ETHNOMEDIZIN

Orakel als Lebensberatung: Die andinen Koka-Wahrsager

Ein Beitrag zur Ethnomedizin

Von Walter Andritzky

Das Orakellesen und Weissagen mit den verschiedensten Medien gehört seit der Antike zu den Methoden außerakademischer Psychologie und Lebenshilfe. Aus den Traumorakeln Apollos, dem Schutzgott der altgriechischen Weissager, sind zahlreiche Heilungen überliefert, und die Sprüche der Phytia in Delphi haben die antike Weltgeschichte beeinflusst. Das Ende der klassischen, öffentlich-offiziellen Staatsorakel kam mit dem Christentum, als die Wahrsager des Pakts mit dem Teufel und den Dämonen beschuldigt wurden. Nach dem Orakelverbot des Kaisers Konstantin im Jahre 362 n. Chr. schloss man als letztes das delphische Orakel, das 398 n. Chr. abgerissen wurde.

Orakel und Inquisition

Wenngleich das offizielle Orakelwesen verboten war, lebten die verschiedensten Weissagungspraktiken bei den mittelalterlichen Volksheilern und Wahrsagern in einem halb-öffentlichen Milieu fort. Erst mit der physischen Vernichtung der sog. “Hexen” und der mit magischen Methoden befassten Heiler, ging die gewachsene Tradition des abendländischen Orakelwesens zu Ende. Im Leitfaden für die Abwicklung der Hexenprozesse, dem “Hexenhammer” der Inquisitoren Sprenger und Institoris, zählte die Wahrsagerei zu den “vierzehn Arten des Aberglaubens”. Wenn auch die Wahrsagerei nicht im Mittelpunkt der Hexenprozesse stand, wurde sie von der Kirche als eine Einmischung des Menschen in die göttliche Vorsehung missbilligt.

Der Ausschluss der Orakelpraktiken aus dem Spektrum des akademischen Interesses kann aber auch als Konsequenz des sich im 16. Jhd. rasch entwickelnden naturwissenschaftlichen Weltbildes interpretiert werden. Der Begriff der Realität wurde auf zähl-, mess- und wägbare Größen reduziert. In der im 18. Jhd. entstehenden “seelenlosen Psychologie” gab es keinen Raum mehr für Fragen und Verfahren, die auf einem von vieldimensionalen Sinnbezügen getragenen Weltbild beruhten. Diese beiden geschichtlichen Begründungen für die Nichtexistenz der Orakelmethode als Gegenstand der akademischen Psychologie, steht aber die weltweite Verbreitung dieser Technik gegenüber, die sie als eine Urform der im heutigen Sinne beratend-therapeutischen Tätigkeit erscheinen lässt.

Koka – die heilige Pflanze der Inka

Die coca-mama

Familiendynamik im Orakel

Eine junge Frau befragt das Orakel

Die Kunst des Orakellesens

Nonverbale Kommunikation

Das Orakel als Familientherapie

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Anschrift des Verfassers:
Dr. phil. Walter Andritzky
Kopernikusstr. 55
40225 Düsseldorf



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