STUDIE

Bericht über das 2-Tage Intensiv-Seminar von Prof. Laurie Hartman in München

Der Impuls entsteht in dem Behandler

von Helge Franke

Am 18. und 19. Februar veranstaltete der Arbeitkreis München der ACON ein Seminar mit Laurie Hartman zu dem Thema: Die Behandlung der LWS. Wieder einmal gelang es durch das Engagement von Michael Münch Prof. Hartman nach Moosach zu holen und damit an die erfolgreiche Veranstaltung im Sommer des letzten Jahres anzuknüpfen.

Laurie Hartman gehört zu den renommiertesten Dozenten der osteopathischen Medizin. Bereits mit 20 Jahren fing er an, Schüler der Osteopathie zu unterrichten. Über Jahrzehnte lehrte er an der bedeutendsten und ältesten Osteopathie – Schule in England, der British School of Osteopathy (BSO). 1994 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Neben seiner Dozententätigkeit arbeitete er in eigener Praxis. Dieser Umstand mag erklären, warum die Kombination zwischen Lehre – dem intellektuellen Verständnis von dem, was man tut – und der therapeutischen Arbeit, in der es um praktikable und effiziente Lösungen geht, sich in der Person von Prof. Hartman auf fast schon ideale Weise vereint. In Deutschland wurde er vor allem durch sein „Lehrbuch der Osteopathie“ bekannt und durch seine Seminare, die er in den letzten 10 Jahren in München gehalten hat. Seit seinem schweren Unfall im Jahr 2002 hat er seine Seminartätigkeit auf wenige Organisationen beschränkt.

Im Mittelpunkt seines Seminars stand das Konzept der minimalen Hebeltechnik. Klassische Konzepte der Manipulationstechniken basieren auf den so genannten kombinierten Hebeltechniken. Neben einer Hauptkomponente (z.B. Rotation) werden für die Verriegelung der Wirbelsäule ein oder zwei zusätzliche Komponenten eingesetzt (z.B. Seitneigung und Flexion) (siehe Grafik 1) Diese Technik basiert auf den Gesetzen von Harrison Fryette, einem berühmten amerikanischen Osteopathen, der in der 1. Hälfte des letzten Jahrhunderts lebte. Nach Fryette vermindert jede Bewegung in der Wirbelsäule das Bewegungsausmaß der anderen Bewegungsrichtungen. Laurie Hartman entwickelte eine Technik, die über dieses Konzept hinausgeht und mit der der Behandler sehr präzise und kontrolliert Manipulationstechniken ausführen kann. Dabei wird das umgebende Gewebe durch verschiedene Bewegungen (Hebel) derart angespannt, dass ein Impuls erfolgen kann, ohne dass sich das Gelenk am Bewegungsende befindet. Bei dieser minimalen Hebeltechnik baut der Therapeut eine Spannung auf, die das Gelenk näher an der Mittelposition fixiert. Der Manipulationsimpuls kann so risikoloser und schonender erfolgen, da weniger Kraft mit einer geringeren Amplitude eingesetzt wird.

Für Hartman gehört zur technischen Kompetenz weit mehr als eine isolierte Technik. Er erläuterte seine Vorstellung anhand des „BSO Skill Assessment“. Demnach ergibt sich Kompetenz aus dem technischen Stil des Behandlers, seiner Fähigkeit, effektiv arbeiten zu können (die richtige Behandlungsform zu wählen), seiner Patientenführung sowie seinem Verständnis von Ursache und Funktion der Erkrankung. Erst die Kombination dieser Eigenschaften macht aus einem Osteopathen einen guten Behandler.

Buchhinweis - Laurie S. Hartman: Lehrbuch der Osteopathie, Pflaum Verlag München, 380 Seiten, 65,50 € ISBN: 3790507539.

...

Anschrift des Verfassers:
Helge Franke D.O.M.R.O.
Fürst-Bülow-Str. 10
57074 Siegen
E-Mail: helge@franke-center.de



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis 05/2006

Naturheilpraxis 05/2006