Blätter für klassische Homöopathie

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Klassische Homöopathie

Phytolacca Decandra – Kermesbeere

Von Karin Kästle

EIn Nordamerika wird die Kermesbeere nicht nur vom Volk sehr geschätzt, sondern ebenso von homöopathisch arbeitenden Ärzten. Die Pflanze gehört zur Familie der Phytolaccaceae, sie wird auch in Südeuropa und Nordafrika angebaut, wobei feuchte Plätze bevorzugt werden.

Wie im Artikel von Helga Häusler und auch im Fall von Carola, der Kuh mit der Euterentzündung, beschrieben, ist Phytolacca ein wichtiges Mittel bei Erkrankungen der Brustdrüsen. Auch Thule Horn, eine sehr erfahrene Hebamme, die viele Hausgeburten homöopathisch begleitet, konnte mir bestätigen, dass bei einem Milchstau in ca. 60% der Fälle Phytolacca das angezeigte Mittel ist. Zur Heilung ist oft 1 Globulus C30, trocken auf die Zunge gelegt, ausreichend. Nach ihrer Erfahrung hilft die Kermesbeere vor allem dann, wenn keine sonderlichen Symptome vorhanden sind, die auf ein anderes Mittel hinweisen (“es fehlt das typische Aussehen der Patientin”). Die Brust ist knotig, sie kann rot sein, aber nicht so leuchtend rot wie bei Belladonna. Die Rötung zeigt sich dabei eher in Form von Bändern. Beim Anlegen der Brust bestehen Schmerzen, die über den Körper ausstrahlen können. Die Symptome entstehen jedoch nicht so akut und plötzlich wie bei Belladonna. Und für Bryonia ist die steinharte Brust mit blasser Schwellung typisch, jede Bewegung erhöht die Schmerzen, so dass die Brust gestützt werden muss. Besteht ein starker Durst, kann damit Bryonia von Phytolacca differenziert werden.

In den ersten Tagen des Milcheinschusses kann die Brust knotig sein, dies allein stellt jedoch noch keinen behandlungsbedürftigen Befund dar, denn der Säugling kann die Knoten abtrinken. Wenn zu wenig Milch kommt, weil die Milchgänge eng gestellt sind oder wenn die Milch am Laufen gehalten werden muss, damit sie nicht versiegt, weil der Säugling krank ist und nicht kräftig genug trinken kann, hat sich Phytolacca C6, 1-2 Tage lang verabreicht, bewährt. Kommt es aber nach der Entbindung zu einem heftigen Milcheinschuss, der Probleme bereitet, ist zur Regulation auch Pulsatilla ein sehr hilfreiches Mittel. Das Abstillen selbst erfordert in der Regel keine Arzneimitteleinnahme, denn dass die Brust für einige Tage etwas spannen kann, ist völlig “normal”. Bestehen aber nach dem Abstillen noch längere Zeit Beschwerden, so ist eine homöopathische Behandlung angezeigt.

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Arzneimittellehren von H.C. Allen, Eugene B. Nash, Constantin Hering und Karl Stauffer, in: ComRep-Computersoftware, Version 9.0 (Franz Simbürger, Eching).
Kent, James Tyler: Kents Arzneimittelbilder. Heidelberg: Haug-Verlag, 1990 (8. Auflage).

Kentsches Repertorium, in: ComRep-Computersoftware, Version 9.0 (Franz Simbürger, Eching).
Mezger, Julius: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. Heidelberg: Haug-Verlag, 1995 (11. Auflage).
Mutter, Joachim: Amalgam – Risiko für die Menschheit. Weil der Stadt: fit fürs Leben Verlag, 2002 (3. Auflage).

Anschrift der Verfasserin:
Karin Kästle
Am Dettingerberg 24
72488 Sigmaringen



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