Ein wichtiges südafrikanisches Phytotherapeuticum? Sutherlandia frutescens

Von Josef Karl

I.

Vielleicht sind in den vergangenen Jahren durch die Dominanz der TCM mit ihren Teemischungen andere neue außereuropäische Arzneipflanzen nicht so in den Vordergrund getreten, wie es in der Zukunft sein könnte. Wenn wir den Arzneischatz der in Deutschland als offizinell geltenden Pflanzen in den letzten Jahrzehnten betrachten, so ist wenig Neues hinzugekommen – vielmehr fielen zahlreiche Arzneipflanzen, lange genützt, aus der Verordnung heraus. Durch die Bearbeitung der E-Kommission (Phytotherapie) gab es einschneidende Veränderungen: teilweise erhielten die Pflanzen mangels Wirksamkeit (z.B. Veronica offic., Pulmonaria offic., Galega offic.) oder wegen der Unbedenklichkeit (Rauwolfia serp., Ruta graveolens, Rubia tinctoria u.v.a.) keine Positiv-Monografie.
Zwar tauchen immer wieder sog. Wunderpflanzen auf, die sich aber kaum durchsetzen können höchstens als “Nahrungsergänzungsmittel” ein Randdasein führen. Im Rahmen der sog. Globalisierung könnten sich in den nächsten Jahren Arzneipflanzen in Deutschland durchsetzen, die zwar kaum eine therapeutische Revolution auslösen werden, aber doch zum erweiterten Standard der Phytotherapie auf evidenz-geprüfter Basis beitragen.

II.

Aus Südafrika haben sich schon einige Jahrzehnte (ca. 50 Jahre) Uzara® (Xysmalobium undulatum) und Umckaloabo® (Pelargonium sidoides bzw. reniforme) bei uns eingebürgert; erstere bei leichteren spastischen Magen-Darmbeschwerden, letztere bei Infekten der oberen Luftwege – wobei letztere momentan geradezu eine Renaissance erlebt im Indikationsbereich von Echinacea. Etwas später setzte sich die Teufelskralle durch, Harpagophytum procumbens. Sie ist gut untersucht und hat eine allgemeine Akzeptanz bei Gelenkbeschwerden verschiedener Art. Bei allen dreien handelt es sich um monografierte Arzneimittel, alle drei sind verschreibungsfrei.

Nun taucht in letzter Zeit die seit langem im südlichen Teil Afrikas verwendete Sutherlandia frutescens (L.) subspecies mikrophylla auf. Der Name geht auf den englischen Botaniker James Sutherland zurück (1639-1719), zu deutsch hat sich “Krebsbusch” neben “Ballonerbse”eingebürgert, nachdem englische Siedler aus Beobachtungen bei verschiedenen Krebsarten schon früh die Pflanze als “Cancerbush” benannten. Von den Einheimischen, beispielsweise dem Sotho-Stamm, gibt es den Namen “Lerumo-lamadi”, übersetzt mit “Speer des Blutes” – sie benutzen Teile des Buschs bei den verschiedensten Krankheiten und halten ihn für blutreinigend und somit allgemein für abwehrsteigernd. Fieber, Rheuma, Erkältung etc. gelten als Indikation.

III.

Botanisch werden heute von der Gattung Sutherlandia sechs Arten genannt, die nur schwer zu unterscheiden sind und im 19. Jhdt. auch unter anderen botanischen Bezeichnungen liefen. Die Familie ist die der Fabaceae, der Schmetterlingsblütler (auch Papilionaceae benannt), Hülsenfrüchtler mit 9000 (!) Arten weltweit.
Heimat ist die westliche Kapregion; eine trockene, wüstenartige Landschaft genügt dem bis zu einem Meter hohen Busch als Lebensraum. Die Blätter, die am häufigsten Verwendung finden, sind zart und stark gefiedert. Die roten Blüten sind sehr dekorativ und erinnern an, auch bei uns bekannten, Schmetterlingsblüten.

...

Literatur:
1. Ben-Erik van Wyk, Bosch van Oudtshoorn und Nigel Gericke: “Medicinal Plants of South-Afrika”; Briza Publications, Pretoria 1997, ISBN 1-875093-09-5
2. Klaus Peter Latté: “Zeitschrift für Phythotherapie”; Hippokrates-Verlag 6/2005; S. 300-305
3. Kurzer Beitrag in der Zeitschift “Bio” 2006/1
4. Diverse Materialien und Bilder Fa. “Sutherlandia Germany”

Anschrift des Verfassers:
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstr. 25
82377 Penzberg



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 06/2006

Naturheilpraxis 06/2006