Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Die Rolle der Akupunktur in der Krebsbehandlung, Teil 2

Was passiert mit dem Patienten, wenn die Diagnose Krebs lautet?

von Dr. Friedrich Staebler – Übersetzt von Rebecca Ewert

Es folgt eine zusammengefasste “Dramaturgie”, die sich aus Patientengeschichten aus vielen Jahren zusammensetzt. Sie beansprucht keine Endgültigkeit und soll lediglich die Frage beantworten helfen: “Was erwarten Patienten von uns, und was ist unsere Rolle?”

Wenn wir einen Knoten finden, wenn der Arzt eine Verhärtung palpiert, wenn es einen erhöhten Tumormarker gibt (z.B. PSA, CA125), oder wenn ein Schatten auf einem Röntgenbild erkannt wird, dann kann unsere Reaktion “Na toll, ich wusste es, typisch! Es musste genau mich treffen!” sein oder wir können so geschockt sein, dass wird die ganze Geschichte ausblenden. Wir hören “Ich kann nicht ausschließen, dass es Krebs ist.” und “Es ist sehr wahrscheinlich, dass alles in Ordnung ist.” Oder das Krankenhaus schickt einen Brief in dem steht: “In vier von fünf Fällen gibt es keinen Grund zur Beunruhigung.” Wir beten, dass wir einer von den vier von fünf sind. Die Zeit, in der wir auf die Ergebnisse warten, kann grausam sein.
Wir gehen also zu dem Termin, dem schicksalhaften Augenblick der Wahrheit, der uns die ganze Zeit beschäftigt hat. Die Krankenschwester bringt vielleicht eine Tasse Tee und sagt “Der Doktor ist gleich bei ihnen.”

Dann wird uns mitgeteilt, dass es Krebs ist. Gelegentlich wird die Mitteilung mit verwirrenden Ausdrücken umschrieben, um den Schock für den Patienten abzumildern. Einer meiner Patienten denkt, dass das eher den Arzt als den Patienten schonen soll. Auf jeden Fall schlägt die Nachricht wie eine Bombe ein: Unsere erste Reaktion sind Panik und Angst, die die Kampf-oder-Flucht-Reaktion auslösen. Gedanken rasen durch unseren Kopf: “Ich werde sterben! Werde ich sterben? Bitte lass mich nicht sterben!” Oder wir sind wie gelähmt, oder als hätte uns jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Später, wenn wir unsere Denkfähigkeit wiedererlangt haben, gehen wir einen ganzen Katalog von Fragen durch: “Wie schlimm ist es, wie stehen meine Chancen, und was man daran machen?” Flucht verwandelt sich in Kampf.

Ist der Tumor klein und abgegrenzt oder hat er sich ausgebreitet? Was sagen die Statistiken? Was ist mit anderen in dieser Situation geschehen? Was denken die Fachleute? Einer meiner Patienten bemerkte: “In diesem Stadium hatte ich zu viel Angst, um irgendetwas Wesentliches zu fragen. Mich beschäftigte viel mehr ‚Wie werde ich damit zurechtkommen, wenn mein Haar ausfällt?’” Manchmal dauert es eine Weile, bis man die Nachricht verdaut hat und sich damit abgefunden hat, was gerade gesagt wurde. Gelegentlich schaffen wir es, mit dem Fliehen eine Weile lang aufzuhören und können nach innen lauschen: “Warum passiert das, womit hat es zu tun, und was will es mir mitteilen?”

Krebs verändert uns für immer. Jedes Mal, wenn wir ein Gesundheitsproblem haben, wenn wir einen Knoten erfühlen, wenn wir ein Zwicken oder Schmerzen oder Bauchweh haben, fragen wir uns: “Ist das der Krebs, der zurückkommt?” Wir lassen vielleicht weitere Tests durchführen, und wieder müssen wir die grausame Zeit des Wartens auf die Ergebnisse durchleben.
Krebs kann im gleichen Maße ermächtigend und hemmend sein. Wenn wir Glück haben, finden wir Hoffnung und inneren Frieden: “Ich werde dies überstehen.” Dem Tod direkt ins Gesicht zu sehen kann befreiend sein. Wir halten uns nicht mehr für unsterblich, wir sehen die Zukunft nicht mehr als selbstverständlich an, wir können lernen, das Leben Tag für Tag zu leben und für das, was wir haben, dankbar zu sein.
Andererseits können uns Angst und Panik in einen Zustand von Depression und Lähmung führen. Krebs, und ganz besonders seine Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung, können sehr schwächend sein. Wir können unser Leben nicht mehr so leben wie vorher und müssen diese Grenzen akzeptieren lernen.

Oft wechseln sich innerer Frieden und Panik ab, manchmal treten sie sogar gleichzeitig auf. Letztendlich sind nur wenige Menschen dauernd ruhig und im Frieden in Erwartung des Todes. Es kann einen ausschlaggebenden Unterschied machen, wenn wir es schaffen, Prioritäten zu setzen, negative Energie zu minimieren, giftige Einflüsse zu vermeiden, die Angst vor dem Tod zu überwinden und versuchen, unsere ungelösten Problem nicht in einen Latenzstatus zu verdrängen. Krebs wird nie vollkommen aufgelöst. Die Heilung bleibt immer unfertig und im Werden.

Was kann am Krebs gemacht werden?

Welche Rolle spielt der Akupunkteur in der Krebsbehandlung?

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Anschrift der Übersetzerin:
Rebecca Ewert
64 Hapua Street
Wellington 6003
New Zealand



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