Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.

Xiao yao san und verwandte Rezepturen

Von Daniel Stehli-Schär

Kurse und Vorträge zu diesen Themen mit Daniel Stehli-Schär finden auf dem Kongress in Rothenburg statt:
Samstag 27.05.06,
09.00–10.30 (Kurzvortrag) und 14.00–17.00 Uhr

Die Betrachtung der klassischen Rezeptur Xiao yao san (Pulver der heiteren Ungebundenheit/Pulvis serenitatis/Umherstreifen Pulver etc.) geht von einer Beschreibung des Funktionskreises der Leber und dessen Stellung innerhalb der Funktionskreise aus. Ausgehend von der Funktion der Leber, die die Kontrolle über einen sanften Fluss des Qi im ganzen Körper hat und als Lagerstätte des xue dient, ergeben sich die beiden wichtigsten pathologischen Bezüge: die Störung des Qi-Flusses und die Schwierigkeiten bei der Nährung der Körperstrukturen. Ein gestörter Qi-Fluss hat verschiedene Konsequenzen: Zuckungen, Krämpfe, Stressphänomene – um nur einige zu nennen.

Die Hauptindikation von Xiao yao san ist die Qi-Stagnation im Funktionskreis der Leber. Damit ist der Bezug zu einer chinesischen Diagnose gegeben, die auf eine Störung des Funktionskreises der Leber und insbesondere auf eine Störung des Qi-Haushalts deutet. Unter Umständen wird auch eine zugrunde liegende Schwächung des Funktionskreises der Niere mitbehandelt. Eine eingehende Analyse der Diagnose, die zur Verabreichung von Xiao yao san führt, wird in die Betrachtung mit einbezogen.

Die Seite des xue kann von der Betrachtung nicht ganz ausgeschlossen werden, da ein geregelter xue-Fluss nur dank eines freien Qi-Flusses überhaupt möglich ist. Deshalb sollen die verschiedenen pathologischen Muster kurz beleuchtet werden:

• Stagnation des Leber-Qi (gan qi yu jie)
• Nach oben schlagendes Leber-Feuer (gan huo shang yan)
• Leber-Xue-Leere (gan xue xu)
• Leber-Yin-Schwäche (gan yin xu)
• Aufsteigendes Leber-Yang (gan yang shang kang)
• Innerer Wind im Funktionskreis der Leber (gan feng nei dong)
• Blockaden durch Kälte in der Leitbahn der Leber (han zhi gan mai)
• Leber-Qi-Mangel und Leber-Yang-Mangel (gan yang qi xu)
• Hitze-Feuchtigkeit in Leber und Gallenblase (gan dan shi re)

Daraus ergeben sich verschiedene therapeutische Konsequenzen. Das Hauptthema einer Regulation des Funktionskreises der Leber besteht demnach in einer Befreiung von gestauten Energien. Dieses Profil erfüllt Xiao yao san hervorragend.

Zu einer Besprechung gehört eine Beurteilung der Pharmakologie der Rezeptur und deren Einzelbestandteile. Dies gilt sowohl für die westliche wie die chinesische Seite. Warum sind die Bestandteile von Xiao yao san als relativ bedenkenlos einzuschätzen und weshalb zeigen trotzdem einzelne Patienten eine Unverträglichkeit bzw. eine Abneigung gegen die Rezeptur? Eine Betrachtung der einzelnen Bestandteile der Rezeptur gibt hier Aufschluss.

Xiao yao san besteht aus

• Chai hu (Radix Bupleuri)
• Dang gui (Radix Angelicae sinensis)
• Bai shao (Radix Paeoniae lactiflorae)
• Bai zhu (Rhizoma Atractylodis macrocephalae)
• Fu ling (Poria)
• Zhi gan cao (Radix Glycyrrhizae tostae)
• Bo he (Herba Menthae)
• Wei jiang (Rhizoma Zingiberis tostae)

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