA zuständig sind.

Aus der chinesischen Medizin stammt in erster Linie die Akupunktur, die jedoch modifiziert wurde:

Wegen der zahlreichen durch “Kälte” und “Wind” bedingten Krankheiten wird oft mit der “Heißen Nadel” gearbeitet. Früher wurde dabei fast immer mit dem Brenneisen kauterisiert, heute nehmen die tibetischen Ärzte öfter eine dicke Goldnadel, die sie am Körper tragen, die erwärmt dem Patienten nicht nur Hitze, sondern auch die persönliche Lebensenergie des Arztes überträgt.
Allerdings nahmen die tibetischen Ärzte in Bhutan bei meinem letzten Aufenthalt gern die Akupunkturnadeln von SEIRIN entgegen, sogar in der für tibetische Verhältnisse winzigen Größe 3 B (= hellblau).

Diagnostik

Therapie

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Literaturverzeichnis:
Curic, A.: Die sanfte Heilkunst der Tibeter, h + l, Köln, 1998
Krämer, C.: Traditionelle Tibetische Medizin, midena, München 2000
Lad, V.: Das Ayurveda Heilbuch, Schangrila, Haldenwang, 1986

Anschrift des Verfassers:
Dr. med. J. Schleimer
Nervenarzt, Homöopathie-Naturheilverfahren
Waltramstr. 3
81547 München



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